
Wertschätzung, Gerechtigkeit, Respekt. So lautet häufig die Antwort auf die Frage, welche Werte Menschen wichtig sind - und zwar quer durch alle Altersgruppen. Wortwörtlich bedeutet Respekt soviel wie "Zürück-Schauen", was man es auch als einer Begegnung "auf Augenhöhe" deuten könnte. Mehr dazu von Konrad Niederländer, Diakon und Bischöflicher Beauftragter des Diözesan-Caritasverbands Passau, in seiner Predigt zum Caritassonntag am 24. September 2023.
Fragt man Menschen, welche Werte ihnen im Leben wichtig sind, werden häufig genannt: Wertschätzung, Gerechtigkeit oder Respekt. Quer durch alle Altersgruppen ist den Menschen wichtig, gerecht, mit Würde und Respekt behandelt zu werden. Respekt bedeutet wörtlich „Zurück-Schauen“, also zurückschauen auf den anderen. Wer das mit Respekt tut, der begegnet dem anderen „auf Augenhöhe“.
Um diese Frage geht es im Evangelium vom kommenden Sonntag, den wir als Caritas-Sonntag begehen. Der Gutsbesitzer zahlt den Arbeitern im Weinberg den gleichen Lohn: dem, der nur eine Stunde gearbeitet hat genau so viel wie denen, die den ganzen Tag gearbeitet haben. Am Ende des Gleichnisses stellt der Gutsherrn den murrenden Arbeitern, die den ganzen Tag gearbeitet und auch nur einen Denar bekommen haben, die Frage: Darf ich mit dem, was mir gehört, nicht tun, was ich will? Oder ist dein Auge böse – also schaust du böse – weil ich gut bin? Schaust du etwa böse, weil ein anderer das gleiche bekommt, weil du meinst, er müsse weniger bekommen, weniger als du?
Wie ist das mit dem Respekt vor all denen, die zunächst nicht angeworben wurden, die den ganzen Tag gewartet und erst gegen Abend eine Arbeit gefunden haben? Haben nicht auch diese zuhause eine Familie zu ernähren?
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Am Caritas-Sonntag schauen wir in besonderer Weise auf die caritative und diakonische Säule unserer Kirche. Bei manchen Gottesdiensten steht die Arbeit der Caritas im Mittelpunkt. Egal, wo wir in der caritativen Arbeit unterwegs sind, mit jungen oder alten, mit behinderten oder kranken Menschen, es geht nie nur um eine soziale Betreuung oder Unterstützung, es geht auch immer um Respekt. Es geht darum, dass nicht auf Menschen herabgeschaut wird, gerade dann nicht, wenn sie in einer materiellen, seelischen oder sozialen Notlage sind. „Bei euch muss ich mich nicht schämen“, das hören wir oft in der Beratung, in der Begleitung von Kranken oder der Pflege von alten Menschen. Das kann uns stolz machen, ist aber auch Ansporn und Verpflichtung.
Menschen sollen spüren, dass sie so sein können und dürfen, wie sie sind, mit ihrer eigenen Geschichte – gerade auch, wenn sie bedürftig sind. Sie sollen spüren, dass ihnen mit Respekt und auf Augenhöhe begegnet wird, dass ihre Würde nicht von der körperlichen, psychischen oder sozialen Leistungsfähigkeit abhängt. Ob eine Mensch krank oder alt oder behindert oder verschuldet ist, ob er Arbeit hat, ob seine Ehe zerbrochen ist oder ob er straffällig geworden ist; von all dem hängt seine Würde nicht ab. Jeder verdient Respekt, weil er ein Ebenbild Gottes ist.
Wenn ich mir selbst bewusst bin, wie viel in meinem Leben Geschenk ist und dafür dankbar sein kann, dann sehe ich hilfsbedürftige Menschen vielleicht anders: bescheidener, respektvoller und weniger von oben herab. Und mein Auge schaut – um es mit den Worten des Evangeliums zu sagen – vielleicht weniger böse, wenn anderen etwas Gutes widerfährt.
Ich danke allen, die ganz persönlich und als Pfarrgemeinde dazu beitragen, dass Menschen in Not mit Respekt begegnet wird. Ich danke allen ehrenamtlichen und hauptberuflichen Mitarbeitenden der Caritas für ihren wertvollen Dienst und sage allen, die für die Caritas sammeln und spenden ein ganz herzliches Vergelt’s Gott!
Diakon Konrad Niederländer
Bischöflicher Beauftragter Diözesan-Caritasverband Passau