Bistum

Das Geheimnis der Freude

Tamina Friedl am 31.12.2023

Silvester 2023 5 Foto: Tamina Friedl / pbp

Gemeinsam mit zahlreichen Gläubigen feierte Bischof Stefan Oster im Passauer Dom St. Stephan das Ende des Jahres 2023 und den Start in ein neues Jahr. Dabei bot das Pontifikalamt Raum, um an das eigene Jahr zu denken und daran, was geschehen sei, was bewege und bleibe. Im Zentrum der Ansprache von Bischof Oster stand bei der Jahresabschlussandacht das „gigantische Geheimnis unseres Glaubens“: die Freude.

Den Anfang des Got­tes­diens­tes bil­de­te ein kur­zer Rück­blick auf das ver­gan­ge­ne Jahr im Bis­tum Pas­sau. In einem Jahr, das auch geprägt gewe­sen sei vom zwei­ten Kriegs­win­ter in der Ukrai­ne, Anti­se­mi­tis­mus und der Sor­ge über eine hohe Zahl an Kir­chen­aus­trit­ten, rufe all das und viel mehr dazu auf, mit­ein­an­der zu spre­chen, zu beten und zu han­deln. 2023 hät­ten die syn­oda­len Wege in Deutsch­land und der Welt­kir­che nach Lösun­gen gesucht, um auf neue Wei­se gott­ver­bun­de­ne Kir­che für die Welt zu sein“. Dazu habe auch Bischof Ste­fan im Okto­ber an der Welt­syn­ode in Rom teil­ge­nom­men. Im Bis­tum Pas­sau sei­en ins­be­son­de­re hin­sicht­lich der Auf­ar­bei­tung von Miss­brauch wei­te­re Schrit­te getan wor­den, nicht zuletzt mit der Arbeit an einer unab­hän­gi­gen Miss­brauchs­stu­die. Beson­ders her­vor­ge­ho­ben wur­de außer­dem die Arbeit der zahl­rei­chen Räte und Ver­bän­de im Bis­tum und im Zuge des­sen eine Aus­wahl an Höhe­punk­ten des Jah­res, dar­un­ter bei­spiels­wei­se die Jugend­fuß­wall­fahrt nach Alt­öt­ting, der Ado­ra­tio-Kon­gress und die Maria-Hilf-Woche. 2023 gab es zudem eini­ge Jubi­lä­en zu fei­ern wie etwa 20 Jah­re Künst­ler­seel­sor­ge und 75 Jah­re Diö­ze­san­bau­amt. Zuletzt wur­de außer­dem des Todes­ta­ges von Papst em. Bene­dikt XVI. am 31. Dezem­ber 2022 gedacht.

Bischof Ste­fan Oster stell­te am Sil­ves­ter­abend die Fra­ge nach dem gro­ßen Geheim­nis der Chris­ten. Die Lage der Kir­chen in Deutsch­land sei äußer­lich gese­hen dra­ma­tisch, so der Bischof. Weni­ger als die Hälf­te der Deut­schen wür­den aktu­ell einem christ­li­chen Bekennt­nis ange­hö­ren. Mit dem Kir­chen­aus­tritt gehe oft Ent­täu­schung über die Kir­che ein­her. Laut der dies­jäh­ri­gen Kir­chen­bin­dungs­stu­die gehe auch die Ver­bun­den­heit der Men­schen mit ihrer Kir­che zurück, eben­so wie das Ver­trau­en und die Bedeu­tung des Got­tes­diensts für die Men­schen. Man habe es hier mit einem gesamt­ge­sell­schaft­li­chen, unum­kehr­ba­ren Trend zu tun, auf den sich auch das Bis­tum Pas­sau ein­stel­len müs­se. Mit zu beach­ten sei­en dabei auch zwei spe­zi­el­le Ergeb­nis­se der Stu­die. Zum einen: Men­schen, die kirch­lich reli­gi­ös ver­bun­den sind – ob stark oder weni­ger stark – sind deut­lich höher ehren­amt­lich enga­giert als alle ande­ren befrag­ten Grup­pen.“ Zwei­tens sei ein Kir­chen­aus­tritt in aller Regel nicht mit einem Kon­fes­si­ons­wech­sel ver­bun­den. Viel­mehr stei­ge die Zahl der Kon­fes­si­ons­lo­sen deut­lich an. Jesus wer­de somit auch nicht außer­halb der Kir­che gesucht.

Hier­in zei­ge sich eine alte Ein­sicht der Glau­bens­ge­mein­schaft: Jesus ist in aller Regel nur zu fin­den in der Gemein­schaft derer, die an ihn glau­ben, die ihn ken­nen, die ihn fei­ern, die für ihn gehen. Die­se Gemein­schaft heißt Kir­che.“ Die Per­son Jesu Chris­ti und unse­re Bezie­hung zu ihm sei letzt­lich der Kern unse­res Glau­bens. Er sei wirk­lich der Ret­ter und die­se Ret­tung wer­de auch dadurch erkenn­bar, dass wir in die Freu­de fin­den kön­nen“. Der berühm­te eng­li­sche Schrift­stel­ler Gil­bert Ches­ter­ton habe die Freu­de ein­mal als das gigan­ti­sche Geheim­nis eines Chris­ten bezeich­net“. Für Bischof Oster ste­he zunächst fest, dass der Herr wol­le, dass wir in die Freu­de fin­den. Er will uns also wirk­lich ein Herz vol­ler Freu­de schen­ken – ein Herz, das sich von ihm geliebt weiß, ein Herz, das bei ihm bleibt und das mit ihm lie­ben lernt: Ihn und die ande­ren Men­schen“, so Oster. Die Fra­ge sei dann, ob das, was der Herr da spre­che, eine Wirk­lich­keit unse­res Lebens sei und wie wir auf sein Lie­bes­an­ge­bot“ reagie­ren: Indem ich ihn wirk­lich suche? Indem ich ihm auch mei­ne Schwä­che hin­hal­te, mei­ne Ängs­te, mei­ne Sün­de, mei­nen Glau­bens­man­gel? Indem ich ler­ne, ihn bes­ser zu ver­ste­hen?“ Auch die Hei­li­ge Schrift spie­le dabei eine Rol­le, denn ein Glau­be, der die Schrift nicht ken­ne, ken­ne Jesus nicht wirk­lich. Und wer ihn nicht ken­ne, kön­ne auch nicht voll Freu­de von dem erzäh­len, der ihn in die Freu­de führe. 

Die Kir­che ist kein spi­ri­tu­el­les Wohl­fühl­kauf­haus, in dem ich mir so ein wenig raus­su­chen kann, was mei­nen Bedürf­nis­sen nützt“, so der Bischof. Es sei schließ­lich auch eine Fra­ge der eige­nen Umkehr­be­reit­schaft, der Bereit­schaft, zu akzep­tie­ren, dass man für man­che Hal­tung Ver­ge­bung brau­che, und des Bewusst­seins für das, was der Glau­be Sün­de nennt“. Die Lie­be Got­tes sei bedin­gungs­los, jedoch ler­ne man nur, die­ser Lie­be zu ant­wor­ten, wenn man selbst auf­hö­re, in der eige­nen Hin­wen­dung Bedin­gun­gen zu stel­len. Die Freu­de kom­me schließ­lich mit­ten ins Hier und Jetzt, in die eige­ne kon­kre­te Geschich­te. Sie ist die Freu­de, die nicht tot­zu­krie­gen ist“, so Oster, auch dann, wenn das Leben aus­weg­los und bis­wei­len vol­ler Hass erscheine. 

Es gehe letzt­lich dar­um, Jesus ken­nen und lie­ben zu ler­nen. Die­se Lie­be sei die zen­tra­le Bezie­hung unse­res Lebens, die Jesus uns anbie­te, und die­se Bezie­hung gebe es nur in der Kir­che: In der Kir­che, mit Jesus, wenn wir ihn ernst neh­men und uns ein­la­den las­sen in die Freund­schaft mit ihm, dann kommt die Freu­de.“ Wenn wir jeden Tag im Aus­tausch und im Gebet in Bezie­hung mit ihm leben wür­den, wer­de er uns beglei­ten und neben Leid und Mit­leid wer­de stets auch Raum für Freu­de im Her­zen blei­ben. Bischof Oster lud die Gläu­bi­gen abschlie­ßend dazu ein, im neu­en Jahr ein paar Schrit­te auf Jesus zuzu­ge­hen und der Bezie­hung zu ihm den Raum zu geben, der ihr gebüh­re, damit schließ­lich auch die Freu­de in der Kir­che wie­der wachse.

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