Ehrengast bei der diesjährigen Tagung war der Schweizer Theologe und Kurienkardinal Kurt Koch, der auch den Abschlussgottesdienst am Sonntagvormittag im Passau Stephansdom als Hauptzelebrant gestaltete und in seiner Predigt vom tiefen Wunsch der Christenheit nach Missionierung sprach, denn wer das Wunder der Auferstehung Jesu Christi, so wie die Jünger in Emmaus erfahren habe, könne diese frohe Botschaft nicht für sich behalten.
„Nur wenn das Herz von Wahrheit und Schönheit des Glaubens erfüllt sei, fangen wir an, zu anderen davon zu sprechen.”
Die Theologin Prof. Dr. Michaela C. Hastetter, die derzeit unter anderem als Ordentliche Professorin an der Katholischen Hochschule ITI in Trumau beschäftigt ist — und seit seiner Gründung dem „Neuen Schülerkreises Joseph Ratzinger/Papst Benedikt XVI.“ angehört — referierte am Samstagnachmittag über das Thema Einheit der Christen, vor allem im Hinblick auf die Ökumene zwischen katholischen und orthodoxen Gläubigen. In ihrer Präsentation zeigte sie die vielen Gemeinsamkeiten aber auch die herausfordernden, dogmatischen Themenkomplexe zwischen den beiden christlichen Glaubensrichtungen auf und betonte dabei immer auch den freundschaftlichen Konsens, ohne den eine Glaubensgemeinschaft nicht existieren könne. Des Weiteren verwies sie stringent auf Aussagen der beiden Päpste Johannes Paul II. und Benedikt XVI. und berichtete über ihre Erfahrungen im alltäglichen Zusammenleben der östlichen und westlichen christlichen Kultur und Tradition im „Wiener Studienhaus Johannes von Damaskus“.
„Räume der Begegnung sind Räume der Freundschaft.”
„Evangelisierung und Einheit, Evangelisierung und Ökumene sind unlösbar aufeinander bezogen.”
In seinem Vortag zeigte Bischof Oster die vielfältigen Angebote und Anstrengung auf, welche im Bistum Passau existieren und verwies darauf, dass es einen langen Atem brauche und „Neuevangelisierung“ kein Thema sei, welches von heute auf morgen Ergebnisse zeitige. Im Zuge dessen zählte er neben der mittlerweile in der Passauer Altstadt sehr berühmten HOME Base viele weitere Projekte des Referats Neuevangelisierung auf, so zum Beispiel das überaus spannende 4×4 Projekt, bei dem vier Pfarrverbände vom Team der Neuevangelisierung dabei gecoacht und unterstützt werden christliches Glaubensleben in den Gemeinden zu erneuern.
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„Gott liebt die kleinen Anfänge.”
Ein weiteres Thema, welches eng mit dem Thema Evangelisierung zu tun habe und ihn seit seines Eintritts in den Orden der Salesianer Don Boscos beschäftige, sei die Frage, ob es im Glaube noch um irgendetwas ginge. Denn aus dem vom Konzil verkündeten christlichen Heilsuniversalismus (Anm. d. Red.: Die Vergebung aller Sünden, durch den Tod Jesu Christi am Kreuz.) dürfe kein Heilsautomatismus werden, was aber de facto schon oft so sei: „Wenn der Herrgott eh alles vergibt, dann wird er mich nicht schon vergessen und dann ist es ja wurscht wie ich lebe.“ Es dürfe nicht so sein, dass ‘in die Kirche gehen’ nur noch ein Gnadenakt der Gläubigen ist, damit der Priester beim Sonntagsgottesdienst nicht allein ist, betont Bischof Stefan augenzwinkernd.
„Wenn der Heilsautomatismus gelebt und verkündet wird, dann wird der Glaube bestenfalls zu einem dekorativen Zuckerguss über mein Leben.”
Wenn jemand den FC Bayern liebe und Weinliebhaber sei und manchmal in die Kirche gehe, weil dies sein Leben irgendwie netter mache, dann ging es in Bezug auf den Glauben um nichts mehr und dann könne dieser Mensch genauso gut Tai Chi oder Feng Shui machen. Und genau hier stelle sich die Frage, mit welcher sich auch Joseph Razinger immer wieder intensiv beschäftigte: “Wie viel Entschiedenheit braucht es eigentlich, um erlöst zu werden?”, so Bischof Stefan. Und wie radikal müsse die Antwort auf diese Frage lauten? Nach seinem Evangelium, welches er lese, müsse die Antwort ziemlich radikal sein, denn dort seien Sätze niedergeschrieben wie: “Wer sein Leben gewinnen will, wird es verlieren. Wer aber sein Leben um meinetwillen verliert, wird es gewinnen.” Sein alter Adam wolle das Leben permanent für sich gewinnen und deshalb sei der erste Schritt zur Teilhabe am Heil Christi die Überwindung der eigenen Egozentrik und um nichts weniger als das gehe es in der Evangelisierung, “dass ich lerne den anderen um seinetwillen zu begegnen und Gott um Gottes Willen zu lieben”, bekräftigte der Bischof.