
In den Exerzitien im Alltag nehmen Sie sich bewusst Zeit für Ihre Beziehung zu Gott, um immer offener zu werden für ihn in Ihrem ganz konkreten, persönlichen Leben. Exerzitien im Alltag sind eine besondere Zeit, die gestaltet sein will. Machen Sie Erfahrungen, was zu Ihnen und Ihrem Alltag passt, finden Sie eine Balance zwischen Selbstdisziplin und Gelassenheit.
Weite sehen – Freiheit leben

Christus,
du erhellst meinen Tag,
du machst mein Herz weit,
du befreist mich von dem,
was mich einengt und mich unfrei macht.
Ich weiß nicht,
wie du mir begegnen willst.
Ich möchte dich offen empfangen.
Gib mir Kraft und Mut dazu.
Amen
1. Impuls: Innerlich weit werden
Ich nehme meinen Platz ein.
Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Heute gönne ich mir eine Zeit der Stille.
Ich muss nichts machen.
Ich darf einfach da sein, wie ich bin.
Ich stelle mir vor, Gottes Gegenwart hüllt mich ein.
Ich bitte Gott um seinen Geist für diese Zeit mit ihm.
Ich lese das Gebet auf der gegenüberliegenden Seite
und verweile ein paar Minuten in diesem heilsamen
Raum der Stille.
Für den Tag
Eine Zeile, die mich besonders berührt, nehme ich mit in den Tag.
Gebet
- Guter Gott, umhülle mich mit deiner heilenden Gegenwart,
- berühre mich mit deinem Geist der Weite,
- öffne mein Herz für dich und die Menschen, denen ich heute begegne.
Komm
Du Geist der Stille
lass mich
in Dein Schweigen
gleiten
dass ich
in mir
hören kann
wie Du sprichst.
löse mich
aus der Angst
dass ich
alles Klammern
lasse
und gelassen
alles bin
was ich bin
offen wie ein
weiter Kelch
will ich
Deine Wundergaben
Deine Fülle
sachte fassen
Komm
Du Geist der Weite
wehe Deinen
großen Atem
in mein Denken
in mein Fühlen
komm
und nimm Dir
in mir Raum
Margrit Beck
2. Impuls: Geschenkte Freiheit
Ich nehme meinen Platz ein. Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Die Bibel, der Jahrtausende alte Erfahrungsschatz der Menschen, zeigt von
Beginn der Schöpfung an Gottes Fürsorge und Werben um uns Menschen: Nach
dem Sündenfall bekleidet er Adam und Eva, lässt sie nicht allein; er schickt
immer wieder Propheten, um uns Menschen zu zeigen, dass wir unsere Erfüllung,
unsere innere Freude nur mit ihm finden werden; er setzt als Zeichen des
Bundes zwischen den Menschen und ihm den Regenbogen ins Firmament und
schenkt uns mit Jesus das Zeichen des neuen und ewigen Bundes.
Gott wirbt um den Menschen, um jede und jeden Einzelnen. Jede*r ist für ihn
kostbar und wertvoll – für uns ist das unfassbar und unvorstellbar.
Herr, Deine Liebe ist wie Gras und Ufer,
wie Wind und Weite und wie ein Zuhaus.
Frei sind wir, da zu wohnen und zu gehen.
Frei sind wir, ja zu sagen oder nein.
Frei sind wir…
Gott respektiert unsere Freiheit. Und er schenkt uns Freiheit.
Er berührt uns zart, aber wartet auf unsere Antwort.
Er klopft immer wieder an, aber zwingt uns nicht.
Er möchte unsere freie persönliche Entscheidung auf seine unermessliche Liebe.
Frei sind wir…
Was lockt mich an Gottes Versprechungen? Was zieht mich an?
Warum will ich mich (immer wieder neu) für Gott entscheiden?
Für den Tag
Ich achte heute auf Situationen, in denen ich mich bewusst für oder gegen Gott
entscheiden kann.
Gebet
- Gott, du schenkst mir Freiheit und damit auch Verantwortung.
- Hilf mir, sie sinnvoll und fruchtbringend einzusetzen.
3. Impuls: Neue Erfahrungen
Ich nehme meinen Platz ein.
Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite — in allem bist du.
Da trat Petrus zu ihm und fragte: Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben,
wenn er gegen mich sündigt? Bis zu siebenmal? Jesus sagte zu ihm: Ich sage dir
nicht: Bis zu siebenmal, sondern bis zu siebzigmal siebenmal.
Mt 18, 21 – 22
Die Rechenleistung, die hier erbracht werden muss, um zu erfahren, wie oft ich
zum Vergeben bereit sein soll, zeigt, wie absurd es ist, dies zählen zu wollen.
Ich bin eingeladen, hinein zu wachsen in Gottes Unendlichkeit und darin Halt zu
finden.
Das schenkt mir Weite.
Gott zählt nicht. Ich darf zu ihm immer wieder kommen, mit meinen Bitten und
meiner Freude, mit meinem Versagen und meiner Hoffnung … unendlich oft.
Ich bin gerufen, die Weite, die ich dadurch erfahre, in meinen Beziehungen zu
leben und weiter zu geben.
Für den Tag
Heute gebe ich die Großzügigkeit Gottes an meine*n Nächsten weiter.
Was verändert sich dadurch in mir?
Gebet
- Jesus Christus,
- lass in meinem Alltag immer wieder deine Großzügigkeit aufleuchten.
4. Impuls: Weitergehen
Ich nehme meinen Platz ein.
Ich werde ruhig.
Gott, Heimat und Weite – in allem bist du.
Maria aber stand draußen vor dem Grab und weinte. Während sie weinte, beugte
sie sich in die Grabkammer hinein. Da sah sie zwei Engel in weißen Gewändern
sitzen, den einen dort, wo der Kopf, den anderen dort, wo die Füße des Leichnams
Jesu gelegen hatten. Diese sagten zu ihr: Frau, warum weinst du? Sie antwortete
ihnen: Sie haben meinen Herrn weggenommen und ich weiß nicht, wohin sie ihn
gelegt haben. Als sie das gesagt hatte, wandte sie sich um und sah Jesus dastehen,
wusste aber nicht, dass es Jesus war. Jesus sagte zu ihr: Frau, warum weinst du?
Wen suchst du? Sie meinte, es sei der Gärtner, und sagte zu ihm: Herr, wenn du
ihn weggebracht hast, sag mir, wohin du ihn gelegt hast! Dann will ich ihn holen.
Jesus sagte zu ihr: Maria! Da wandte sie sich um und sagte auf Hebräisch zu ihm:
Rabbuni!, das heißt: Meister. Jesus sagte zu ihr: Halte mich nicht fest; denn ich
bin noch nicht zum Vater hinaufgegangen. Geh aber zu meinen Brüdern und sag
ihnen: Ich gehe hinauf zu meinem Vater und eurem Vater, zu meinem Gott und
eurem Gott. Maria von Magdala kam zu den Jüngern und verkündete ihnen: Ich
habe den Herrn gesehen. Und sie berichtete, was er ihr gesagt hatte.
Joh 20, 11 – 18
Maria Magdalena kam voller Trauer zum Grab. Sie wollte Jesus noch einmal
berühren, ihm den letzten Liebesdienst erweisen. Sie suchte den Leichnam, fand
aber den lebendigen Gott.
An welchen Orten, in welchen Situationen, suche ich Gott?
In welchen Bereichen meines Lebens ist er präsent und wo ist er nicht zu finden?
Jesus berührt Maria Magdalena in ihrem Herzen. Sie soll nicht am Grab bleiben
und trauern, sondern loslassen. Eine neue Aufgabe wird ihr zuteil. Sie ist ermutigt,
weiterzugehen und weiterzugeben, was sie erfahren hat. Auf diese Weise
kann sie dem Auferstandenen begegnen, ihn neu finden.
Wo/Wann habe ich mich Gott nahe gefühlt, wo habe ich ihn erfahren?
Wo zeigen sich mir neue Wege, neue Aufgaben?
Für den Tag
Wenn sich mir heute neue Aufgaben oder Wege zeigen, begegne ich ihnen in
Offenheit.
Gebet
- Gott, öffne die Augen meines Herzens,
- damit ich dich in den Situationen meines Lebens erkennen kann.
- Gib mir den Mut,
- mit Hoffnung und Zuversicht meinen Weg mit dir zu gehen.
- Amen.