
Machen wir uns miteinander auf den Weg mit offenen Augen für all diejenigen, die unsere Hilfe und Unterstützung brauchen. „Wenn jeder gibt, was er zu viel hat“, dann wird es ein wenig heller in unserer Welt - davon spricht heute Caritasvorstand Diakon Konrad Niederländer, in seiner Predigt zum Caritassonntag am zweiten Fastensonntag.
Einen Berg zu besteigen, ist immer ein großes Erlebnis. Man kommt ins Staunen, wenn man die Landschaft, die Ortschaften, die Wiesen und Felder erleben kann. Dabei wird uns bewusst, wie klein wir sind und wie groß zugleich das Universum, die Schöpfung Gottes, ist. Hier sind wir dem Himmel und Gott näher, ja durchaus einem Stück Paradies. Diese Erfahrung machen auch die Jünger im Evangelium von der Verklärung des Herrn auf dem Berg Tabor.
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Wer oben auf dem Gipfel angekommen ist, kann durchatmen, ausruhen und verweilen. Aber wir wissen es aus Erfahrung, oben zu sein fordert seinen Preis: Mühe, Anstrengung, Kraft, Mut, Entbehrung. Auch Rücksichtnahme und Verantwortung für die Wanderer in der Gruppe, den Langsamen und den, der sich schwertut, nicht abzuhängen, sondern ihn zu ermutigen. Es tut immer gut, während des Aufstiegs eine Pause zu machen und den Proviant zu teilen. Das tut Leib und Seele, der Gemeinschaft und dem Zusammenhalt gut.
Wenn jeder von Anfang an spürt, ich bin willkommen, auch wenn ich nicht so durchtrainiert bin wie der oder die andere, wenn ich schwächle, stärken mich die anderen. Wenn also der Aufstieg gelingt, dann ist auch für alle das Gipfelerlebnis ein Fest und man will gerne länger dort verweilen. Auch die Jünger Jesu wollten diesen Erlebnis auf dem Berg festhalten, ja sogar drei Hütten bauen.
Wir alle sind Wanderer durch die Zeit. Jeder und jede von uns ist mit einer Gruppe unterwegs: als Familie, als Verwandtschaft, als Kirche, als Pfarrgemeinde. Auch uns tut es gut, wenn wir Gemeinschaft und Zusammenhalt spüren. Unter uns sind aber auch Menschen, denen es nicht so gut geht: kranke, alte oder pflegebedürftige Menschen, Kinder und Erwachsene mit Einschränkungen oder Behinderungen, Menschen, die sich schwertun, das Leben Tag für Tag zu bewältigen, die Hilfe oder Beratung brauchen.
Für die anstehende Sammlungswoche der Caritas haben wir das Motto: „Wenn jeder gibt, was er zu viel hat“. Ja, wenn jeder etwas von dem gibt, was er zu viel oder übrighat, ist das gelebte Gemeinschaft und christliche Nächstenliebe.
Viele setzen sich ja auch ein für eine bessere Welt. Sie ermöglichen Menschen in tiefer Ausweglosigkeit einen Aufbruch in eine neue Zukunft. Wenn wir in der Kirche und an der Haustür sammeln, dann unterstützen wir all diese Dienste. Nur zusammen können wir die Probleme lösen.
Am Ende der Verklärung sagt Jesus zu den Jüngern: „Steht auf, habt keine Angst!“. Habt keine Angst, ruft Jesus auch uns zu. „Das ist mein geliebter Sohn, an dem ich Gefallen gefunden habe“, sagt der Vater aus der Wolke zu den drei Jüngern. Auch wir sind von Gott geliebt und werden auf all unseren Wegen von seiner Liebe getragen.
„Steht auf, habt keine Angst!“ Dieses Wort möchte auch ich Ihnen zurufen. Habt keine Angst vor der Zukunft! Machen wir uns miteinander auf den Weg mit offenen Augen für all diejenigen, die unsere Hilfe und Unterstützung brauchen. „Wenn jeder gibt, was er zu viel hat“, dann wird es ein wenig heller in unserer Welt, dann wird auch Gott an uns Gefallen finden.
Diakon Konrad Niederländer