Bischof

Bahnhofmission: Neue Herausforderungen

Pressemeldung am 06.04.2020

0 O3 A1888 Foto: Anna Hofmeister

Der junge Mann mit dem Rucksack auf dem Rücken winkt schon von weitem, dann stellt er sich mit gehörigem Abstand vor das Fenster der Bahnhofsmission und wartet, bis ihm eine der Mitarbeiterinnen das Lunch-Paket in einer Papiertüte herausstellt.

Unse­re Hil­fe für Bedürf­ti­ge, beson­ders für Woh­nungs- und Obdach­lo­se hat sich seit Auf­tre­ten des Coro­na-Virus mas­siv ver­än­dert“, sag­te Ange­li­ka Leitl-Weber, Lei­te­rin der Pas­sau­er Bahn­hofs­mis­si­on. Die Aus­ga­be aller Waren erfol­ge nur noch über das Fens­ter, berich­te­te sie dem Pas­sau­er Bischof Ste­fan Oster und dem Cari­tas-Vor­stand Kon­rad Nie­der­län­der, die am Don­ners­tag­nach­mit­tag vor­bei­ge­kom­men waren, um sich mit ihr und ihrem Team über Unter­stüt­zungs­mög­lich­kei­ten zu beraten.

Bis zu 25 Men­schen kom­men täg­lich auf Gleis 1 des Pas­sau­er Bahn­hofs, um sich mit war­men Geträn­ken und Essen zu ver­sor­gen, erzähl­ten die Mit­ar­bei­te­rin­nen und Mit­ar­bei­ter der Bahn­hofs­mis­si­on: Und es wer­den mehr“, sag­ten sie. Vor Coro­na-Zei­ten hät­ten sie sich mit ihnen in einem Zim­mer zusam­men an den Tisch gesetzt, mit­ein­an­der gespro­chen und Zeit ver­bracht, was nun infol­ge der Coro­na-Maß­nah­men nicht mehr mög­lich sei. Wir sehen, dass die Men­schen, die zu uns kom­men, zuse­hends ver­un­si­chert sind. Ver­mehrt kom­men auch Obdach­lo­se aus ande­ren Städ­ten“, sag­te Ange­li­ka Leitl-Weber. Die tie­fen Tem­pe­ra­tu­ren in der Nacht sind ein gro­ßes The­ma. Man­che kön­nen mor­gens die Kaf­fee­tas­se kaum hal­ten, offen­sicht­lich müs­sen vie­le der­zeit drau­ßen schla­fen.“ Auch die Hygie­ne­si­tua­ti­on sei kata­stro­phal, so Leitl-Weber. Die Obdach­lo­sen hät­ten nach der Schlie­ßung von Her­ber­gen und Wasch­sa­lons kaum Wasch­mög­lich­kei­ten für Kör­per oder Klei­dung. Des­halb geben die Mit­ar­bei­ter an die Bedürf­ti­gen aus dem alten Bestand einer eige­nen Klei­der­kam­mer zusätz­lich Iso­mat­ten, war­me Klei­dung, Hand­schu­he und Müt­zen aus.

0 O3 A1874 Foto: Anna Hofmeister

Mitt­ler­wei­le erhält die Bahn­hofs­mis­si­on auch Lebens­mit­tel­spen­den von enga­gier­ten Bür­gern, die sie in die Bahn­hofs­mis­si­on brin­gen. Von der Stadt Pas­sau habe man Des­in­fek­ti­ons­mit­tel, Hand­schu­he und Mund­schutz erhal­ten. Das ver­tei­len wir an die Obdach­lo­sen“, sag­te Leitl-Weber. Ihr Dank für die unkom­pli­zier­te Hil­fe in der der­zei­ti­gen Lage gehe auch an Mike Fel­ber von der momen­tan geschlos­se­nen Her­ber­ge des Kreis-Cari­tas­ver­ban­des. Täg­lich lie­fert er vor­mit­tags vie­le Lunch­pa­ke­te mit zwei beleg­ten Bro­ten, etwas Süßem, Obst und Mineralwasser.

Sor­ge berei­te ihrem Team der Gesund­heits­zu­stand vie­ler ihrer Gäs­te. Was kön­nen wir tun, wenn bei­spiels­wei­se einer der Obdach­lo­sen Sym­pto­me für das Virus Covid-19 zeigt?“, frag­te ein Mit­ar­bei­ter und ergänz­te: Wir beten, dass das nicht pas­siert.“ Kon­rad Nie­der­län­der sprach dem Team die vol­le Rücken­de­ckung der Cari­tas, die in Pas­sau die Bahn­hofs­mis­si­on betreibt, zu. Der­zeit wür­den kirch­li­che Bera­tungs- und Hilfs­an­ge­bo­te unter teils gro­ßem per­sön­li­chen Ein­satz ange­passt oder aus­ge­baut. Die Bahn­hofs­mis­si­on sei nun, nach­dem die Tafel und ande­re Armen­spei­sun­gen ihre Diens­te auf­grund der Maß­nah­men gegen Coro­na unter deut­lich erschwer­ten Bedin­gun­gen anbö­ten, eine der ers­ten Anlauf­stel­len für Bedürf­ti­ge. Die Bera­tungs­an­ge­bo­te des Kon­ra­din­ums, zum Bei­spiel für Dro­gen­ab­hän­gi­ge, blie­ben – zumin­dest tele­fo­nisch – bestehen.

Bischof Ste­fan Oster zeig­te sich beein­druckt von dem Enga­ge­ment des Teams und dank­te den Mit­ar­bei­ten­den herz­lich für ihren Dienst. Was für wun­der­ba­re Men­schen, die sich für Men­schen am Rand mit so viel Herz­blut enga­gie­ren, haupt­amt­lich, wie ehren­amt­lich! Hier wäre Home-Office jeden­falls gar kei­ne Lösung!“

Bei allem was wir tun, ach­ten wir beson­ders auf Eigen­schutz“, beton­te Leitl-Weber. Es wäre eine Kata­stro­phe für die Woh­nungs­lo­sen, wenn wir zusper­ren müss­ten.“ Der Ein­satz für die Armen auch in der Coro­na-Kri­se sei für die Mit­ar­bei­ten­den eine Selbst­ver­ständ­lich­keit. Den­noch sei die psy­chi­sche Belas­tung gera­de jetzt sehr hoch. Des­halb arbei­ten die Hel­fe­rin­nen und Hel­fer mög­lichst zu zweit, ins­ge­samt sind sie­ben haupt- und ehren­amt­li­che Mit­ar­bei­ten­de im Ein­satz. Eine davon hält nun mit dem jun­gen Mann einen Schwatz – hin­ter Atem­schutz­mas­ke und mit aus­rei­chend Sicher­heits­ab­stand durch das Fenster.

Öff­nungs­zei­ten:

Werk­tags von 07.00 bis 17.00 Uhr
Sams­tags von 07.00 bis 14.00 Uhr
Sonn- und Fei­er­ta­ge von 11.00 bis 13.00 Uhr

Text: Anna Hofmeister

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