
Seit nunmehr 20 Jahren gibt es in den bayerischen Diözesen die „Krisenseelsorge im Schulbereich", kurz KiS genannt. Im Rahmen eines Gottesdienstes im Exerzitienhaus St. Paulus in Leitershofen sind an diesem Freitag 24 neu ausgebildete Krisenseelsorgerinnen und Krisenseelsorger aus ganz Bayern für den Einsatz in Schulen ausgesandt worden.
Nach der zweiwöchigen Weiterbildung bekamen sie nun von Weihbischof Ulrich Boom (Würzburg) und Ausbildungsleiterin Michaela Grimminger (Diözesanbeauftragte für KiS im Bistum Augsburg) die Zertifikate überreicht.
Weihbischof Boom brach als Vertreter der bayerischen Bischöfe in seiner Predigt eine Lanze für die Wichtigkeit von in Krisensituationen gut geschultem Personal. Es täte Schülerinnen und Schülern, Lehrerinnen und Lehrern gut, bei Ereignissen, die Betroffenheit auslösen und Fragen aufwerfen, Helfer zur Seite zu haben. „Sie werden nicht die Fragen lösen, aber sie sind eine wichtige Stütze in einer halt- und hilflosen Situation“, ermutigte der Weihbischof die neuen Krisenseelsorger. Aber auch die gegenseitige Unterstützung sei notwendig, um nicht selbst „in der Übermacht der Fragen unterzugehen“, betonte er.
Die Frage nach dem Warum und Wozu ließe sich in der Regel nicht auflösen, so der Weihbischof. Die christliche Überzeugung, „dass da Gott ist, der sich unser grenzenlos erbarmt, ist nicht so leicht den Betroffenen gegenüber zur Sprache zu bringen, vielleicht sogar gar nicht“. Aber der Glaube daran könne allen, die Menschen in diesen Situationen begleiten, Stärke und Halt geben. „Wir wissen von der Kraft des Gebetes, dass oft nicht in Worten, sondern im Schweigen Gott erreicht. Wo das Leben ins Wanken gerät und wir Menschen zu zerbrechen drohen, ist Gott gegenwärtig.“ Für ihren Dienst an den Menschen und vor Gott wünschte Weihbischof Boom den neuen KiS-Mitarbeitern stets die Erfahrung unerschütterlicher Hoffnung und durch die Teilhabe am Leid anderer selbst Trost bei Gott zu finden.
Beim anschließenden Festakt nahmen neben Gästen aus den verschiedenen bayerischen Bistümern auch Vertreterinnen und Vertreter der Kooperationspartner aus der Notfallseelsorge und den Kriseninterventionsteams der bayerischen Schulpsychologen teil. Neben Dr. Kristina Roth, Kommissarische Leiterin der Abteilung Schule und Religionsunterricht im Bistum Augsburg, richteten auch der Sprecher der bayerischen Schulpastoralreferenten Tom Schneider (Bamberg) sowie die KiSBayernsprecherinnen Rita Weiß (Regensburg) und Cordula Blüml (Passau) Grußworte an die Anwesenden.
Hinter den Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die das erworbene Rüstzeug nun mit in den Schulalltag hineinnehmen, liegen wertvolle Tage. Benedikt Gruber von der Berufsschule Schongau (Bistum Augsburg) zieht ein positives Fazit: „Krisen an der Schule, wie beispielsweise der Tod eines Kindes, stellen für alle Lehrkräfte und Mitschülerinnen und Mitschüler eine große Herausforderung dar. Da tut es gut, Hintergrundwissen und Methoden zum Umgang damit an der Hand zu haben.“
Seit 2004 gibt es in den bayerischen Diözesen die „Krisenseelsorge im Schulbereich”, die dem Bereich der Schulpastoral zugeordnet ist. Angestoßen wurde diese Initiative seinerzeit durch die tragischen Erfahrungen rund um den Amoklauf am Erfurter Gutenberg-Gymnasium 2002, bei dem 16 Personen ums Leben kamen. „Damals hatte man versucht, die traumatisierten Schüler und Lehrkräfte bestmöglich zu betreuen. Zugleich erkannte man aber auch die Notwendigkeit Lehrkräfte zu schulen, die im Krisenfall Unterstützung anbieten können“, schildert Michaela Grimminger die Anfänge von KiS.
In Bayern sind inzwischen mehr als 100 kirchliche und staatliche Lehrkräfte zu KiS-Mitarbeitern ausgebildet worden, so dass nun ein flächendeckendes Netz an kompetenten Krisenseelsorgerinnen und ‑seelsorgern zur Verfügung steht, beispielsweise, wenn Todesfälle im schulischen Kontext eintreten.
Nähere Informationen zu den Angeboten von KiS gibt es auf den Seiten der Abteilung Schule und Religionsunterricht: www.schuleRU-augsburg.de/kis
Weitere O-Töne von Teilnehmerinnen und Teilnehmern:
Junge Menschen sind während ihrer Schulzeit mit vielen emotionalen und psychischen Herausforderungen konfrontiert. In diesen prägenden Jahren brauchen sie Begleiter die sie mit wertschätzenden, ihnen auf Augenhöhe begegnen und sie unterstützen. Mit der Weiterbildung will ich mich in Zukunft dafür qualifizieren, in schweren Zeiten mitzugehen und Hoffnung auf Zukunft zu machen.
Thorsten Kneuer, Diözesanreferent für Schulpastoral, Würzburg
Wir wollen in Zukunft die uns anvertrauten Kinder und Jugendlichen, die von existenziellen Grenzerfahrungen betroffen sind, (für-)sorgend unterstützen und angemessen begleiten. Die KiS-Weiterbildung hat uns dabei viele Anregungen und Hilfen gegeben, und vor allem dazu ermutigt!“
Nico Steinbacher, Regensburg
„Dasein und präsentsein für Schüler in schwierigen Situationen nach dem biblischen Motto „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mir getan. Dazu habe ich mich weiterbilden lassen“
Claudia Graßmann, Bamberg
Text: Bistum Augsburg