Danach geht es für den jungen Mönch, der seit dem Wochenende nun ganz den Benediktinern im Stift Admont angehört zum Frühstück. Dann startet jeder der fast 30 Mönche in seine Aufgaben. Es gibt viel zu tun im Stiftsgymnasium, in der Verwaltung oder in den Pfarreien. Um 12.15 Uhr wird die Mittagshore gebetet, dann gibt es Mittagessen. Um 17.45 Uhr ist der Arbeitstag zu Ende und der Tag wird mit der Vesper und dem Komplet in der Chorkapelle abgerundet.
Lange hat der gebürtige Bremer, der in Wilhelmshafen, Feichten und Altötting aufgewachsen ist, überlegt und sich genau geprüft, ob das Leben eines Klosterbruders etwas für ihn ist. Er ist zur eindeutigen Entscheidung gekommen: „Ja, ich will“ — mit allen Konsequenzen. Deshalb hat er am vergangenen Wochenende nach langen Jahren der Prüfung die „Ewige Profess“ vor Abt Gerhard Hafner abgelegt. „Nach acht Jahren in benediktinischen Lebensformen, zuerst im Stift Göttweig und jetzt in Admont, würde ich behaupten, dass ich nun gut geprüft und reichlich Zeit zum Überlegen hatte“, gibt er zu. Seine Eltern haben diese Entscheidung mitgetragen. „Wie Petrus sind auch wir mit ihm in diese Entscheidung gewachsen und haben sie längst akzeptiert“, so Mama Ines Dreyhaupt.
„Ich verspreche zur Verherrlichung Gottes und zur Ehre unseres Vaters Benedikt durch feierliche Gelübde, Beständigkeit in der Gemeinschaft, klösterliche Lebensführung und Gehorsam nach der Regel unseres heiligen Vaters Benedikt. Zum Zeugnis dafür habe ich diese Urkunde eigenhändig geschrieben.“, so verkündete es Frater Petrus allen im Gottesdienst Anwesenden, unterschrieb das Dokument und zeigte es nicht nur dem Abt, sondern allen Mitbrüdern. Genau verfolgt haben dies seine Eltern in den Bänken, genauso wie die Großeltern, die dafür eigens von Berlin anreisten. Dass die Familie anwesend war, bedeutete ihm viel. „Für mich ist es ein Zeichen von Wertschätzung und das eine Familie, auch wenn man nicht immer einer Meinung ist oder dieselben Weltansichten teilt, zusammenhält und aufeinander schaut.“
Möglich wäre es dem 27jährigen gewesen, als „Laienbruder“ der Gemeinschaft anzugehören. „Doch in Admont sind wir vor allem eine Priestergemeinschaft. Mit der Entscheidung nach Admont zugehen, habe ich mir auch dies bewusst gemacht. Aber bereits vor meinem Eintritt in ein Kloster wollte ich Priester werden und die klösterliche Berufung kam dann hinzu“, erklärt er. „Da ich durch das Beispiel der Franz von Sales Oblaten sehen durfte, was es bedeutet, nicht als „Einzelkämpfer“ zu sein, sondern in einer Gemeinschaft. Dabei war mir dann aber ebenso wichtig, einen Hafen zu haben und nicht, sagen wir eine Hausnummer, alle fünf Jahre zu wechseln. Meine priesterliche Berufung wurde vor allem zuerst durch die Frage ‚Kannst du dir vorstellen, Priester zu werden?‘ meines Firmpaten Andreas Erndl, Priester des Bistums Passau, ausgelöst. Dies war nur ein von vielen Fragen, die in ihm Gedanken reifen ließen, den richtigen Weg einzuschlagen.
Dass der Tag so durchstrukturiert ist, macht ihm längst nichts mehr aus. Das Stundengebet bedeute ihm viel, vor allem weil es dem Tag Struktur gibt. Im Trubel und in der Geschäftigkeit, die es im Kloster genauso gebe, wie im Leben ausserhalb biete dies eine Pause mit und für Gott.
Die Klostergemeinschaft besteht derzeit aus etwa 30 Brüdern, der älteste 86 Jahre alt, der jüngste 26. Mit seinen 27 Jahren sei er inzwischen nicht mehr der allerjüngste, rein rechnerisch. Es sind noch fünf Mitbrüder jünger wie er. „In benediktinischen Häusern geht das „klösterliche Alter“ nach dem Eintritt und dem ersten Profess-Datum.“, erklärt er.
Der inzwischen 27jährige ist in Bremen geboren, wuchs in Wilhelmshaven an der Nordseeküste auf und zog dann mit seinen Eltern nach Feichten an der Alz. Ab der dritten Klasse besuchte er eine bayerische Grundschule, wechselte auf die Maria-Ward Realschule in Burghausen. In Fockenfeld, der nördlichen Oberpfalz, schloss er das Internatsgymnasium der „Franz von Sales Oblaten“ mit dem Abitur 2016 ab. Die Begegnung im Religionsunterricht mit dem damaligen Feichtner Pfarrer Johannes Willeitner hinterließ bei dem Neunjährigen bleibenden Eindruck, so dass er sich für die Taufe entschied. „Er hatte eine Art, die mich damals begeisterte. Außerdem wollte ich als Neuling bei der anstehenden Erstkommunion nicht abseitsstehen,“ erinnert er sich. Frater Petrus sieht im Nachhinein Pfarrer Willeitner als Menschen durch den Gott einen umwerben kann. Nach der Erstkommunion wurde er Ministrant bis zum Jahr 2013. In Feichten war er auch Oberministrant und erlebte die Ministrantenwallfahrt 2010 in Rom ganz intensiv. Bei den Kapuzinern in St. Magdalena hat er fleißig mitministriert und führte den Altardienst auch nach dem Umzug nach Altötting weiter.
Das Studium der katholischen Fachtheologie in Salzburg brachte ihn seinem Wunsch ein Weiheamt der Kirche zu empfangen näher. Derzeit arbeitet er an seiner Doktorarbeit. Seine Hauptstudienfächer sind Liturgiewissenschaft und Dogmatik. Sein Thema ist im Grenzbereich beider Disziplinen angesiedelt: dem Zusammenhang von Kirche und Liturgie. „Diesen Zusammenhang versuche ich durch das Phänomen der reformierten Ordinationsliturgien exemplarisch darzustellen. In einem zweiten Teil versuche ich durch einen ökumenischen breiten Ansatz eine gemeinsame Idee von Kirche und Liturgie, einer „Sakramentalen Kirche“, zu entwickeln“, kündigt er an.
Mit diesem Doktortitel könnte er weiter die akademische Laufbahn einschlagen und versuchen zu habilitieren. Doch das möchte er nicht. „In Admont liegt der Schwerpunkt auf Schule und Pfarreien, daher werde ich mit dem Doktorat die geknüpften Kontakte bestehen lassen und pflegen. Darüber hinaus werde ich weiterhin als „freier Wissenschaftler“ mich weiterzubilden und im wissenschaftlichen Diskurs dabeibleiben. Jetzt bereitet er sich auf die Weihe zum Diakon vor, die am 29. September stattfinden soll. Dann geht es weiter mit den Vorbereitungen zur Weihe zum Priester. Wenn alles gut geht, möchte er Ende Juni seine Primiz in Feichten feiern mit dem 25jährigen Priesterjubiläum von Pfarrer Michael Witti und 61 Jahre nachdem Dr. Hans Wagenhammer aus Feichten zum Priester geweiht wurde.
Im Stiftsgymnasium bleibt er als Religionsprofessor tätig. Dort unterrichtet er drei Klassen in Religion. „Es macht mir Freude, mit den jungen Menschen zusammenzuarbeiten und ihnen eine Sicht auf die Welt vermitteln zu können, aber auch sich selbst immer wieder durch ihre Fragen anregen zu lassen“.
Auf die Frage, ob was es für ihn bedeute in Zeiten der Kirchenkrise sich bewusst für diese zu entscheiden antwortet er: „Ich sehe diese Krisen und sehe aber in der Übernahme eines Amtes meine Verantwortung in dieser konkreten Kirche, der römisch-katholischen Kirche, Verantwortung für den Auftrag der Kirche an und mit den Menschen zu übernehmen.“ Er habe durchaus die nicht leugbaren Wunden gesehen, die die Institution Kirche durch geistlichen und körperlichen Missbrauch geschlagen hat. „Die jeweilige Kirche versagt, wenn ihre Strukturen und Handlungen durch ihre „Handlungsbevollmächtigten“ dafür sorgen, dass die frohe Botschaft nicht mehr gesehen wird oder erfahren werden kann“, bedauert er.
Doch gibt es auch Freizeiten für die Klosterbrüder. Dann wird ins Kino oder zum Wandern gegangen, zum Eisessen oder zum Wandern. Er tauscht Bibel und Stundenbuch auch gern einmal gegen einen Fantasyroman. Er pflegt seine Kontakte zur Feuerwehr und seine Internatskollegen. Demnächst wird er mit den Eltern in seine nordische Heimat zum Urlaub fahren. Doch insgesamt sei das Leben nicht nur auf das Kloster beschränkt, sondern es sei eine Lebensform, die man übernehme. „Das darf man auch merken“, macht er deutlich.
Text: Christine Limmer