Das glauben wir

„... weil ich an das Leben glaube“

Redaktion am 29.03.2024

240331 Predigt Striedl Title TV

Die Auferstehung und die Kreuzigung gehören zusammen, sie ist der göttliche Triumph über das qualvollste und entwürdigenste Leiden, das sich die Menschheit in ihrer Perversion als Folter- und Todesstrafe ausgedacht haben. Mehr dazu von Dompropst em. Hans Striedl in seiner Predigt zum Ostersonntag am 31. März 2024.

Ver­ehr­te Schwes­tern und Brüder!

Wir fei­ern Ostern! In einer Welt, in der der Tod wie­der sehr ernst genom­men wird, hat die Oster­bot­schaft wie­der eine beson­de­re Bedeu­tung bekom­men: Ich bin auf­er­stan­den – ich bin immer bei Euch!“

Fol­gen­de Bege­ben­heit hat mich sehr berührt: Eine Reli­gi­ons­leh­re­rin hat in der Schul­klas­se das Kreuz von der Wand genom­men. Jedes Kind darf es genau­er anschau­en, darf es berüh­ren.- Mit­ten­drin fragt ein Schü­ler ganz betrof­fen: War­um hän­gen wir eigent­lich immer ein Kreuz auf und kein Bild von der Auf­er­ste­hung?

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Eine Ant­wort dar­auf ist gar nicht so ein­fach. Ist es viel­leicht des­we­gen, weil wir dem Leid näher­ste­hen als freu­di­gen Ereig­nis­sen? Oder ist es des­we­gen, weil wir im Gekreu­zig­ten die Lie­be Jesu zu uns Men­schen greif­ba­rer erle­ben, als im ver­klär­ten Jesus?

Kreuz und Auf­er­ste­hung gehö­ren zusam­men. Ostern ist undenk­bar ohne den Karfreitag.

Die Kir­che fei­ert gera­de die Oster­nacht mit allem Jubel: mit fest­li­chen Lie­dern und einem viel­stim­mi­gen Hal­le­lu­ja. Aber — ist nicht eine Rie­sen­k­luft zwi­schen dem Oster­ju­bel in unse­ren Kir­chen und dem tat­säch­li­chen Leben drau­ßen? Wir fei­ern Ostern in einer Welt, die ohne Frie­den ist und vol­ler Angst; in einer Welt, wo uns täg­lich und stünd­lich die Schre­ckens­bil­der von Men­schen ins Wohn­zim­mer gelie­fert wer­den, die vom Krieg elend zuge­rich­tet sind, die zuschau­en müs­sen, wie ihre Hei­mat kaputt geschos­sen wird, die auf der Flucht sind und irgend­wo bei frem­den Leu­ten um Auf­nah­me bit­ten müs­sen. Wir fei­ern Ostern in einer Welt, wo auch hier­zu­lan­de vie­le Men­schen in Angst sind, wie sie künf­tig ihren Lebens­un­ter­halt bestrei­ten kön­nen. Freud und Leid, Glück und Elend lie­gen erschre­ckend nah bei­ein­an­der. Aber schau­en wir auf das Kreuz: Da am Kreuz, wo alles zu Ende schien, wo der Tod und die Bos­heit der Men­schen schein­bar stär­ker waren als Jesus, da bricht Leben auf. Da hat nicht der Tod das letz­te Wort: Das Leben hat besiegt den Tod! (Lied!)

Als ein jun­ger Bursch ver­un­glück­te, fand man in sei­nem Tage­buch fol­gen­den Ein­trag: Auf mei­nem Schreib­tisch steht ein Kreuz, in mei­nem Auto hängt ein klei­nes Kreuz: Ein Zei­chen des Todes, weil ich an das Leben glau­be!

Ich wün­sche Ihnen und Ihren Ange­hö­ri­gen und Freun­den ein geseg­ne­tes Osterfest!

Hans Striedl
Dom­propst i.R.

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