Bistum

Pastoraltagung 2023: Synodalität

Redaktion am 04.12.2023

432 A3167 1 Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Was meint der Papst mit „Synodalität“? Was versteht der Synodale Weg in Deutschland unter diesem Wort? Und was bedeutet all das für uns als Kirche von Passau? Diese Fragen standen im Mittelpunkt einer Pastoraltagung im Haus der Begegnung in Burghausen.

Synodalität – Ein vielschichtiges Wort mit Konsequenzen für die Kirche

Rund 60 in der Pas­to­ral täti­ge Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter waren gekom­men. Als Refe­ren­ten waren Prof. Dr. Tho­mas Söding, Vize­prä­si­dent des Zen­tral­ko­mi­tees der Katho­li­ken (ZdK) und Pro­fes­sor für Neu­es Tes­ta­ment an der Ruhr-Uni­ver­si­tät Bochum, und Bischof Dr. Ste­fan Oster eingeladen.

Zu Beginn der Tagung gab Tho­mas Söding einen Über­blick über den aktu­el­len Stand des Welt­syn­oda­len Pro­zes­ses vor dem Hin­ter­grund der erst kürz­lich been­de­ten Welt­syn­ode in Rom. An die­ser hat­ten sowohl Söding als theo­lo­gi­scher Bera­ter ohne Stimm­recht als auch Bischof Ste­fan teil­ge­nom­men. Die römi­sche Welt­kir­che ist mit­ten in einem Pro­zess, sich selbst neu zu ent­de­cken, und dazu gehört in ers­ter Linie – dazu war sie in Rom in der Lage – Pro­ble­me zu benen­nen, die es in unter­schied­li­chen For­men welt­weit gibt“, beschrieb Söding die aktu­el­le Situa­ti­on. So stell­te er in sei­nem Vor­trag zunächst die The­se auf, dass die Beto­nung des Bischofs­am­tes einen tie­fen Schat­ten auf die katho­li­sche Kir­che wirft“. Die­se ent­schei­den­de Fra­ge“ nach dem Amt des Bischofs und dem des Pfar­rers habe sich auch in Rom gestellt. Zen­tra­le Pro­ble­me sei­en dar­über hin­aus die Auf­ar­bei­tung von Miss­brauch, man­geln­de Kon­trol­le, Kle­ri­ka­lis­mus sowie Ent­schei­dungs­pro­zes­se. In den vier Wochen der Welt­syn­ode habe man gemein­sam nach Mög­lich­kei­ten und Lösun­gen für die katho­li­sche Kir­che gesucht, kon­kre­te Ant­wor­ten aber sei­en noch nicht gefun­den wor­den. Es gibt kei­nen vor­ge­ge­be­nen Plan für eine syn­oda­le Kir­che“, so der Vize­prä­si­dent des ZdK. Selbst Papst Fran­zis­kus habe zum jet­zi­gen Zeit­punkt noch kei­ne genaue Vor­stel­lung davon, wie eine syn­oda­le Kir­che aus­se­hen kön­ne. Für Ent­schei­dun­gen sei es jetzt noch zu früh. Aktu­ell ste­cke man mit­ten in der Bestandsaufnahme.

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Im Anschluss an den Kurz­vor­trag von Prof. Dr. Tho­mas Söding sprach Bischof Oster über die Metho­de des Gesprächs im Hei­li­gen Geist“, mit dem auf der Welt­syn­ode gear­bei­tet wur­de: In klei­nen Grup­pen und hier­ar­chie­frei und ins­be­son­de­re mit dem Schwer­punkt: Ein­an­der zuhö­ren“ haben die Teil­neh­mer fort­wäh­rend ent­lang den Tex­ten gear­bei­tet, die in den ver­gan­ge­nen bei­den Jah­ren aus der gan­zen Welt ein­ge­gan­gen waren.

Drei Schlag­wor­te waren grund­le­gend für die Ver­samm­lung: Gemein­schaft, Sen­dung (Mis­si­on) und Teil­ha­be. Das Inter­es­san­te bei der Welt­syn­ode sei gewe­sen, dass das The­ma Mis­si­on ein ech­ter Schwer­punkt, gleich­sam die Mit­te gewor­den sei, weil es zur eigent­li­chen Iden­ti­tät des Kir­che-seins gehö­re: Gott hat eine Mis­si­on und dafür hat er eine Kir­che“, so der Bischof. Dar­aus fol­ge, dass nicht nur jeder Christ eine Mis­si­on habe, son­dern eigent­lich müs­se man mit Papst Fran­zis­kus sagen: Du bist eine Mis­si­on“. Auch Par­ti­zi­pa­ti­on“ sei anders ange­gan­gen und neu umge­setzt wor­den: Vie­le Gläu­bi­ge in der Welt waren über­rascht, dass sie als Lai­en in der katho­li­schen Kir­che über­haupt gefragt wur­den“, berich­te­te Bischof Oster über die Teil­neh­mer der Welt­syn­ode. Einen der Kern­punk­te, der auch dem Papst selbst ein beson­de­res Anlie­gen sei, fass­te der Bischof letzt­lich so zusam­men: Wir müs­sen auf einer tie­fe­ren, einer geist­li­chen Ebe­ne zusam­men­kom­men, ein­an­der ver­ste­hen und zuhö­ren – und so bestehen­de Pola­ri­sie­run­gen über­win­den.“ Der Prot­ago­nist der Syn­ode sei der Hei­li­ge Geist selbst, so habe Papst Fran­zis­kus immer wie­der betont.

Hin­sicht­lich des Ablaufs der Syn­ode sei Papst Fran­zis­kus zudem wich­tig gewe­sen, dass die Welt­syn­ode in einem geschütz­ten Raum statt­ge­fun­den habe, so Bischof Oster. Hier­zu merk­te Tho­mas Söding jedoch an, er sei sich nicht sicher, ob die­se Metho­de auch im wei­te­ren Ver­lauf des Welt­syn­oda­len Wegs pas­sen wer­de oder ob es nicht ande­re Metho­den braucht“. Vie­le haben nach die­ser Welt­syn­ode gesagt, sie war mensch­lich und geist­lich eine der bes­ten und theo­lo­gisch eine der dünns­ten. Vie­le haben sie als unglaub­lich welt­kirch­li­ches Erleb­nis erlebt“, reka­pi­tu­lier­te Bischof Oster abschlie­ßend. Es han­de­le sich um ein Ereig­nis, bei dem jedoch kei­ne Ent­schei­dun­gen getrof­fen wor­den sei­en und es kein Ergeb­nis­pa­pier gege­ben habe. Statt­des­sen gebe es ein Doku­ment, das eine Syn­the­se sei: 40 dich­te Sei­ten, 20 Unter­the­men“, beschrieb Bischof Oster, auf­ge­glie­dert in die gro­ßen Fra­gen: Kir­che als syn­oda­le Gemein­schaft, Kir­che als Mis­si­on und Kir­che in Par­ti­zi­pa­ti­on.“ Die Gemein­den und Kir­chen vor Ort sei­en nun erst ein­mal ein­ge­la­den, sich die­se The­men anzu­eig­nen und zu bestim­men, was für sie vor Ort wich­tig sei. Im Anschluss an die Bei­trä­ge der bei­den Refe­ren­ten hat­ten die Teil­neh­mer der Pas­to­ral­ta­gung die Gele­gen­heit, im gemein­sa­men Gespräch Fra­gen zu ent­wi­ckeln, die nach der Mit­tags­pau­se im Ple­num beant­wor­tet und dis­ku­tiert wurden.

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Der Nach­mit­tag hat­te dann ins­be­son­de­re Syn­oda­li­tät in Deutsch­land und im Bis­tum Pas­sau zum The­ma. Dazu stell­ten zunächst Tho­mas Weg­gart­ner als Ansprech­per­son des Bis­tums für die Syn­oda­len Wege und Mar­kus Biber als Diö­ze­san­rats­vor­sit­zen­der die bis­he­ri­gen Schrit­te im Bis­tum seit 2020 vor, ange­fan­gen bei der Arbeit der AG Syn­oda­ler Weg Pas­sau“ bis hin zu den Syn­odal­ge­sprä­chen in die­sem Som­mer zur Seg­nung homo­se­xu­el­ler Paa­re“ und der Lai­en­pre­digt“.

Die welt­kirch­li­che und die Bun­des­ebe­ne sind ja sehr eng mit­ein­an­der ver­bun­den“, so Tho­mas Söding zur Ver­knüp­fung des Welt­syn­oda­len Wegs mit der Kir­che vor Ort. So sei etwa auf welt­kirch­li­cher Ebe­ne bereits deut­lich gemacht wor­den, dass es eine Stär­kung der Regio­nen brau­che und auf der Ebe­ne der Diö­ze­sen, Län­der oder auch Kon­ti­nen­te dezen­tra­le Par­ti­zi­pa­ti­ons­struk­tu­ren auf­ge­baut wer­den müss­ten. Gleich­zei­tig habe der syn­oda­le Weg in Deutsch­land beson­de­re Vor­aus­set­zun­gen, aus denen er spe­zi­fi­sche Kon­se­quen­zen zie­hen müs­se. Gegrün­det wor­den sei jetzt der Syn­oda­le Aus­schuss, eine Fort­set­zung des syn­oda­len Weges mit dem Ziel, eine Art Syn­oda­len Rat auf Bun­des­ebe­ne für die katho­li­sche Kir­che in Deutsch­land zu eta­blie­ren. Die Lage ist schon span­nungs­reich, weil der Papst ja deut­lich gemacht hat, dass er die­sen syn­oda­len Aus­schuss als einen Schritt weg von der gemein­sa­men Bewe­gung der Welt­kir­che sieht“, so Bischof Oster zum Syn­oda­len Aus­schuss. Mei­ne per­sön­li­che Erfah­rung ist: Ich möch­te gemein­sam mit der Welt­kir­che gehen und ich hof­fe trotz­dem, dass die Wege noch irgend­wie zusam­men­fin­den. Wie das gehen kann, kann ich jetzt noch nicht sagen.“

Auch Tho­mas Söding beton­te, dass das Modell, das der Syn­oda­le Aus­schuss ent­wi­ckeln wer­de, mit Rom abge­spro­chen wer­den müs­se. Aktu­ell sehe er, dass die Beschlüs­se hin­sicht­lich eines Syn­oda­len Rates in Rom in ande­rer Wei­se ver­stan­den wor­den sei als vom Syn­oda­len Weg in Deutsch­land inten­diert. So sei es auch eine der Auf­ga­ben des Aus­schus­ses, Syn­oda­li­tät und, was das für Deutsch­land hei­ße, noch ein­mal aus­zu­buch­sta­bie­ren“ – aber nicht unab­hän­gig vom welt­syn­oda­len Weg. Letzt­lich befin­de man sich aktu­ell in einem Pro­zess, beschrieb Bischof Oster sei­ne Ein­drü­cke — vor allem mit Blick auf das Bis­tum Pas­sau: Ich habe die Tex­te, die der syn­oda­le Weg in Frank­furt beschlos­sen hat, in meh­re­ren Gre­mi­en dis­ku­tiert und wer­de sie auch noch wei­ter dis­ku­tie­ren. Und wir wer­den ver­su­chen zu son­die­ren, wo wir auf der einen Sei­te im Ein­klang mit der Welt­kir­che sein kön­nen, und auf der ande­ren Sei­te Spiel­raum haben, uns zu ent­wi­ckeln.“ Schließ­lich wer­de auch der Papst noch ein­mal etwas schrei­ben, was auto­ri­ta­tiv für die Kir­che gel­te, so der Bischof, und wir sind gespannt, wie das kon­kre­ti­siert wird, was da jetzt breit ent­fal­tet ist.“

In einem inten­si­ven Zwie­ge­spräch“, bei denen auch die Teil­neh­me­rin­nen und Teil­neh­mer Rück­fra­gen stel­len konn­ten, hät­ten Tho­mas Söding und Bischof Ste­fan die unter­schied­li­chen Posi­tio­nen gut dar­stel­len und auch in einem guten Sinn mit­ein­an­der strei­ten kön­nen“, so das Resü­mee des Bischofs. Im gegen­sei­ti­gen per­sön­li­chen Wohl­wol­len für­ein­an­der konn­ten auch die strit­ti­gen Punk­te klar zur Spra­che kom­men.“ Auch eini­ge Teil­neh­mer hät­ten rück­ge­mel­det, dass eben die­ses Auf­ein­an­der­tref­fen ver­schie­de­ner Per­spek­ti­ven zu einem tie­fe­ren Ver­ständ­nis für die Mate­rie bei­getra­gen habe. Der Bischof zeig­te sich sehr dank­bar, dass Tho­mas Söding die­ses dia­lo­gi­sche For­mat mög­lich gemacht habe.

Der Synodale Weg

Wei­te­re Infor­ma­tio­nen mit Berich­ten, Vide­os, Inter­views etc. rund um den Syn­oda­len Weg auf Weltkirche‑, Deutsch­land- und Bis­tums­ebe­ne erfah­ren Sie hier auf fol­gen­der Seite:

Die synodale Kirche

Papst Franziskus hat im Oktober 2021 einen weltweiten synodalen Prozess angestossen. Die deutschen Bischöfe haben bereits im März 2019 einen Synodalen Weg für die Kirche von Deutschland beschlossen. Auch für das Bistum Passau arbeitet u.a. Bischof Stefan Oster am synodalen Weg. Auf dieser Seite finden Sie alle Informationen zu den drei Bestrebungen.

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