
Grüss Dich Gott - Grias di God! Behüte Dich Gott - Pfiade God! Vergelte es Dir Gott - Vergelt’s God! Segne es Dir Gott - Segn das God! Helfe Dir Gott Heif da God! In Gods Nam - In Gottes Namen. All diese alten bairischen Redewendungen hört man leider immer seltener. Schade, weil sie doch auf einfach Art und Weise genau das aussagen, was auf Hochdeutsch oft schlecht auszudrücken ist. Was das alles mit Erntedank zu tun hat erklärt Dompropst Dr. Michael Bär in seiner Predigt zum Erntedanksonntag am 6. Oktober 2019.
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Dompropst Dr. Michael Bär zum Erntedanksonntag am 6. Oktober 2019
Während des Religionsunterrichts musste ein Schüler kräftig niesen und ich erwiderte prompt in breitem Dialekt: Helf Dir Gott. Der Schüler sah mich verdutzt an. Gesundheit, wiederholte ich und er lächelte. Die uralten Redewendungen aus unserem bairischen Dialekt sind wohl zum Sterben verurteilt. Das stimmt mich traurig. Holen sie doch stets den Herrgott in unsere Sprache herein: Grüsse Dich Gott, Behüte Dich Gott, Vergelte es Dir Gott, Segne es Dir Gott. Helfe Dir Gott! Zum Erntedankfest lade ich Sie ein, in diese alten, weisen Ausdrücke hineinzuhören.
Grüss Dich Gott! Grias di God!
Wenn ich jemandem begegne: An den Anfang der Begegnung stelle ich Gott, damit er die Begegnung begleite. Unser Gespräch, unsere Beziehung soll vom Geist Gottes, vom Geist der Geschwisterlichkeit der Kinder Gottes geprägt sein.
Behüte Dich Gott! Pfiade God!
Wenn ich mich von jemandem verabschiede: Gott soll den anderen begleiten, damit ihm nichts Böses geschieht, damit wir uns wohlbehalten wiedersehen. Ich vertraue ihn dem Schutz, dem Schutzengel Gottes an, da ich selber nichts mehr für ihn tun kann.
Vergelte es Dir Gott! Vergelt’s God!
Wenn ich mich bei jemandem bedanke: Was kann ich selber schon recht machen? Gott soll es vergelten, recht machen, was der andere mir an Wohltaten erwiesen hat. Wenn nicht hier auf Erden, dann im Himmel, wohin wir unsere guten Taten mitnehmen, weil Gott uns dafür belohnt.
Segne es Dir Gott! Segn das God!
Wenn ich auf den Dank antworte: Was ich einem anderen getan habe, dass soll zu seinem Segen werden, das soll gelingen, das soll sein Leben bereichern. Wir Menschen können vieles planen, erdenken, bauen, bewerkstelligen. Was aber ist das alles, wenn es von Gott nicht gesegnet ist.
Helfe Dir Gott! Heif da God!
Wenn ich merke, dass jemand in Not ist, augenscheinlich, wenn jemand niest, weil er vielleicht erkältet ist, dann erflehe ich für ihn die Hilfe Gottes, damit er wieder aus der Not herausfindet. Mein Gegenüber merkt, dass ich seine Not wahrnehme; schon allein das hilft ihm. Gottes Hilfe setze ich in die Tat um, indem ich nicht einfach einen leeren Spruch so dahinsage, sondern auch meine Hilfe anbiete.
Eigentlich sind das nicht nur alte, weise Redewendungen, sondern auch kleine Alltagsgebete, Stoßgebete. In dem Moment wird unser Reden zum Beten, ganz einfach. Und wir nehmen Gott herein in unser Leben, ganz selbstverständlich. Schade, wenn mit unserem, sterbenden Dialekt auch Gott allmählich aus unserem Denken, aus unserem Reden hinausgedrängt wird.
Das Erntedankfest lebt davon, dass wir hinter all den Gaben, die uns das vergangene Jahr beschert hat, Gott als Geber erkennen und ihm danken. Das Erntedankfest feiert am besten mit, wer tagtäglich in seiner Sprache Gott hereinnimmt in sein Leben. In Gods Nam. In Gottes Namen.
Dr. Michael Bär — Dompropst Bistum Passau