
Ein Brausen wie ein heftiger Sturm, Zungen wie Feuer, und der Heilige Geist, der die Jünger erfüllte und sie in fremden Sprachen reden ließ. So steht das Pfingstereignis in der Apostelgeschichte beschrieben. Was wir zu Pfingsten genau feiern, erklärt Bernhard Kirchgessner, Leiter Spectrum Kirche Passau-Mariahilf, hier in seinem Impuls zum Pfingstsonntag am 19. Mai 2024.
Was feiern die christlichen Kirchen zu Pfingsten eigentlich? Die Apostelgeschichte gibt uns darüber Auskunft: „Als der Pfingsttag gekommen war, befanden sich alle am gleichen Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie waren. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt und begannen, in fremden Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab. Lukas schildert das Pfingstgeschehen mit beeindruckenden Metaphern: Von Brausen, heftigem Sturm, Zungen wie von Feuer ist die Rede.
Was hat das zu bedeuten, so fragen die einen? Die anderen hören Jesu Jünger plötzlich in fremden Sprachen reden. Sind Sie bereits früh am Morgen betrunken? Ja, der Geist gibt Rätsel auf – damals und auch heute.
Die Zeit zwischen dem historischen Pfingsten und heute ist die Zwischenzeit der Kirche. Es ist unsere Zeit, in der wir unterwegs sind zum Zielpunkt unseres Lebens, der einst auch unser Ausgangspunkt war, zum Herzen des Vaters. Damit wir dorthin finden und das Ziel nicht verfehlen, brauchen wir dringend das Brausen des Geistes, welches das Haus unseres Herzens erfüllen und uns dazu bewegen möge, den Menschen in Wort und Tat die frohe Botschaft des Evangeliums glaubwürdig zu bezeugen.
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Wir bedürfen ferner eines heftigen Geist-Sturms, der aus den Herzen der Menschen allen Hass, alle Kriegslüsternheit und aus unseren jungen Menschen die Neigung zu Gewalt austreibt. Es bedarf ferner eines heftigen Sturms, der in der Kirche all jene Klerikalisten, seien es Priester oder Laien, von ihren Sesseln fegt, die herrschen statt zu dienen, die nach oben katzbuckeln und nach unten treten, die nicht verstanden haben. Wie sagte einst Jacques Gaillot: „Une église, qui ne sert, ne sert rien! Eine Kirche, die nicht dient, taugt zu nichts!“
Es braucht Zungen wie von Feuer, die unsere Herzen so sehr mit dem Feuer der Liebe entzünden, dass wir als ganz und gar von Liebe Durchdrungene, ja, von Liebe Brennende leben, Gott immer näherkommen und mit dieser Liebe alle infizieren, die uns auf unserem Lebensweg begegnen. Diese Feuerzungen verwandeln uns und durch uns unsere Umwelt, in der wir leben und wirken.
Und schließlich bedarf es des leisen Säuselns, das der Prophet Elija vernahm, der Zeiten und Zonen der Stille, in denen wir allen Lärm in uns, um uns und um uns herum ausblenden, und das Ohr unseres Herzens sich der leisen Stimme Gottes öffnen kann. Gott plärrt nicht, er spricht leise. Wer nicht still wird, hört ihn nicht. Wir sehen, wie dringend Kirche und Welt und wir alle des Geistes Gottes bedürfen, und darum rufen wir heute eindringlich: VENI, SANCTE SPIRITUS! KOMM, HEILIGER GEIST! Reiße alle Dir hinderlichen Barrieren nieder! Treibe das Böse aus dieser Welt hinaus!
Lass uns Gottes Willen erkennen! Vor allem aber: Erneuere deine Kirche — und fange bei mir an.
VENI, SANCTE SPIRITUS. Komm, HEILIGER GEIST! Jetzt, hier und heute.
Msgr. Bernhard Kirchgessner
Leiter Spectrum Kirche Passau-Mariahilf