Bereits in seiner Begrüßung betonte der Diözesanbischof, dass das Fest zu Ehren aller bekannten und unbekannten Heiligen gefeiert werde. „Die Heilige Schrift sagt immer wieder: Gott allein ist der Heilige. Wenn wir also Menschen heilig nennen, dann sind sie es, weil sie im Innersten mit Gott verbunden sind“, so der Bischof. „Diese Verbundenheit strahlen sie aus, sodass sie Zeuginnen und Zeugen seiner Gegenwart sind. Und wir sind alle berufen, in diese Verbundenheit und Liebe einzutreten.“
In seiner Predigt ging Bischof Oster auf die Weltsynode in Rom ein. Dort wurde die Bedeutung des Zuhörens stark hervorgehoben. Er stellte die Frage: „Was passiert, wenn einer dem anderen wirklich zuhört?“ Wenn ein Zuhörer ganz offen sei und sich zur Verfügung stelle, ohne Raum einzunehmen, dann öffne er einen Raum, in dem der, der sich mitteilt, eintreten kann. So helfe wirkliches Zuhören auch ins Sprechen und entbinde das Wort des anderen, betonte der Bischof. Es sei zudem lauter. Dies bezeichne eine innere Tugend, die nicht besitzergreifend, sondern freigiebig ist. „Es meint auch, dass der Hörende nicht schon automatisch weiß, was der andere sagen wird. Wirkliches Zuhören traut dem anderen zu, dass er mich auch überraschen kann – dass er sich zeigen kann in seinem Wort jenseits dessen, wo ich ihn schon eingeordnet habe.“
Wirkliches Zuhören mache sich notwendigerweise auch verwundbar, da der Hörende ganz offen sei. So könne er auch verletzt und ausgenutzt werden. Würde er sich aber davor verschließen wollen, dann gebe er dem anderen nicht den Raum, den das Zuhören brauche. Vielleicht, so der Bischof, verändere sich auch der andere, wenn er sich durch die Kraft des Hörens berühren lasse.
„Wirkliches Zuhören traut dem anderen zu, dass er mich auch überraschen kann – dass er sich zeigen kann in seinem Wort jenseits dessen, wo ich ihn schon eingeordnet habe.”
An dieser Stelle der Predigt ging der Bischof auf das heutige Fest ein. Wirkliches Zuhören sei erst dann möglich, wenn der Hörende innerlich in der Gegenwart Gottes wohne, denn sonst müsse er selbst dauernd an sich halten. „Wenn ich in dem stehe, der sich in dramatischer Weise von der Welt verwunden hat lassen, dann lerne ich, mich zu öffnen und ein Hörender seines Wortes zu werden und somit auch das Wort des anderen. Daher ist wirkliches Zuhören der Anfang des Weges zur Heiligkeit.“ Die Heiligen seien Hörerinnen und Hörer, die das Wort Gottes in sich aufgenommen haben und nahe beim Vater sind. Und der Bischof fügte hinzu: „Wenn diese Heiligen alle ganz nah bei Gott sind, können wir uns an sich wenden, weil sie unsere Nöte kennen – wie einen Freund, den wir um sein Gebet bitten.“
Die Predigt hier zum Nachhören:
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Der Domchor und das Domorchester unter der Leitung von Domkapellmeister Andreas Unterguggenberger umrahmten das Hochamt musikalisch mit Ausschnitten aus der „Krönungsmesse“ von W. A. Mozart.
Allerheiligen
Bereits im vierten Jahrhundert kennt die Kirche des Ostens einen Festtag aller Heiligen. Dieser wurde am ersten Sonntag nach Pfingsten, den „Herrentag aller Heiligen“, gefeiert und geht auf Johannes Chrysostomus zurück. Der Tag solle zu Ehren aller Märtyrer begangen werden, die aufgrund ihres Glaubens starben. Für den Westen weihte Papst Bonifatius IV. Anfang des siebten Jahrhunderts das Pantheon in Rom der Jungfrau Maria und allen Märtyrern und verlegte den jährlichen Feiertag der Heiligen auf den Freitag nach Ostern. Bereits ein Jahrhundert später wurde eine Kapelle im Petersdom fertiggestellt. Papst Gregor III. weihte sie allen Heiligen und verlegte den Termin in Rom auf den 01. November. Erst im neunten Jahrhundert wurde Allerheiligen offiziell in den Kalender der lateinischen Kirche aufgenommen.