„Wir dürfen glauben, dass der Auferstandene unter uns ist“, so der Bischof, der in seiner Predigt die Frage stellt, die Wissenschaft und Zweifelnde immer wieder aufbringen: Ist die Geschichte von Christus ein Mythos? Viele Märchen oder Mythen beginnen mit den Worten es war einmal in jener Zeit. „Doch das, was die Jünger erzählten, das hört sich völlig anders an“, so der Bischof. Sie erzählten von Jesus, der Menschen um sich gesammelt hat, der umhergezogen ist, der geheilt hat, der gepredigt hat und der getötet wurde. „Und dann haben sie erlebt, dass er auf geheimnisvolle Weise wieder da war.“ Petrus verkündete, dass die Jünger wieder mit ihm „gegessen und getrunken haben. Liebe Schwestern und Brüder, so erzählt man keinen Mythos“, betonte Bischof Stefan.
„Das ganze Neue Testament ist durchdrungen von dem unglaublichen Ereignis: Jesus lebt.“ Diejenigen, die mit ihm am Anfang unterwegs waren, sind ihm nach dem Tod wieder begegnet. Die zwölf Jünger und mit ihnen viele andere sind ausgezogen und haben allen erzählt, was sie erlebt haben, „weil es für jeden Menschen relevant ist“, so Oster. Jede und jeder, der sich davon habe berühren lassen, durfte spüren, dass da etwas neu geworden ist. „Das hat unsere ganze Kultur beeinflusst, selbst wenn sie heute säkular geworden ist und die Menschen sich immer mehr schwertun, das zu glauben. Stellen Sie sich unsere Kultur vor ohne Weihnachten, ohne Ostern und Pfingsten, ohne Allerheiligen.“ In einer säkularen Gesellschaft wird man Weihnachten feiern ohne das Geburtstagskind, Ostern wird zum Fest von Schokoladeneiern und Pfingsten bietet einfach eine schöne Gelegenheit in den Urlaub zu fahren. „Können Sie sich eine Gesellschaft wie unsere vorstellen ohne den Sonntag? Wir feiern den Sonntag als den Tag, an dem der Herr auferstanden ist“, so der Bischof. „Es ist kein Mythos. Das, was damals passiert ist, hat die Welt verändert.“
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Der Stein auf unserem Herzen
Alle vier Evangelien erzählen von dem großen Stein, der vor Jesu Grab lag. „Der große Stein, der alles zudeckt“. Alle vier Evangelien erzählen auch, dass der Stein weggewälzt wurde. Das, was die Jünger damals erleben dürfen, löst eine innere Erneuerung und Bekehrung aus. „Die innere Bekehrung beschreiben alle Autoren des neuen Testaments als so etwas wie Freiheit, Befreiung und Vergebung der Sünden“, erklärt der Bischof. Aus verschiedensten Gründen liege uns allen auch heute immer wieder ein großer Stein auf dem Herzen. „Und wenn wir eine befreiende Erfahrung machen dürfen, dann sagen wir: mir ist ein Stein vom Herzen gefallen. Dann ist etwas passiert, was mich innerlich erneuert und freimacht“, so Oster. Da sind so viele Ängste und Sorgen, die die Menschen heute bedrängen. Der Krieg in der Ukraine, die Angst vor einer neuen Seuche, die Angst vor der Klimaveränderung oder auch vor den Migrationsströmen, die unser Land verändern können und vielleicht schon verändert haben. So vieles mache den Menschen Angst. „Ebenso die eigene Erfahrung und die Frage: Bin ich gut genug? Was hat mich in meinem Leben so sehr verletzt, dass ich mich nicht mehr traue, mich zu zeigen?“ Der auferstandene Jesus hilft uns bei alledem, wenn er zu den Menschen, denen er begegnet, sagt: „Schalom, fürchtet euch nicht oder der Friede sei mit euch.“
Er nennt mich beim Namen
Die Geschichte des Johannesevangeliums erzählt, dass Jesus den Menschen, denen er begegnet, seine Wunden zeigt. „Die Wunden sind da“, so der Bischof. „Das ist etwas, das ihr oder die Welt mir angetan habt, aber ich bin reine Vergebung. Ich will den Stein von eurem Herzen wegwälzen. Ich will, dass ihr eine Erfahrung macht, wie sie Maria gemacht hat, die am Grab steht und ihn sucht.“ Jesus spricht sie persönlich bei ihrem Namen an. „Und dann fällt der Stein der Trauer runter und ihr Herz wird ein erkennendes Herz. Ihre Augen werden durchflutet von der Erkenntnis: Er ist es, er lebt.“ Am Ende seiner Predigt sagte Bischof Stefan zu den Gläubigen, dass er diese Erfahrung des Berührtwerdens jedem Menschen wünsche. Dass jeder spüren dürfe: „Er nennt mich beim Namen. Ich bin gemeint. Und Er will, dass ich frei werde von dem einen oder den vielen Steinen, die mir auf der Seele lasten, so dass das österliche Licht auch in meinem Inneren durchdringen kann.“
Maria kann Jesus nicht festhalten und auch das sei sinnbildlich für unser Leben. Jesus muss erst noch zum Vater auffahren, „zu dem Licht, das unser Herz durchdringt.“ Wenn wir in diesem Leben geneigt sind, zu sehr festzuhalten an dem, was diese Welt zu bieten hat an Anerkennung, Sicherheit und Macht, dann machen wir uns einen neuen Stein im Herzen. Unsere christliche Erfahrung zeige uns: Der Mensch ist gemacht für die Gottesbeziehung und Jesus räumt den Stein weg, damit wir wieder in die Freiheit der Kinder Gottes kommen. „Menschen, die aus dieser Erfahrung leben, haben weniger Angst, gehen freimütiger in die Welt. Sie sind beziehungsfähiger, weil ihre Liebe nicht klammert.“ Bischof Oster machte den Menschen Hoffnung und Mut, dass sie Seinen Ruf hören: „Wenn wir versuchen zu hören, wie er deinen und meinen Namen sagt, dann ändert sich alles. Das ist das Licht, das wir heute miteinander feiern. Jesus lebt.“
Herzhaftes Ostergelächter
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Am Ende der feierlichen Pontifikalandacht erzählte Bischof Stefan, der Tradition des sogenannten Osterlachens folgend, einen Witz, der bei den Gläubigen für große Erheiterung sorgte und anschließend mit lautem Beifall beklatscht wurde. Für die musikalische Umrahmung des Gottesdienstes sorgte Domorganist Ludwig Ruckdeschel sowie der Domchor mit seinen Solisten und dem Domorchester, unter Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger. Gespielt wurde die Missa solemnis in C KV 337 von Wolfgang Amadeus Mozart.