Bistum

Wenn’s auf dem Acker mal staubt, mal schwimmt …

Redaktion am 17.04.2023

Hs KLB K Limawandel und Landwirtschaft Foto: Hannelore Summer
v.l LVHS Bildungsreferent Stefan Köberl, Landwirt Christian Fuchsgruber, Geoökologe Michael Außendorf, Pflanzenbauberater Hilmar Maußner, KLB-Diözesanvorsitzender Walter Dankesreiter, stellvertretender Landrat Eugen Gegenfurtner, KLB AK Landwirtschaft Vorsitzender Alfred Hainthaler und Biobauer Josef Braun widmeten sich einen Studientag lang dem Thema Landwirtschaft und Klimawandel

Es wird wärmer, keine Frage. Menschen leiden immer öfter unter Hitzetagen, an denen es heißer wird als 30 Grad Celsius und Tropennächten, die mit über 20 Grad Celsius keine Abkühlung bringen. Die Grundwasserpegel sinken, Landwirte haben ihre Not mit dem Wasser, weil entweder in kurzer Zeit viel zu viel vom Himmel fällt oder lange Zeit viel zu wenig. Aber irgendwo, so schien es beim Studientag „Landwirtschaft im Klimawandel“ an der Landvolkshochschule Niederalteich (LVHS), ist das brisante und bedrohliche Thema auf dem Weg in die Herzen und Köpfe stecken geblieben.

Irgend­wo zwi­schen so schlimm wird es schon nicht wer­den“, schuld sind die ande­ren“, was kann eine ein­zel­ne denn bewir­ken“ und jetzt soll jemand end­lich mal anfan­gen etwas zu tun, aber ich kann mei­ne Gewohn­hei­ten gera­de nicht verändern“.

Alfred Hain­th­a­ler, der Vor­sit­zen­de des Arbeits­krei­ses Land­wirt­schaft der Katho­li­schen Land­volk­be­we­gung in der Diö­ze­se Pas­sau (KLB) hat­te zu dem Stu­di­en­tag ein­ge­la­den und das The­ma Wege im Umgang mit der knap­pen Res­sour­ce Was­ser“ in den Mit­tel­punkt gestellt. Ein The­ma, das die Land­wir­te ganz kon­kret betrifft, aber schwer zu fas­sen ist. LVHS Bil­dungs­re­fe­rent Ste­fan Köberl freu­te sich, in der Run­de auch den stell­ver­tre­ten­den Land­rat Eugen Gegen­furt­ner, Sieg­fried Jäger, den Bezirks­prä­si­den­ten vom baye­ri­schen Bau­ern­ver­band, den KLB Diö­ze­san­vor­sit­zen­den Wal­ter Dan­kes­rei­ter und Fabi­an Wer­ner, den Lei­ter der Land­wirt­schafts­schu­len in Pas­sau und Rot­tal­müns­ter begrü­ßen zu kön­nen. Er bedau­er­te, dass nur wenig Land­wir­te und ande­re Inter­es­sen­ten gekom­men waren, um mit den hoch­ka­rä­ti­gen Refe­ren­ten das The­ma theo­re­tisch ein­zu­krei­sen und prak­ti­sche Lösungs­we­ge zu finden. 

Wir sind uns einig, wir haben den Kli­ma­schutz ver­schla­fen“, sag­te Diplom­geo­öko­lo­ge Micha­el Außen­dorf, stell­ver­tre­ten­der Lei­ter des Kli­ma­zen­trums am Baye­ri­schen Lan­des­amt für Umwelt, Augs­burg. Warm­ing-Stripes, die mit Farb­wer­ten die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tur der Jah­re 18812022 anzei­gen, zei­gen ein­drucks­voll: Es immer dun­kel­rö­ter. Rot­tö­ne zei­gen an, um wie­viel wär­mer ein Jahr war als der Durch­schnitt der Jah­re 1971 – 2000.

Warmingstripes Quelle Lf U neu

Außen­dorf ver­sucht mit Hil­fe von Rechen­mo­del­len aus gemes­se­nen Wet­ter­da­ten abzu­lei­ten, was durch den Kli­ma­wan­del auf uns zu kommt. Da betrach­tet er ein Sze­na­rio mit Kli­ma­schutz­maß­nah­men, und eines ohne. Bezugs­zeit­raum sind drei­ßig Jah­re von 19712000. Denn erst ab 1971 gibt es Daten von allen Para­me­tern. So ent­ste­hen Pro­jek­tio­nen, die able­sen las­sen, wie ernst es wer­den kann. Wenn wir so wei­ter machen wie bis­her, kön­ne es im Zeit­raum 2071 — 2100 im nie­der­baye­ri­schen Donau­raum sechs Wochen lang Hit­ze­ta­ge geben und drei Wochen mit Tro­pen­näch­ten in denen nicht schla­fen kön­nen, weil es nachts ein­fach zu heiß ist. 

Die Pro­jek­tio­nen sei­en kei­ne Pro­gno­sen, son­dern Rechen­mo­del­le, stell­te Außen­dorf klar. Eine Gra­fik mit kon­kre­ten Mess­wer­ten, die er über die Pro­jek­tio­nen mit Mit­tel­wer­ten und Band­brei­ten leg­te, zeig­te, dass die Durch­schnitts­tem­pe­ra­tu­ren bereits am obe­ren Rand der Annah­men für den schlimms­ten Fall lie­gen. Auch die Pro­jek­ti­on, dass es durch­schnitt­lich im Win­ter mehr reg­nen wer­de, haben die Mess­wer­te nicht bestä­tigt. Im Win­ter, wenn kei­ne Pflan­zen wach­sen und Was­ser ver­brau­chen und weni­ger Was­ser ver­duns­tet, soll­te sich Grund­was­ser ansam­meln. Aber es hat bis jetzt immer zu wenig gereg­net, die Grund­was­ser­pe­gel sin­ken. Ein The­ma, dass in den ver­gan­ge­nen Jah­ren auf der Oster­ho­fe­ner Plat­te zwi­schen Donau, Isar und dem Forst­har­ter Rücken lei­den­schaft­lich dis­ku­tiert wurde. 

Hil­mar Mauß­ner, Pflan­zen­bau­be­ra­ter am Amt für Ernäh­rung, Land­wirt­schaft und Fors­ten Deg­gen­dorf – Strau­bing zeig­te, dass da die Land­wir­te zu unrecht beschul­digt wur­den, Schuld zu sein, dass 2015 eini­ge Haus­brun­nen tro­cken gefal­len sind. In dem 9000 Hekt­ar gro­ßen Gebiet bau­en Land­wir­te auf 1200 Hekt­ar bewäs­se­rungs­wür­di­ge Kul­tu­ren, das sind Gur­ken, Zwie­beln und Kar­tof­feln, an. Nun sucht man nach einer Lösung, das Feld­ge­mü­se mit Isar­was­ser zu bewäs­sern, doch das ist teuer. 

Gene­rell muss man ver­su­chen, Regen­was­ser so gut wie mög­lich an Ort und Stel­le ver­si­ckern zu las­sen. Das wol­len auch die Land­wir­te, denn Was­ser, dass ober­fläch­lich schnell abfließt, rich­tet Scha­den an und nutzt weder den Pflan­zen noch dem Grund­was­ser. Der aktu­el­le Stand der Bera­tung sei, so Mauß­ner, in Rei­hen­kul­tu­ren mit Zwi­schen­früch­ten und Gründün­gung zu arbei­ten, und dann die Pflan­zen in die abge­stor­be­nen Pflan­zen­res­te zu säen. So sei der Boden immer bedeckt und die Pflan­zen­tei­le sor­gen dafür, dass Regen­trop­fen nicht in der Kru­me ein­schla­gen, das Boden­ge­fü­ge zer­stö­ren und ober­fläch­lich abflie­ßen, son­dern lang­sam versickern. 

Im zwei­ten Teil der Tagung erklär­ten Chris­ti­an Fuchs­gru­ber, kon­ven­tio­nell wirt­schaf­ten­der Land­wirt aus dem Hügel­land bei Eggen­fel­den und Josef Braun, Bio­bau­er aus Frei­sing ihre Art, Fel­der so bewirt­schaf­ten, dass sie viel Was­ser schlu­cken kön­nen und Humus auf­bau­en. Dass der Humus im Kli­ma­schutz eine gro­ße Rol­le spielt, spei­chert er doch sehr viel Koh­len­stoff und ver­bes­sert den Boden ent­schei­dend, war unum­strit­ten. Wel­ches Poten­ti­al der Humus hat, bewer­te­ten die Fach­leu­te unter­schied­lich. Micha­el Außen­dorf erwähn­te eine Stu­die des LfU, nach der es mög­lich sei­en soll, mit humus­auf­bau­en­der Wirt­schafts­wei­se so viel Koh­len­di­oxid in Bay­erns Böden zu spei­chern, wie Bay­ern in vier Jah­ren erzeugt. Fuchs­gru­ber zeig­te sich skep­tisch, denn Humus­auf­bau sei eine Gene­ra­tio­nen­auf­ga­be, das gehe nicht so schnell. Es gehe eher dar­um, zu ver­hin­dern, dass der Humus aus dem Boden ver­schwin­det. Doch wenn man es rich­tig mache, sei vie­les mög­lich. Fuchs­gru­ber ist Boden­prak­ti­ker und berät Berufs­kol­le­gen. Er arbei­tet kon­se­quent mit Zwi­schen­früch­ten und ver­zich­tet auf den Pflug. Bevor er die Kul­tur­pflan­zen sät, schnei­det er die Zwi­schen­früch­te kurz über dem Boden ab, und lässt sie trock­nen, so braucht er kein Total­her­bi­zid. Und der Boden bleibt bedeckt und schat­tig-kühl und die Regen­wür­mer haben genug Nah­rung. Regen­wurm­kot ist ein wert­vol­ler Dün­ger und die Röh­ren lei­ten Regen­was­ser schnell in die Tiefe. 

Josef Braun hat 1986 sei­nen Betrieb nach der Reak­tor­ka­ta­stro­phe von Tscher­no­byl auf Bio“ umge­stellt und viel aus­pro­biert. Für ihn sind Dau­er­kul­tu­ren, die lan­ge Wur­zeln bil­den, etwa arten­rei­ches Klee­gras oder klein­räu­mi­ge Hecken und Baum­rei­hen zwi­schen den Fel­dern der Schlüs­sel zu einer zukunfts­fä­hi­gen Land­wirt­schaft. Wir müs­sen die Böden sta­bi­li­sie­ren mit Hil­fe von Wur­zeln, Regen­wür­mern, Mykorrhiz­a­pil­zen, mit Fest­mist und gut auf­be­rei­te­ter Gül­le“, sag­te er. Leben­di­ge, gesun­de Böden sei­en die Grund­la­ge für gesun­de Pflan­zen, gesun­de Tie­re und fried­fer­ti­ge Menschen. 

Ganz so ein­fach sah das die abschlie­ßen­de Gesprächs­run­de nicht. Sie wären schon froh, wenn die gesetz­li­chen Rah­men­be­din­gun­gen für mehr Boden- und Kli­ma­schutz sor­gen wür­den, und jede und jeder das, was sie oder er für Kli­ma­schutz und ein gedeih­li­ches Zusam­men­le­ben tun kann, auch täte.

Text: Han­ne­lo­re Summer

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