Eine junge, syrische Frau flieht mit ihren beiden Kindern aus Syrien. Nach monatelanger Trennung von ihrem Mann gibt es in der Türkei ein Wiedersehen und sie beschließen weiter nach Deutschland zu flüchten. Fünf Jahre ist das nun her und mittlerweile hilft Khadeja Shams Aldden ukrainischen Flüchtlingen die nach Passau kommen. Ein Interview über ihre Flucht und ihre Beweggründe nun auch anderen Menschen zu helfen.
Frau Shams-Aldden, Sie kommen aus Syrien, einem Land dessen Bevölkerung unglaubliches Leid erfahren hat und immer noch erfährt, wie haben Sie es dort rausgeschafft und wie sind sie dann nach Deutschland gekommen?
Wir haben überhaupt nicht geplant nach Deutschland zu kommen, ich kenne die Sprache nicht und konnte kein Wort Deutsch, aber wir mussten nach dem der Krieg in Syrien ausgebrochen war einfach weg. Unser erstes Ziel war Libanon, da wir an der Grenze zu dem Land gelebt haben. Wir haben dort drei Jahre hart gearbeitet, aber aufgrund der vielen Kriegsflüchtlinge, wurde allen Syrern das Arbeitsrecht entzogen. Mein Mann ist dann in die Türkei gegangen und ich musste mit meinen Kindern zurück nach Syrien, weil meine Kinder keinen Pass hatten. Erst drei Monate später konnte ich dann mit meinen Kindern nachkommen. In der Türkei konnten wir auch die Sprache nicht, wir durften nicht arbeiten und es gab auch keine Möglichkeit zu leben, wir durften aber auch nicht mehr zurück nach Syrien. In dieser Zeit sind viele Flüchtlinge nach Deutschland geflohen und die sagten uns, Deutschland leistet Hilfe und öffnet die Türe für Flüchtlinge. Die Entscheidung ebenfalls nach Deutschland zu fliehen haben mein Mann und ich dann innerhalb von einer Woche getroffen. Die Flucht war sehr gefährlich und schwierig mit zwei Kindern und wir hatten sehr viel Angst, aber nach zwei Wochen sind wir dann in Deutschland angekommen.
„Pfarrer Michael Gnan hat uns sehr geholfen, er hatte uns acht Monate bei sich aufgenommen und uns danach geholfen eine eigene Wohnung zu finden. Wir sind ihm dafür unendlich dankbar.”
Jetzt tobt auch in Europa, in der Ukraine, ein schrecklicher Krieg, der teilweise Ähnlichkeiten mit dem Krieg in Syrien hat, da auch dort die russische Regierung die Bevölkerung bombardieren lässt. Wenn Sie diese Flüchtlingsströme nun sehen kommen Ihnen da selbst diese traumatischen Erinnerungen wieder hoch?
Ich fühle wirklich mit den Kriegsflüchtlingen, vor allem mit den Frauen und Kindern, die ohne ihren Männern auf der Flucht sind. Mir tut es sehr, sehr leid dass auch sie ihre Heimat verlassen müssen. Ich war ja selbst einmal in dieser Situation. Ich hab damals einfach meine Tochter an der Brust in einer Kindertrage getragen und meinen Sohn fest an die Hand genommen… und jetzt wenn ich die vielen Frauen sehe tut es mir schrecklich leid, denn ich weiß wie schwierig das ist und wie viele Ängste man in dieser Situation hat. Man lebt in Frieden in seiner Heimat, mit seiner großen Familie und auf einmal muss man seine Heimat verlassen. Egal ob man schwanger oder krank ist oder Kinder hat — jetzt musst du deine Heimat hinter dir lassen. Das alles habe ich selbst erlebt.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Sie engagieren sich persönlich für die ukrainischen Flüchtlinge, wie sieht diese Hilfe aus?
Wir haben mit der Feuerwehr Betten in der Halle in Passau aufgebaut, dorthin wo die Flüchtlinge zuerst hinkommen, bevor sie auf Wohnheime weiterverteilt werden.
Sich als Frau bei der Freiwilligen Feuerwehr zu engagieren ist ja auch nicht ganz selbstverständlich. Wie sind Sie sind Sie denn dazu gekommen?
Mein Mann ging zuerst zur Freiwilligen Feuerwehr, ich konnte das nicht, da meine Kinder noch sehr klein waren und es mein wichtigstes Ziel war Deutsch zu lernen. Ich dachte also erst einmal gar nicht daran selbst zur Feuerwehr zu gehen, aber dann haben wir einmal selbst die Feuerwehr gebraucht, weil es in unserer Küche brannte und die Kinder sich dort versehentlich eingeschlossen hatten. Ich hab dann im Kindergarten angerufen und gefragt was ich machen soll, da ich nicht zu den Kindern konnte und sie sagten mir ich soll die Feuerwehr rufen, die würden die Tür aufbrechen. Bei dem Einsatz waren dann viele Frauen vor Ort, die sehr nett zu mir waren. Sie haben mich beruhigt da ich stark unter Schock stand. Ich war dann sehr erfreut, dass Frauen in Deutschland auch freiwillig bei der Feuerwehr mithelfen dürfen. Später bin ich dann auf die Webseite der Feuerwehr gegangen und hab mich angemeldet. Die Übungen sind zwar sehr anstrengend, aber sie waren trotzdem schön und ich hab mich überhaupt nicht fremd gefühlt.
(Das Interview wurde für eine bessere Lesbarkeit geglättet.)