Von den Wolkenkratzern zu den Hütten: Über den Müllbergen kreisen große, schwarze Vögel. Direkt daneben ducken sich flache, aber liebevoll gebaute Häuschen zwischen tropischen Bäumen. Die Häuser waren zuerst da. Seit den frühen 70er Jahren gibt es die Gemeinde Kuna Nega nahe Panama Stadt. Den Ort gründeten Angehörige des indigenen Volks der Kuna, die mangels Perspektiven aus ihrem territorialen Gebiet auf dem San-Blas-Archipel in die Großstadt ausgewandert waren. Zwölf Prozent der rund 4 Millionen Einwohner Panamas sind Indígenas. Das Volk der Kuna gehört mit etwa 100.000 Angehörigen zu deren großen Gruppen, circa 70.000 davon leben in und um Panama Stadt. Dennoch wird ihnen bis heute die Partizipation in Panamas Gesellschaft erschwert.
98 Prozent der Indigenen Panamas leben in extremer Armut, erklärt Stephan Jentgens, Geschäftsführer des Lateinamerikahilfswerks Adveniat. Schwierige Gesundheitsbedingungen und vor allem schlechte Perspektiven bezüglich Bildung und Beruf kennzeichnen den Alltag der Kuna. Eine große Herausforderung besteht für sie ferner darin, ihre eigene Identität, ihre Kultur und ihre Werte im neuen Umfeld zu bewahren. Die Kuna pflegen eine starke Bindung an die Natur, welcher durch die Folgen menschlicher Ausbeutung mehr und mehr die Grundlage entzogen wird. Sie kennen kein Privateigentum und nehmen der Erde nur, was sie ihr wieder zurückgeben können. Die Bewohner von Kuna Nega sprechen eine eigene Sprache und praktizieren innerhalb ihres christlichen Glaubens nach wie vor tiefgehende spirituelle Riten, von denen die deutsche Delegation bei ihrem Besuch berührenden Eindruck erhielt. „Es ist bewegend zu sehen, wie die Kuna, besonders auch die Jungen, ihre kulturelle Identität bewahren wollen – und gleichzeitig ihre Chancen in einer Gesellschaft suchen, die diese Identität auch bedroht“, sagt Bischof Stefan Oster nach dem Besuch der Gemeinde und deren herzlichen Empfang.
Weil der Weltjugendtag für alle junge Menschen gemacht ist, hat das Hilfswerk Adveniat die Teilnahme vieler Kuna an dem Fest durch Spenden ermöglicht. Außerdem hatten Panamas Gäste im Vorprogramm die Gelegenheit, verschiedene Hilfsprojekte zu besuchen und sich mit den krassen Gegensätzen des Landes auseinanderzusetzen. Beim offiziellen Eröffnungsgottesdienst des diesjährigen Weltjugendtags, der zwischen Meer und Stadt an der Cinta Costera stattfand, rief Panamas Erzbischof José Domingo Ulloa Mendieta den in ihrer Glaubensfreude vereinten jungen Menschen zu: „Ein heiligmäßiges Leben ist in jeder Kultur möglich!“