Ostersonntag-Morgen. Das Grab ist leer. Ein Schock für Maria von Magdala. Der gekreuzigte tote Jesus ist nicht im Grab. Der schwere Stein weggerollt.
Sie erzählt es den Jüngern Jesu. Petrus und ein anderer Jünger eilen zum Grab. Vorsichtig schauen sie nacheinander hinein. Leer. Die Leichentücher sind ordentlich zusammengelegt. Können sie glauben, war hier Unbegreifliches geschehen ist?
Die weinende Maria von Magdala aber sieht mehr als eine Leichentuchordnung. Sie spricht mit zwei Engeln. Wo denn Jesus hingekommen sei, möchte sie wissen. — Da sieht sie ihn, meint aber, er sei der Gärtner. Noch ist ihr Blick ins Grab hineingesenkt. Doch nun redet Jesus sie an. Er, der tot war, spricht sie mit ihrem Namen „Maria“ an. Sie dreht sich um, wendet sich vom Grab weg. Jetzt mitten im Garten sieht sie Jesus. Er und sie reden miteinander. Der Auferstandene beauftragt sie, den Jüngern zu verkünden, dass er lebt und sie von nun an untrennbar ewig zu Gott gehören.
Ostern bedeutet für Maria von Magdala nicht, das leere Grab zu sehen. Ostern heißt für sie, den Blick weg vom Grab mitten in ihr Leben hineinzurichten. Dort findet sie den Auferstandenen. So nimmt der Glaube an die Auferstehung Jesu Fahrt auf.
Was bedeutet Ostern demnach für mich? — Ich soll nicht in das Grab Jesu blicken, vielmehr in die heutige Lebenswelt. Dort ist er da. Jesus ruft mich, mit ihm mitten in dieser Welt zu leben und mit ihm das Miteinander der Menschen zu gestalten. Mit ihm werde auch ich auferstehen zum ewigen Leben. Mit ihm hat diese Welt Hoffnung auf Erneuerung und Zukunft. Glaube ich, dass er da ist? —
Ostern ist Glaubensfrage und Realität zugleich. Mit Ostern entscheidet sich die Ewigkeit meines Lebens und die Zukunft der Welt.
Predigt von Domdekan Msgr. Dr. Hans Bauernfeind, Seelsorgeamtsleiter