Die größte Geschichte der Menschheit

Susanne Schmidt am 09.04.2023

230408 Ostern 2 Bild: Susanne Schmidt / pbp

Hunderte Gläubige feierten zusammen mit Bischof Stefan Oster SDB im Passauer Stephansdom die „Nacht der Nächte“ – den Sieg Jesu Christi über den Tod und damit das höchste Fest der katholischen Kirche.

Die­se Nacht ist anders als ande­re Näch­te. Auch wenn es in Pas­sau bereits dun­kel war, mach­ten sich vie­le Men­schen auf den Weg in Rich­tung Dom­platz. Dort brann­te vor dem Ste­phans­dom ein Feu­er. Die­se Nacht ist anders als ande­re Näch­te. Es ist die Nacht der Näch­te – die Oster­nacht. Sie zeigt immer wie­der neu: Der Tod hat nicht das letz­te Wort! In die­ser Nacht hat Chris­tus den Tod über­wun­den. Mit einer fei­er­li­chen Vigil und der Fei­er der Oster­nacht gedach­ten die Chris­ten in Pas­sau der Auf­er­ste­hung Jesu. 

„Lumen Christi“

Das Feu­er vor dem Dom loder­te hell und warm. Vie­le der alten Palm­zwei­ge und Palm­bu­schen ver­brann­ten dort, als Bischof Ste­fan Oster das Feu­er seg­ne­te und dann fei­er­lich die Oster­ker­ze ent­zün­de­te, ein Sym­bol für den Auf­er­stan­de­nen, der das Licht der Welt ist. Der Ruf Lumen Chris­ti“ erhall­te laut, als Bischof Ste­fan mit dem lit­ur­gi­schen Dienst in das Got­tes­haus ein­zog. Nach und nach wur­de es erleuch­tet, da die Ker­zen der Gläu­bi­gen mit dem Oster­feu­er ent­zün­det wur­den. Wie ergrei­fend ist der Moment, wenn der Ste­phans­dom licht­durch­flu­tet erstrahlt, allein durch das Licht der hun­der­ten Ker­zen, das sehr deut­lich zum Aus­druck bringt: Das Licht durch­dringt die Dun­kel­heit. Drei­mal erklang der Ruf Lumen Christi“. 

Die Lesun­gen aus dem Alten Tes­ta­ment erzähl­ten von der Geschich­te Got­tes mit sei­nem Volk Isra­el. Dar­an schloss sich das fei­er­li­che Glo­ria an, das zum ers­ten Mal seit dem Grün­don­ners­tag wie­der mit Orgel und lau­tem Glo­cken­ge­läut ertön­te — wor­auf der Ste­phans­dom wie­der voll erleuch­tet wur­de. Fei­er­lich wur­de das Evan­ge­li­um vorgetragen. 

Die größte Geschichte der Welt

In sei­ner Pre­digt stell­te Bischof Ste­fan die Fra­ge, ob man nur Zuschau­er oder Teil­neh­mer bei der größ­ten Geschich­te der Welt – die Heils­ge­schich­te – sein wol­le. Die­se fin­de, nach dem angli­ka­ni­schen Theo­lo­gen N. T. Wright in fünf Akten statt. Im ers­ten Akt, der Schöp­fung, beti­tel­te Gott alles als gut – oder, wie es im hebräi­schen auch hei­ßen kön­ne – als schön. 

Doch bald dar­auf folg­te der zwei­te Akt, der unter dem Begriff Sün­den­fall“ bekannt ist: Der Mensch, der die Schöp­fung in die Voll­endung führt, fällt aus dem Para­dies und zieht die Schöp­fung mit sich“, so der Bischof. Und seit­dem gibt es alles, was schön und gut wider­spricht auch in die­ser Welt.“ Auch wenn es noch Spu­ren die­ses Schö­nen gebe, sei der Mensch aus dem Bund her­aus­ge­fal­len. Doch beton­te Oster: Got­tes Sehn­sucht ist, den Men­schen nach Hau­se zu holen.“ Exem­pla­risch habe Gott immer wie­der Ein­zel­ne beru­fen, die sein Volk sam­meln soll­ten – und dies sei in Form eines Bun­des zum Aus­druck gekommen.

Wer wirk­lich an Chris­tus glaubt, der darf erle­ben, dass dem, was angst­ein­flö­ßend ist und sich macht­voll in mei­nem Inne­ren auf­baut, der letz­te Sta­chel gezo­gen ist.”

Bischof Stefan Oster

Die Geschich­te Got­tes mit dem sei­nem aus­er­wähl­ten Volk Isra­el stel­le daher den drit­ten Akt dar. Die gro­ße Beru­fung die­ses Volk war, allen Völ­kern zu zei­gen, wie ein Volk lebt, in des­sen Mit­te Gott wohnt und gegen­wär­tig ist.“ Doch habe sich Isra­el immer wie­der durch eige­ne Schuld von Gott ent­fernt und in Knecht­schaft bege­ben – doch Gott habe es immer wie­der in die Frei­heit geführt, so Oster. Durch den Pro­phe­ten Eze­chi­el habe Gott Isra­el jedoch ver­hei­ßen, dass er sie wie­der zusam­men­füh­re, zu Got­tes Volk machen und ihnen ein neu­es Herz geben wer­de. Das läge dar­an, dass das Ziel Got­tes immer mehr der per­sön­li­che Bund, die Freund­schaft mit ihm ist. Es gehe nicht dar­um, dass er befeh­le und das Volk gehor­che, son­dern um eine Lie­bes­ge­mein­schaft, eine Freund­schafts-Gemein­schaft mit Gott. Danach seh­ne sich Gott. 

Der vier­te Akt grei­fe genau die­se Erwar­tung Isra­els auf, als Jesus in Isra­el auf­trat. Sein Herz war erfüllt von Gott und sei­ner Gegen­wart, sodass jeder, der Jesus nahe­ge­kom­men ist, auto­ma­tisch vor die Ent­schei­dung gestellt wur­de, ihn abzu­leh­nen oder anzu­neh­men. Denn wenn er wirk­lich auf­er­stan­den ist, dann hat er für die gan­ze Mensch­heit eine neue Per­spek­ti­ve eröff­net und dann bestä­tigt sich durch die Auf­er­ste­hung der unglaub­li­che Anspruch, den er hat­te“, so Oster. 

230408 Ostern 3 Bild: Susanne Schmidt / pbp

Er sei nicht ein­fach ein net­ter Weis­heits­leh­rer, son­dern er habe sich ange­maßt, das Gesetz Isra­el so aus­zu­le­gen, als wür­de er im Namen Got­tes spre­chen. Und das stel­le uns wie­der neu vor die Ent­schei­dung. Denn: Alles, was wir als Chris­ten glau­ben, baut da auf, dass Chris­tus auf­er­stan­den ist.“ Er ände­re das Leben der Men­schen, die wirk­lich mit ihm gehen, dra­ma­tisch und gebe ihnen ein neu­es Herz. Wei­ter beton­te Bischof Ste­fan: Wer wirk­lich an Chris­tus glaubt, der darf erle­ben, dass dem, was angst­ein­flö­ßend ist und sich macht­voll in mei­nem Inne­ren auf­baut, der letz­te Sta­chel gezo­gen ist. Die­se Welt hat nicht das gan­ze Sagen. Die­se Welt ist nicht das Gan­ze. Und wir sind geschaf­fen für das Gan­ze. Unser Herz kann von nichts in die­ser Welt gestillt wer­den. Auch wenn sie es uns manch­mal vor­gau­kelt. Aber das Gan­ze ist die Bezie­hung zu ihm.“ Durch die Tau­fe sei der Mensch hin­ein­ge­nom­men wor­den in das Volk Got­tes, in die größ­te Geschich­te von Anfang an, die der Mensch je erlebt hat: Die Geschich­te, die dahin­führt, dass die Tür auf­geht und wir ver­bun­den wer­den mit einer grö­ße­ren Wirklichkeit.“ 

Der fünf­te Akt ver­wei­se auf die Voll­endung, wenn er wie­der­kommt – in Freu­de und als Kin­der des Vaters. Dadurch sind wir nicht nur Zuschau­er, Teil­neh­mer an der größ­ten Geschich­te, die die Mensch­heit je erlebt hat“, so Oster.

Die Predigt als Podcast auf SoundCloud

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Wasserweihe

Groß war die Freu­de, dass auch in die­sem Jahr in der Oster­nacht eine jun­ge Frau das Sakra­ment der Tau­fe emp­fing. Nach der Wei­he des Oster­was­sers und dem Bekennt­nis zum Herrn wur­de sie durch das Gie­ßen des Was­sers über ihren Kopf in die Gemein­schaft der katho­li­schen Kir­che aufgenommen.

230408 Ostern 16 Bild: Susanne Schmidt / pbp

Musikalische Gestaltung

Musi­ka­lisch wur­de der Got­tes­dienst von der Scho­la unter der Lei­tung von Dom­ka­pell­meis­ter Andre­as Unter­gug­gen­ber­ger gestal­tet. Dabei erklan­gen Psal­men und Gesän­ge zur Oster­nacht in Beglei­tung von Dom­or­ga­nist Lud­wig Ruckdeschel.

risus paschalis

Am Ende der Oster­nacht folg­te ein von vie­len erwar­te­ter Brauch: Der risus pascha­lis – das Oster­la­chen. Bischof Oster sorg­te mit einem lus­ti­gen Oster­witz in die­sem Jahr für ein herz­li­ches Lachen in der Mes­se — hier auf Sound­Cloud zum Nach­hö­ren (und Mitlachen): 

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