Das glauben wir

Bestraft Gott reiche Menschen?

BAY am 27.09.2019

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Laut dem Paritätischen Armutsbericht 2018 leben 13,7 Millionen Menschen in Deutschland in Armut – das heißt: mit einem Netto-Einkommen von unter 1.100 Euro monatlich. Gemäß den Statistiken der UNO leben 1.2 Milliarden Menschen mit einem Einkommen von 1.25 Dollar oder weniger pro Tag. Konrad Niederländer, Diakon und Bischöflicher Beauftragter des Diözesan-Caritasverbands erklärt in seiner Predigt zum Caritassonntag am 29. September 2019 was Reichtum und Armut vor Gott eigentlich bedeuten.

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Diakon Konrad Niederländer, Bischöflicher Beauftragter, Caritasvorstand Predigt zum Caritassonntag, 29. September 2019


Lie­be Schwes­tern und Brüder,

Adel ver­pflich­tet“, hat man frü­her gesagt. Das heißt, eine höhe­re gesell­schaft­li­che Stel­lung ver­pflich­tet zu Ver­hal­tens­wei­sen, die von ande­ren nicht unbe­dingt erwar­tet wer­den. Heu­te steht bei uns im Grund­ge­setz: Eigen­tum ver­pflich­tet“. Sein Gebrauch soll zugleich dem Woh­le der All­ge­mein­heit die­nen. Das Gleich­nis vom armen Laza­rus und dem rei­chen Mann, das wir in der Lit­ur­gie des kom­men­den Sonn­tags – am Cari­tas-Sonn­tag – hören, erin­nert mich an die­sen gesell­schaft­li­chen Anspruch.

Die­ses Gleich­nis lässt zunächst ver­mu­ten, dass hier eben beson­ders der Rei­che gefor­dert gewe­sen wäre. Auf den ers­ten flüch­ti­gen Blick könn­te man den­ken, nach dem Tod gibt es nun eine aus­gleichende Gerechtig­keit. Der Arme lebt dann in Saus und Braus, der Rei­che schaut dumm aus der Wäsche. Die Verhält­nisse wer­den ganz ein­fach umge­dreht. Und so ant­wor­tet ja auch Abra­ham auf das Gejam­me­re des Rei­chen: Denk dar­an, dass es dir im Leben immer gut gegan­gen ist, Laza­rus aber schlecht.“ Wer­den also die bösen Rei­chen nach dem Tod bestraft, die lie­ben Armen belohnt? Nein, ich den­ke, so ein­fach ist das nicht, wie es der ers­te flüch­ti­ge Blick erschei­nen lässt.

Wenn wir genau­er hin­schau­en, mer­ken wir, dass der Rei­che nicht nur reich war, son­dern auch von Got­tes Gebo­ten nichts wis­sen woll­te. Ihn ließ der Arme vor der Haus­tür kalt. Der muss­te mit den Brot­fla­den vorlieb­nehmen, die die Rei­chen ein­fach unter den Tisch fal­len lie­ßen. Er wuss­te sehr wohl, dass die Gebo­te Got­tes Mild­tä­tig­keit und Barm­her­zig­keit for­der­ten, beach­te­te es aber nicht. Er wuss­te, er hät­te nach Got­tes Wil­len anders leben müs­sen, denn in der Höl­le will er ja nun errei­chen, dass sich wenigs­tens noch sei­ne Brü­der ändern, die genau­so leben, wie er leb­te. Sein Pro­blem war dem­nach nicht der Reich­tum an sich, son­dern dass er nichts davon abge­ben wollte. 

Und der arme Laza­rus kam auch wohl nicht des­halb in den Him­mel, weil er so mild­tä­tig war. Er konn­te es ja auch gar nicht sein. Aber auch sei­ne Armut und sein Lei­den an sich waren nicht der Grund. Das Geheim­nis, war­um Laza­rus in den Him­mel kam, steckt viel­mehr in sei­nem Namen. Laza­rus heißt aus dem Hebräi­schen über­setzt: Gott hilft“. Laza­rus war also ein Mann, der dar­auf ver­trau­te, dass Gott hilft. Er glaub­te also! Das allein ist es, was uns in den Him­mel bringt: Das Ver­trau­en auf Got­tes Hil­fe, der Glau­be an Jesus Christus.

Es ist leich­ter, dass ein Kamel durch ein Nadel­öhr geht, als dass ein Rei­cher ins Reich Got­tes kommt“, sagt Jesus im Mar­kus-Evan­ge­li­um. Der Grund ist, dass ein Rei­cher sein Herz eher an den Reich­tum, an sein Ver­mö­gen hängt. Sein Herz ist besetzt; es ist nicht frei, Jesus zu lie­ben und ihm zu vertrauen. 

Wer sich frei im Glau­ben an Jesus Chris­tus auf­macht und sich in sei­ner Nach­fol­ge an die Sei­te der Men­schen stellt, der gewinnt Leben, ewi­ges Leben. Aus dem Glau­ben erwächst Nächs­ten­lie­be, vor­be­halt­lo­se Lie­be. Kurz gesagt Caritas. 

Die meis­ten von uns zäh­len viel­leicht nicht zu den Rei­chen, aber den meis­ten von uns geht es gut, haben mehr als sie zum Leben brauchen. 

Öff­nen wir von Jesus geru­fen also unser Herz für die Not­lei­den­den und Bedürf­ti­gen. Ich lade uns alle ein, am Cari­tas-Sonn­tag und in der Cari­tas-Sam­mel­wo­che wie­der in beson­de­rer Wei­se an die zu den­ken, denen es nicht so gut geht, an alte und kran­ke Men­schen, an Arme und Schwa­che, an Aus­ge­grenz­te und Benach­tei­lig­te, Obdach­lo­se und Hei­mat­lo­se, an Pfle­ge­be­dürf­ti­ge und Ster­ben­de – hier bei uns und in der wei­ten Welt. 

Ich dan­ke allen von Her­zen, die sich haupt- und ehren­amt­lich für die Cari­tas enga­gie­ren, in die­sen Tagen beson­ders den Samm­le­rin­nen und Samm­lern und allen, die hel­fen Not zu lin­dern. Vergelt´s Gott Ihnen allen!

Kon­rad Nie­der­län­der — Dia­kon und Bischöf­li­cher Beauf­trag­ter des Diözesan-Caritasverbands 

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