Soziales

"Bewahrung der Schöpfung ist Auftrag an alle Christinnen und Christen."

BAY am 26.09.2019

190920_Demo_Fridays-for-Future-1 Foto: Anna Hofmeister

Stellungnahme von Bischof Stefan Oster und des Diözesanrats, zur Kritik an der Teilnahme des Bischofs an der FRIDAYS FOR FUTURE Demonstration in Passau.

Reaktion von Bischof Stefan auf die Kritik:

Als Christ bin ich der Über­zeu­gung, dass bei­des zusam­men­ge­hört: Der Ein­satz für die Bewah­rung unse­rer Schöp­fung und der Schutz des Lebens, vom Zeit­punkt der Emp­fäng­nis bis zum letz­ten Atem­zug. Die Bereit­schaft, Ver­ant­wor­tung für Got­tes Schöp­fung zu über­neh­men, fin­de ich bei den vie­len jun­gen Men­schen vor, die gegen eine rück­sichts­lo­se Aus­beu­tung unse­res Pla­ne­ten unter dem Mot­to Fri­days for Future“ auf die Stra­ße gehen. Als Jugend­bi­schof der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz füh­le ich mich den jun­gen Men­schen und ihren Anlie­gen nahe. Und im Blick auf ihr Anlie­gen bin ich durch sie tat­säch­lich sen­si­bler gewor­den für die Dring­lich­keit des Pro­blems. Denn es geht ja nicht nur um das Kli­ma, son­dern zum Bei­spiel auch um das Arten­ster­ben oder die Ver­mül­lung der Ozea­ne oder um die dra­ma­ti­schen Fol­gen, die vor allem benach­tei­lig­te Men­schen jetzt schon erleiden. 

Als min­des­tens eben­so dring­lich betrach­te ich das Anlie­gen des Schut­zes der­je­ni­gen, die sich am wenigs­ten weh­ren kön­nen: Unge­bo­re­ne Kin­der, die durch Abtrei­bung bedroht sind – und denen beim Marsch für das Leben“ eine Stim­me gege­ben wird. Ich möch­te außer­dem für eine Gesell­schaft ein­ste­hen, die sich für Frau­en, die unge­wollt schwan­ger sind, der­ge­stalt ein­setzt, dass sie ihnen Hil­fe, Schutz und Zuwen­dung zukom­men lässt – und Pro­ble­me nicht mit Abtö­tung löst. Denn nie­mand von uns war irgend­wann ein­mal etwas“ und wur­de dann spä­ter jemand“, son­dern wir sind von Anfang an jemand“, auch im Mut­ter­leib. Wir gehö­ren von Anfang an zur Gat­tung Men­schen­we­sen und sind damit Per­so­nen mit Wür­de und Recht auf Aner­ken­nung, geschaf­fen als Got­tes Abbild.

Die­se bei­den Grund­über­zeu­gun­gen, die Bewah­rung der Schöp­fung und der Schutz des mensch­li­chen Lebens, haben mich also ver­an­lasst zu demons­trie­ren. Bei­des gehört übri­gens inte­gral zusam­men, denn es gibt sowohl in der Natur, wie im mensch­li­chen Leben Dimen­sio­nen, die uns nicht zur Ver­fü­gung ste­hen. Weder der Mensch, noch sein Kör­per, noch die Natur ins­ge­samt sind blo­ße Ver­fü­gungs­mas­se für ego­is­ti­sche Wün­sche des Men­schen, son­dern haben immer auch ihre eige­ne Wür­de und Schutzwürdigkeit.

Ich bedaue­re sehr, dass von eini­gen nicht gese­hen wird, dass es mir dabei um Grund­le­gen­des geht – und gera­de nicht um eine nur vor­der­grün­di­ge Ein­mi­schung in Tages­po­li­tik. Wo Mensch und Natur zur Ver­fü­gungs­mas­se von Ideo­lo­gien wer­den, gräbt sich unse­re Gesell­schaft die Fun­da­men­te ab, auf denen sie ruht. Dass frei­lich bei­de Inter­es­sen auch wie­der gefähr­det sind, bloß Ideo­lo­gie zu wer­den, liegt nicht in der Natur der Sachen, um die es geht, son­dern eher in der Anfäl­lig­keit des Men­schen dafür. 

Inter­es­sant fin­de ich jedoch alle­mal, dass ich für mei­ne Teil­nah­me an bei­den Demons­tra­tio­nen jeweils Zustim­mung oder Ableh­nung aus den ver­schie­de­nen poli­ti­schen Lagern bekom­men habe, zum Teil bei­des aus dem­sel­ben Lager. Zugleich erle­be ich vor allem in Inter­net­kom­men­ta­ren eine dra­ma­ti­sche Ver­ro­hung des Umgangs mit­ein­an­der, aber auch extre­me Pola­ri­sie­rung. So fin­de ich mich durch die Teil­nah­me an bei­den Demons­tra­tio­nen dem Vor­wurf aus­ge­setzt, sowohl Teil einer öko­fa­schis­ti­schen radi­ka­len Lin­ken zu sein (wegen Umwelt­schutz), wie eben auch Teil einer angeb­lich brau­nen Rech­ten (wegen Lebens­schutz). Bei­de Extre­me machen frei­lich deut­lich, dass wir uns als Chris­ten, die für bei­de Anlie­gen ein­ste­hen, in einer gesun­den Mit­te befinden.

Und nur neben­bei: Wenn ich doch von eini­gen Mit­glie­dern einer C‑Partei so deut­lich für mei­ne Teil­nah­me bei Fri­days for Future“ kri­ti­siert wur­de, so mer­ke ich doch zugleich, dass die­sel­be C‑Partei beim The­ma Lebens­schutz nicht erst in jüngs­ter Zeit immer klein­lau­ter gewor­den ist. Wenn das so ist: Wie sehr wer­den dann aber prin­zi­pi­el­le Fun­da­men­te gegen par­tei­po­li­ti­sches Kal­kül abgewogen?

Bischof Dr. Ste­fan Oster SDB

Stellungnahme des Diözesanrats im Bistum Passau

Kar­di­nal Marx und Erz­bi­schof Schick haben am Mon­tag anläss­lich des aktu­el­len Tref­fens der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz in Ful­da in Stel­lung­nah­men zur anste­hen­den Ama­zo­nas-Syn­ode an die Grund­auf­ga­be des Chris­ten­tums zur Bewah­rung von Got­tes Schöp­fung erin­nert und der Hoff­nung Aus­druck ver­lie­hen, ein glo­ba­les Bewusst­sein für die­se wich­ti­ge Auf­ga­be zu entwickeln.

Genau dies hat auch Papst Fran­zis­kus bereits 2015 in sei­ner Enzy­kli­ka Lau­da­to si – Über die Sor­ge für das gemein­sa­me Haus“ for­mu­liert und damit jedem Chris­ten ins Stamm­buch geschrieben.

In die­sem Bewusst­sein arbei­ten der Diö­ze­san­rat mit sei­nem Sach­aus­schuss Schöp­fung und Umwelt sowie die Diö­ze­se Pas­sau mit ihrem Umwelt­be­auf­trag­ten seit vie­len Jah­ren an die­sem The­ma und haben gemein­sam Umwelt­richt­li­ni­en und ‑stan­dards ent­wi­ckelt, die lau­fend fort­ge­schrie­ben und umge­setzt wer­den. Dar­über hin­aus wur­de im Jahr 2016 eine AG Lau­da­to si gegrün­det, in der eine ver­trau­ens- und wir­kungs­vol­le Zusam­men­ar­beit zu die­sem The­men­be­reich statt­fin­det.

Die Teil­nah­me unse­res Diö­ze­san­bi­schofs an der Demons­tra­ti­on Fri­days 4 Future“, mit der glo­bal für mehr Umwelt­schutz ein­ge­tre­ten wur­de, ist daher nur fol­ge­rich­tig und wird vom Diö­ze­san­rat voll unter­stützt.

Auf­grund der mas­si­ven und völ­lig unsach­li­chen Kri­tik aus Tei­len der Lokal­po­li­tik sind aus unse­rer Sicht jedoch fol­gen­de Klar­stel­lun­gen nötig:

  • Die Behaup­tung wonach sich die Kir­che auf­grund der Tren­nung von Kir­che und Staat nicht in die Poli­tik ein­zu­mi­schen habe zeigt, dass die­se Kri­ti­ker offensichtlich

a) weder Inhalt und Umfang des Grund­rechts auf Ver­samm­lungs- und Demons­tra­ti­ons frei­heit Art. 8 GG
b) noch das im Grund­ge­setz nie­der­ge­leg­te part­ner­schaft­li­che Ver­hält­nis von Kir­che und Staat in Deutsch­land kennen. 

  • Die­se Kri­ti­ker offen­ba­ren dar­über hin­aus ein bedenk­li­ches Ver­ständ­nis von Poli­tik und Demo­kra­tie, wenn sie dar­auf Wert legen, dass die Kir­che nicht mehr wie im 18. Jahr­hun­dert die Poli­tik zu bestim­men habe, gleich­zei­tig aber selbst den Mit­glie­dern der heu­ti­gen Kir­che vor­schrei­ben möch­ten, was die­se zu tun haben und poli­tisch unlieb­sa­me Äuße­run­gen unter­bin­den möch­ten, anstatt sich damit auseinanderzusetzen. 
  • Dem ent­spre­chen auch die Aus­sa­gen der Kri­ti­ker, die Teil­nah­me an einer Demons­tra­ti­on sei ein Hin­ter­her­lau­fen hin­ter der Mas­se“ mit dem Ver­such Sym­pa­thien zu gewin­nen bzw. die Auf­for­de­rung, der Bischof sol­le sich auf sei­ne Arbeit konzentrieren. 

Lei­der ver­ken­nen die­se Kri­ti­ker, dass mit der Teil­nah­me an einer Demons­tra­ti­on einer­seits kei­ne Sym­pa­thien gewon­nen wer­den, son­dern viel­mehr Sym­pa­thie für den Demons­tra­ti­ons­zweck geäu­ßert wird und ande­rer­seits, dass es gera­de die Auf­ga­be eines jeden Chris­ten ist, ob Bischof oder nicht, für christ­li­che Wer­te wie der Bewah­rung der Schöp­fung ein­zu­tre­ten. Dies hät­te man sich statt der völ­lig unbe­grün­de­ten Kri­tik an Bischof Dr. Ste­fan Oster auch von den poli­ti­schen Kri­ti­kern gewünscht.

Text: Mar­kus Biber — Diözesanratsvorsitzender

Mehr Informationen zu der weltweiten Klimaschutz-Bewegung finden Sie hier:

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