Lizzy Aumeier ist seit über zwei Jahrzehnten auf der Bühne und im Fernsehen präsent, begeistert gleichermaßen als Musikerin und Kabarettistin, ist Mutmacherin, sicherlich auch ein Vorbild und – und das ist selten für die Szene – eine Künstlerin, die ganz offen für ihren christlichen Glauben eintritt.
Text und Bilder: Mareen Maier
Sie ist zweifellos eine beeindruckende, starke Frau, die ihr Herz auf der Zunge trägt und gerne bereit ist, vor Publikum auch die dunkelsten Etappen ihres Lebens nochmals zu durchschreiten, um anderen Menschen Kraft zu schenken. Auch beim „Kunst + Kirche-Treffen“, zu dem Bischof Dr. Stefan Oster SDB und die Künstlerseelsorge der Diözese Passau ins Exerzitien- und Bildungshaus Spectrum Kirche eingeladen hatten, ermöglichte Lizzy Aumeier viele persönliche Einblicke in ihr Leben. Sie erzählte unter anderem von ihrer Kindheit, in der sie mit einer Essstörung zu kämpfen hatte, von ihrer Mutter, einer sehr gläubigen Frau, und ihrem Vater, einem Freigeist, der mit der Institution Kirche nicht viel anfangen konnte, von ihrer Zeit am Meistersinger-Konservatorium Nürnberg, das sie als erste Frau im Fach „Kontrabass“ mit der Note „sehr gut“ abschloss, von der Liebe zu ihrem Mann Andreas und der wohl schwersten Zeit ihres Lebens, als sie vor gut 25 Jahren von Angstattacken und einer schweren Depression geplagt wurde. „In der Depression hat man keinen Zugang zu sich selbst. Ich war selbstmordgefährdet, wollte ehrlich sterben. Depression ist die größtmögliche Distanz zu Gott. Da gibt es nichts mehr – nur tiefste Trauer, Verzweiflung und Hilflosigkeit“, so Aumeier. Die 55-jährige Oberpfälzerin beschrieb aber auch, wie sie mit Hilfe von Therapeuten und der Einnahme von Antidepressiva den Weg zurück ins Leben fand. Heute will sie Betroffenen und deren Angehörigen Mut machen, indem sie ihre Geschichte erzählt. Ihre Botschaft: „Depression ist eine Krankheit, die aber gut behandelbar ist.“ Niemand müsse sich für diese Erkrankung schämen.
Im Gespräch mit Künstlerseelsorger Domvikar Monsignore Dr. Bernhard Kirchgessner sorgte Lizzy Aumeier zudem immer wieder für eine sehr lebendige Begegnung von Kunst und Kirche. Sie sagte beispielsweise: „Musik zu machen ist eine der schönsten Sachen auf der Welt und das größte Geschenk Gottes.“ Es gebe in ihr außerdem ein tiefes Wissen, „dass dieses Dasein auf Erden eine begrenzte Sache ist. Ich glaube an Jesus Christus, seine Lehre berührt mich. Das ist der rote Faden in meinem Leben. Die zehn Gebote halte ich für super Tipps, wie man im Leben durchkommt“, so Aumeier. Immer wieder werde sie aber auch von Kollegen gefragt, warum sie nicht aus der Kirche austritt. „Wir leben heute in einer Wegwerfgesellschaft. Wenn etwas nicht funktioniert, dreht man sich um und geht. Das ist aber eine sehr einfache Lösung. Ich möchte drinbleiben, das Recht haben, mitzureden und meine Meinung zu sagen“, stellte sie heraus. Doch Lizzy Aumeier nahm die Kirche auch in die Pflicht. „Die wichtigste Aufgabe der Kirche ist es, uns alle wertzuschätzen, uns zu ermutigen und uns Nestwärme zu geben“, sagte sie.
Die rund 70 Kunstschaffenden, die an dem „Kunst + Kirche“-Treffen teilnahmen, belohnten Lizzy Aumeiers Ausführungen und ihre kurzen musikalischen Darbietungen, die sie gemeinsam mit der Violinistin Svetlana Klimova, der früheren Konzertmeisterin der Moskauer Symphoniker, zum Besten gab, mit lautem Applaus. „Es war schön zu hören, wie eine sehr begabte Frau Zeugnis von ihrem Glauben und ihrem Leben gibt – und zwar, indem sie ganz ehrlich von schwierigen Momenten spricht. Ich glaube, sie hat vielen Menschen Hoffnung gemacht“, stellte Bischof Oster anschließend fest. Er hob zudem Aumeiers Mitgestaltung des Gottesdienstes, der zu Beginn des Treffens gefeiert wurde und unter dem Leitmotiv „Brennende Herzen – wofür brenne ich?“ stand, hervor. Das Treffen selbst und den Dialog mit den Kunstschaffenden bezeichnete der Bischof als sehr wichtig. „Gott ist nicht nur der Allgütige, sondern auch der Herrliche und Schöne. Wir glauben als Christen, dass in allem, was in dieser Welt schön ist, Spuren seiner Herrlichkeit zu finden sind. Deshalb sind Künstler eigentlich Botschafter der Schönheit, am Ende Botschafter der Schönheit Gottes“, so Oster. Künstlerseelsorger Kirchgessner stellte zudem heraus, dass das Treffen, das alle zwei Jahre am Gedenktag des 1982 selig gesprochenen Malers Fra Angelico stattfindet, als Möglichkeit der Begegnung, aber auch der Wertschätzung gedacht sei. „Kunst und Kirche haben im 19. Jahrhundert so etwas wie eine Entfremdung erlebt. Es war ein großes Anliegen von Papst Paul VI., beide wieder zusammenzubringen – und das geht nur durch Begegnung“, so Kirchgessner, der Kunstschaffenden grundsätzlich gerne als Gesprächspartner zur Verfügung steht.