Bistum

Anleitung zum Glücklichsein

Susanne Schmidt am 01.11.2024

Allerseelen 2024 Bild: Susanne Schmidt

Mit einem festlichen Pontifikalgottesdienst feierte Bischof Stefan zusammen mit vielen Gläubigen im Passauer Stephansdom das Hochfest Allerheiligen. An diesem Festtag gedenkt die katholische Kirche aller Heiligen, der bekannten und derer, die im Verborgenen ihren Glauben gelebt haben.

In sei­ner Pre­digt reflek­tier­te Bischof Ste­fan Oster über eine Anlei­tung zum Glück­lich­sein“. Dabei ver­wies er auf das Gedicht Archai­scher Tor­so Apol­los“ von Rai­ner Maria Ril­ke. Ril­ke wur­de durch die Betrach­tung der Figur eines kopf­lo­sen Apol­los so tief berührt, dass er zu der Über­zeu­gung gelang­te, sein Leben ändern zu müs­sen. Die­se Art der Erfah­rung, so der Bischof, kom­me auch im eige­nen Leben immer wie­der vor: Ein Kunst­werk, ein Roman, Lie­der, eine Begeg­nung oder eine beson­de­re Erfah­rung kön­nen einen so tief berüh­ren, dass sich der Blick auf die Wirk­lich­keit ver­än­dert und der Mensch einen neu­en inne­ren Antrieb erhält – in gewis­ser Wei­se gibt er die Kon­trol­le dar­über ab, was ihn ver­let­zen darf und was nicht. Wach­sen und rei­fen als Men­schen tun wir nur, wenn wir immer wie­der neu offen sind für sol­che Erfah­run­gen, die uns anspre­chen“, so der Pas­sau­er Bischof.

Je mehr und inten­si­ver wir uns ein­las­sen – bei­spiels­wei­se auf das Wort Got­tes oder auf die Sakra­men­te, die wir hier fei­ern – und uns inner­lich öff­nen und berüh­ren las­sen, des­to mehr kann Gott selbst einen Weg in unser Den­ken und in unser Herz fin­den und uns verändern.”

Bischof Stefan Oster

Auch in der Begeg­nung mit Gott gebe es sol­che Erfah­run­gen, die den Men­schen ver­än­dern. Je mehr und inten­si­ver wir uns ein­las­sen – bei­spiels­wei­se auf das Wort Got­tes oder auf die Sakra­men­te, die wir hier fei­ern – und uns inner­lich öff­nen und berüh­ren las­sen, des­to mehr kann Gott selbst einen Weg in unser Den­ken und in unser Herz fin­den und uns ver­än­dern. (…) Damit wir Men­schen wer­den, die aus dem Geheim­nis sei­ner Gegen­wart leben ler­nen, die ihn mehr und mehr erspü­ren und erken­nen“, führ­te Bischof Ste­fan aus. Die Berg­pre­digt gebe dar­auf­hin eine Anlei­tung zum Glück­lich­sein. Selig – im Latei­ni­schen auch glück­lich“ – sei­en die­je­ni­gen, die offe­ne Men­schen blei­ben, die mit Jesus ver­bun­den sind und sich anspre­chen las­sen. Das sei der Weg zum Glück­lich­sein, zum selig sein“. Doch es gehe nicht ohne den Preis, sich ver­letz­bar zu machen und die Bereit­schaft zu zei­gen, Kon­trol­le abzugeben.

Die Predigt von Allerheiligen hier zum Nachhören:

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Lieben lernen heißt sterben lernen

Im Pas­sau­er Dom tra­fen sich an Aller­see­len zahl­rei­che Gläu­bi­ge, um für die Ver­stor­be­nen zu beten. Beson­ders bete­ten Bischof Ste­fan und das Dom­ka­pi­tel für die ver­stor­be­nen Bischö­fe, die in der Gruft unter dem Altar begra­ben sind, die zu die­sem Anlass geöff­net wor­den war.

In einer Pre­digt erin­ner­te Bischof Ste­fan Oster an das christ­li­che Ver­ständ­nis von Tod und Ewig­keit und ermu­tig­te dazu, die eige­ne Ein­stel­lung zum Tod zu reflek­tie­ren. Die Sterb­lich­keit wer­de in der Gesell­schaft eher ver­drängt. Doch der Tod kommt ab der Geburt auf jeden ein­zel­nen Men­schen zu. Aus geist­li­cher Sicht sei die­ses Aus­blen­den der Gewiss­heit des Todes eine töd­li­che Gefahr.

Im Zen­trum des Chris­ten­tums ste­he die Ver­eh­rung eines Toten – Jesus Chris­tus –, der durch sein Ster­ben den ewi­gen Tod über­wun­den und besiegt habe. In dem Maß, in dem wir mit ihm inner­lich ver­bun­den sind, wächst und reift das neue Leben bereits in uns. Und in die­sem Maß wird der Tod für uns kein kata­stro­pha­les Ende, vor dem wir uns fürch­ten müss­ten, son­dern ein Über­gang, bei dem so etwas wie eine Neu­ge­burt geschieht oder voll­endet wird“, so Oster.

Nichts, was du nicht los­ge­las­sen hast, wird dir jemals wirk­lich gehören.”

C.S. Lewis

Mit Bezug auf den Phi­lo­so­phen Pla­ton, der die Über­zeu­gung ver­trat, dass Mensch­wer­den Ster­ben ler­nen“ bedeu­te, führ­te Bischof Oster aus, dass Ster­ben ler­nen auch Lie­ben ler­nen hei­ße. Und Lie­ben bedeu­te, den ande­ren um sei­net­wil­len zu lie­ben und nicht für den eige­nen Vor­teil. So müs­se inner­lich etwas ster­ben, um die eige­ne Selbst­zen­triert­heit und den Drang zum Besit­zen wol­len“ zu über­win­den. Oster zitier­te dazu den Schrift­stel­ler C.S. Lewis: Nichts, was du nicht los­ge­las­sen hast, wird dir jemals wirk­lich gehö­ren.“ Und wei­ter: Wenn sich jemand Ihnen oder Sie sich jeman­dem aus wirk­li­cher Frei­heit zuwen­den um des ande­ren Wil­len, dann fin­det viel tie­fer – oder es ist die Mög­lich­keit, dass viel tie­fer – eine Bezie­hung von Herz zu Herz statt, als wenn wir den ande­ren gewis­ser­ma­ßen wie einen Gegen­stand fest­hal­ten und besit­zen wollen.“

Ana­log sei dies auch in der Got­tes­be­zie­hung: Wir haben unse­ren Gott nicht im Griff. (…) Aber es gibt die Erfah­rung, die geist­li­che Erfah­rung, dass auch das wir gewis­ser­ma­ßen los­las­sen ler­nen müs­sen – inner­lich –, um ihn um sei­net­wil­len zu lie­ben, ein­fach weil er Gott ist und weil er uns nahe sein will.“

Gott kön­ne man nicht besit­zen und ver­zwe­cken: Und wenn wir das ler­nen, in dem Maß, in dem wir ler­nen, Gott um Got­tes Wil­len zu lie­ben und uns vor allem auch von ihm lie­ben zu las­sen – denn das ist die Wei­se, wie er uns liebt –, dann ler­nen wir auch, uns in ande­rer Wei­se dem ande­ren zuzu­wen­den. Es bedeu­tet auch eine Art Los­las­sen von sich selbst. Um das Wort von Pla­ton noch ein­mal auf­zu­grei­fen: In geheim­nis­vol­ler Wei­se auch sein Ich ster­ben zu las­sen, um ins grö­ße­re Leben zu kom­men, um mehr ganz zu werden.“

Die Predigt von Allerseelen hier zum Nachhören:

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