Bei der gut besuchten Vernissage zur neuen Sonderausstellung im Papstgeburtshaus mit Werken des 2014 verstorbenen bayerischen Künstlers Georg Ettl bekamen die Kunstinteressierten am 23. April einen tiefgründigen Einblick in dessen Schaffen und die Biografie. Sie trägt den Titel: „Dann schließ ich mich wie ein Mönch in meine Zelle ein und schaffe“
Nach Grußworten von Dr. Franz Haringer, dem theologischen Leiter des Geburtshauses, führte der Bruder des Künstlers, Hubert Ettl aus Viechtach, in das international anerkannte Werk Georg Ettls ein, auch in einem Kurzfilm über und mit dem Künstler und bei einem Rundgang durch die Sonderschau. Dr. Franz Haringer sprach von einer „minimalistischen Fülle, die zum Schmunzeln bringt.“ Die Ausstellung zeigt 30 ausgewählte Werke: Bilder, Skizzen, Skulpturen, Holzschnitte, Steckfiguren und Drucke auf Stoff. Der Künstler hat es perfekt beherrscht, Minimalismus und Barock in seiner Kunst zu vereinen.
Georg Ettl hat seine bayerischen Wurzeln nie verloren, obwohl er lange in den USA und die meiste Zeit seines Lebens in Viersen/NRW gelebt hat. Eines seiner größten Werke ist zweifellos die Heilig-Geist-Kirche in Neuss/NRW, deren Altar- und Kircheninnenraum er in den 1990er komplett ausgestaltet hat. Einige Skizzen hierfür sind in Marktl zu sehen. Das Motto der Sonderausstellung ist ein Zitat aus einem Brief des Künstlers an seinen Bruder Hubert im November 1969, in dem er über den Vietnamkrieg schreibt und über die Massaker der US-Soldaten dort — und dass er sich oft wie ein Don Quichotte vorkomme.
Georg Ettl, der 1940 in Nittenau in der Oberpfalz zur Welt gekommen und aufgewachsen ist, wanderte mit 19 Jahren nach Detroit (USA) aus, wo zwei Tanten lebten. Ettl studierte dort ab 1960 zunächst Literatur, Philosophie und Geschichte, 1963/64 ein paar Semester an der Sorbonne in Paris, danach Kunst wieder in Detroit. Hier arbeitete er neben seinem Studium als technischer Zeichner und Werkzeugmacher, was großen Einfluss haben sollte auf seine künstlerische Tätigkeit mit exakter Konstruktion und präziser Ausführung. Mit zahlreichen Ausstellungen hat er sich einen Namen gemacht. Nach seiner Rückkehr aus den USA mit der Familie im Jahr 1973 widmete er sich u. a. der Aquarell- und gegenständlichen Malerei sowie komplexen Skulpturen und Figuren. Außerdem verwirklichte er zahlreiche Werke im öffentlichen Raum und in großen Architektur-Projekten. Ab Ende der 1980er, Anfang der 90er Jahre Kirchengestaltungen präsentierte er sein künstlerisches Schaffen vor allem auch in Kirchenausgestaltungen. Nach längerem Leiden ist er 2014 verstorben.
Sein Bruder Hubert Ettl wird auch am Sonntag, 18. Juni, um 11 Uhr zu einer Lesung im Papsthaus erwartet.
Text+Fotos: Monika Kleiner
Informationen zur Sonderausstellung
Die Sonderausstellung im Papst-Geburtshaus Marktl a.I. läuft jetzt bis zum 4. Oktober. Informationen zu Anmeldung und Öffnungszeiten finden Sie auf der Website