„Wir sind eine lernende Organisation“, betonte Bischof Stefan Oster mehrfach bei einem zweitstündigen Treffen mit dem erweiterten Vorstand des Diözesanrats vergangene Woche, zu dem das Laiengremium eingeladen hatte. Der Bischof reagierte dabei auf Fragen und Anregungen aus dem Vorstand und den Sachausschüssen des Gremiums, das sich als Vertreter der Anliegen von Gläubigen nach innen und außen versteht.
Hineinwachsen in die Kirche der Zukunft
Die Herausforderungen, denen sich auch die Kirche von Passau gegenübergestellt sieht, erforderten mehr als ein „Wir machen weiter wie bisher“, sagte Bischof Oster weiter. Wie geht heute Evangelisierung? Wie können Menschen heute ihren Glauben vermitteln? Wie bildet man sie dazu aus? Wie lässt sich Bewegung in erstarrte Strukturen bringen? Wie Inhalte neu beleben? „Dazu brauchen wir Schwerpunkte und Strategien“, so der Bischof, für den die „neue Evangelisierung“ das wesentliche Thema des Erneuerungsprozesses ist. „Das ist unsere größte Baustelle: Eine von mir gewünschte und für uns alle immer neu wesentliche Bekehrung des Herzens.“ Was würde in zehn oder zwanzig Jahren die Kirche noch anziehend machen? „Nicht Geld, nicht schöne Kirchengebäude“, sagte Bischof Oster, „sondern eine einladende Gemeinschaft, die aus der Erfahrung lebt, dass Jesus da ist und Leben verändern und vertiefen kann.“
Dass Menschen in solche Erfahrungsräume hineinfinden und so auch die persönliche und gemeinschaftliche Beziehung mit Christus erfahren könnten, sei ein grundlegendes Ziel aller Maßnahmen im Erneuerungsprozess, zu denen unter anderem die Visitationen, die Heraufsetzung des Firmalters, die Einrichtung der Verwaltungszentren und die Entwicklung pastoraler Räume gehören. Diese Projekte und Strategien könnten langfristig nur durch den Einsatz und das lebendige Zeugnis aller Gläubigen realisiert werden. Anknüpfend an den Text „Mission und Auftrag“ kündigte Bischof Oster dem Diözesanrat an, über einige Schwerpunktsetzungen und Strategien nachzudenken, an denen derzeit gearbeitet werde – und an deren weiterer Ausarbeitung auch der Diözesanrat beteiligt werden soll.
Der Vorstand des Diözesanrates begrüßte dieses Vorhaben. Es sei ihm ein Anliegen, sagte der Vorsitzende Markus Biber, durch stärkere Beteiligung an Gesprächen eine bessere Kommunikation zu ermöglichen. Und Angelika Görmiller, die den Abend moderierte, fasste zusammen, dass letztlich jede und jeder Einzelne gefordert sei, wenn es darum ginge, etwas in Bewegung zu bringen, um Menschen neu für den Glauben zu begeistern. Wo miteinander gesprochen wird, wachse das Verständnis – die beste Grundlage für echte Lösungen. „Seid kreativ“, appellierte der Bischof an die Engagierten, die Kirche der Zukunft sei seiner Meinung nach ehrenamtlich geprägt.
Text und Fotos: Anna Hofmeister