Das glauben wir

Jesus kennen

Redaktion am 02.07.2021

210704 Predigt Spreitzer foto1 Foto: Stefanie Hintermayr/pbp

Einen Menschen kennen - und einen Menschen WIRKLICH kennen, ihm begegnen, macht einen großen Unterschied, erklärt Domkapitular Anton Spreitzer in seiner Predigt zum 14. Sonntag im kirchlichen Jahreskreis am 4. Juli 2021. Mit Christus verhält es sich nicht anders. Erst in der Begegnung mit ihm lernen wir ihn auch wirklich kennen.

Hand auf’s Herz: Von wel­chen Men­schen wür­den Sie sagen, dass Sie sie ken­nen? Also: nicht nur ober­fläch­lich irgend­wie mit ihnen bekannt sind, son­dern sie wirk­lich ken­nen? Wirk­lich wis­sen, wer sie sind? Ich ver­mu­te, es geht Ihnen ähn­lich wie mir: Wenn wir mit einer so hohen Mess­lat­te unse­re Bekannt­schaf­ten durch­ge­hen, dann blei­ben nicht wirk­lich vie­le Men­schen übrig. 

Das erschreckt einer­seits und macht viel­leicht ver­le­gen; auf der ande­ren Sei­te aber ist es auch irgend­wie ver­ständ­lich. Denn einen ande­ren ken­nen, ihn oder sie wirk­lich ken­nen – dazu braucht es vor allem eines: dass man sich auch wirk­lich begeg­net, nicht nur neben­ein­an­der her lebt oder sich nur flüch­tig bekannt macht und eigent­lich eher anein­an­der vor­bei­geht. Es braucht, dass man vor­ein­an­der ste­hen bleibt, von Ange­sicht zu Ange­sicht – im wirk­li­chen und im über­tra­ge­nen Sinn. Erst wenn ich und der oder die Ande­re Zeit haben, einen Blick auf­ein­an­der zu wer­fen, und noch einen zwei­ten und drit­ten; wenn wir uns Zeit gön­nen für­ein­an­der und mit­ein­an­der – dann kann es zu einem wirk­li­chen Ken­nen und Erken­nen kommen.

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Es wun­dert nicht, dass in einer Zeit wie der unse­ren, in der der Zeit­man­gel chro­nisch gewor­den und Stress schon eine Art Volks­krank­heit gewor­den ist, wirk­li­ches Ken­nen­ler­nen und gegen­sei­ti­ges Erken­nen immer sel­te­ner wird. Aber wir brau­chen nicht zu mei­nen, dass das in frü­he­ren Zei­ten recht viel anders war. Da hat­te man zwar mehr Zeit für vie­le Din­ge; und so etwas wie Stress ist tat­säch­lich eine der vie­len zwei­fel­haf­ten Errun­gen­schaf­ten erst unse­rer tech­ni­schen Super­welt. Aber was das wirk­li­che Ken­nen und Erken­nen ande­rer Men­schen anbe­langt – da sind wir nicht schlech­ter dran als unse­re Vorfahren. 

Jesus erfährt es im Evan­ge­li­um des heu­ti­gen Sonn­tags am eige­nen Leib: Er lehrt in der Syn­ago­ge sei­ner Hei­mat­stadt und ver­setzt die Men­schen dort in Erstau­nen über sei­ne Weis­heit und die Macht­ta­ten, die durch ihn gesche­hen. Sie fra­gen: Woher hat er das alles?“ Und sie ver­su­chen es sich zu erklä­ren, indem sie das tun, was wir auch heu­te noch so oft und ger­ne mit­ein­an­der tun: sie ste­cken Jesus in eine Schub­la­de: Ist das nicht der Zim­mer­mann, der Sohn der Maria und der Bru­der von Jako­bus, Joses, Judas und Simon? Leben nicht sei­ne Schwes­tern hier unter uns?“

Kurz gefasst: Sie sagen sich: Den ken­nen wir ja; wir wis­sen, wer er ist. Kein ande­rer als wir auch. – Das sagen sie zu sich; und sie wün­schen sich, dass es so wäre. Aber in Wirk­lich­keit ist es ganz anders: Jesus ist eben nicht wie sie! Und weder passt noch gehört er in die Schub­la­de, die sie für ihn vor­be­rei­tet haben. Und weil die Leu­te das nicht wahr­ha­ben wol­len, neh­men sie Anstoß an ihm und leh­nen ihn ab. 

Offen­bar gibt es eine Nähe, die zu nah ist und gleich­zei­tig kei­ne wirk­li­che Begeg­nung, nur eine ober­fläch­li­che und dar­um schein­ba­re Ver­traut­heit. Ech­tes gegen­sei­ti­ges Ken­nen und Erken­nen braucht: den rich­ti­gen Abstand, den rich­ti­gen Blick, Zeit für rich­ti­ge Begeg­nung – und geschlos­se­ne Schubläden.

Anton Spreit­zer
Dom­ka­pi­tu­lar

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