Die „Gemeinschaft Christlichen Lebens“, kurz GCL, ist eine weltweite geistliche Gemeinschaft in der katholischen Kirche. Die Exerzitien des Ignatius von Loyola sind die Quelle ihrer Spiritualität. Sich bewusst auf den Glauben einlassen und ihn mitten im Alltag verwirklichen – das ist für die Mitglieder der GCL besonders wichtig.
Regelmäßig treffen sich die Mitglieder der GCL in einer Gruppe und tauschen ihre Lebens- und Glaubenserfahrungen aus. Sie sind einander Ergänzung und Korrektiv und unterstützen sich gegenseitig auf ihrem persönlichen Weg. Ihr Bemühen ist es, die Aufgaben des Alltags vom Glauben her zu verstehen, im Geist Jesu Entscheidungen zu treffen und zu handeln.
In der Diözese Passau gibt es derzeit mehrere Glaubensgruppen, die zur GCL gehören oder mit ihr in Verbindung stehen. Ein Diözesanteam leitet und koordiniert die Gemeinschaft in der Diözese Passau. Dazu gehören Dr. Johanna Skiba aus Bad Griesbach, Eva Weißenbach aus Burghausen sowie Brigitta Neckermann-Lipp aus Emmerting als Kirchliche Assistentin.
Die Wurzeln der GCL reichen über 400 Jahre zurück. Jesuiten gründeten damals an den Orten ihrer Tätigkeit Laiengruppen, später „Marianische Congregationen“ (MC-en) genannt, deren Mitglieder aus der Spiritualität des Ignatius von Loyola (1491 — 1556) lebten. Sie setzten sich in der Öffentlichkeit für den christlichen Glauben ein und betätigten sich caritativ. Ein Prozess der Erneuerung im Zugehen auf das Zweite Vatikanische Konzil führte zur Wiederentdeckung der Exerzitien als Lebensprinzip der Gemeinschaft. 1967 gaben sich die erneuerten Gruppen den Namen „Gemeinschaft Christlichen Lebens“.
Nach wie vor bilden die Exerzitien des Ignatius von Loyola und dessen Spiritualität die Quellen der GCL. Doch wer war eigentlich dieser Mann, der so wichtig für die GCL ist?
Das Leben und Wirken von Ignatius von Loyola lässt sich wie folgt zusammenfassen: Aus einem mutigen Soldaten, der für seine Ehre und um Ruhm kämpft, wird ein begeisterter Jünger Jesu Christi. Sein Geschenk: Die Geistlichen Übungen – die Exerzitien. In seinem Exerzitienbuch hat er die Erfahrungen seiner Gottsuche und Christwerdung zusammengefasst und sie anderen Menschen zur Verfügung gestellt. So gibt er eine „Anleitung“, Gott zu suchen und sich von Gott finden zu lassen.
Die ignatianische Spiritualität bedeutet:
Detaillierte und weiterführende Informationen zu Ignatius von Loyola gibt es natürlich direkt bei der GCL.
Der Körper braucht täglich Nahrung. Und so auch die Seele. Für die Menschen, die in der GCL leben oder ihr nahestehen, sind deshalb einige „Lebensmittel“ lebensnotwendig:
Etliche Begriffe der GCL und der ignatianischen Spiritualität sind nicht leicht allgemein verständlich. Deshalb hier der Versuch, einige zu erläutern.
Bindung
Die GCL ist eine „internationale öffentliche Vereinigung von Gläubigen päpstlichen Rechtes“, die in enger Verbindung mit dem Jesuitenorden steht. Das heißt, die GCL ist eine Gemeinschaft von Frauen und Männern, Laien und Priestern, die die ignatianische Spiritualität als den inspirierenden Geist für ihr Leben als Christen entdeckt haben. Die Verbundenheit mit der GCL wird unterschiedlich verwirklicht: In Freundschaft, in Mitgliedschaft und in Bindung.
Viele entdecken also die Spiritualität, die Lebensweise und die Gemeinschaft der GCL als ihre Berufung. Manche geben eine sehr persönliche und „verbindliche“ Antwort auf diese Berufung. Diese Antwort nennt die GCL „Bindung“. Die deutsche GCL sagt über die Entscheidung, sich an die GCL zu binden: „GCL als Glaubens‑, Wachstums- und Sendungsgemeinschaft ist für mich nicht mehr ein Weg, sondern nun mein Weg, die Beziehung zu Jesus Christus zu leben.“
Gruppentreffen
Die GCL trägt es schon im Namen: Sie will Gemeinschaft und so in der Kirche Kirche im Kleinen sein. Darum finden sich die meisten GCLer in Glaubensgruppen zusammen, um Leben und Glauben miteinander zu teilen. Sie wollen sich gegenseitig im Glauben ermutigen, miteinander die Freuden teilen, aber auch die Lasten des Lebens tragen helfen. Die Treffen finden regelmäßig statt. Damit das Vertrauen wachsen kann, gehört zu ihnen auch ein gutes Maß Verbindlichkeit. Die Gruppen von fünf bis sieben Personen haben verschiedene Elemente, die je nach Gruppe unterschiedlich akzentuiert sind:
Exerzitien
Exerzitien sind geistliche Übungen, um das Leben auf den Gott Jesu Christi hin zu ordnen, um auf Fehlhaltungen und Fehlorientierungen aufmerksam zu werden und durch Meditation und Gebet das zu entdecken, was Gott in das eigene Leben hineingelegt hat (Berufung).
Ignatitius gibt in seinen geistlichen Übungen die dynamische Kraft seines eigenen geistlichen Weges, auf dem er Jesus Christus als seinen Freund und Herrn entdeckt hat, weiter an andere. Sein Exerzitienbuch ist in ignatianischen Exerzitien ein Wegweiser beim betenden Nachdenken über die Bedeutung des eigenen Lebens, über unsere Beziehung zu Gott und den Menschen. Die Exerzitien werden so zu einem sehr persönlichen spirituellen Weg. Dieser Weg will den Menschen zur Annahme Gottes als dem bergenden Geheimnis des Lebens und zur Entdeckung der eigenen wahren Person in der Begegnung mit Jesus Christus führen. In diesem Prozess wird der Mensch auch mit seiner Zwiespältigkeit (Verletzungen, Sünden, Grenzen) konfrontiert und versucht sich für die Versöhnung und Heilung durch Gott zu öffnen. Das Ziel dieses Weges ist die Selbstwerdung, das Leben in der Gefährtenschaft Jesu Christi und das Hineinwachsen in das Sein für andere zum Lobpreis und Dienst Gottes.
Kirchlicher Assistent
Ein Kirchlicher Assistent/eine Kirchliche Assistentin ist in Deutschland einer diözesanen/regionalen Gemeinschaft zugeordnet. Er/Sie ist Mitglied des jeweiligen Leitungsteams. Im Austausch mit den anderen Mitgliedern dieses Teams und mit den Gruppenbegleitern gibt er Impulse für das geistliche Wachsen der ganzen Gemeinschaft und ermutigt die Mitglieder, „mehr und mehr den Wegen Gottes zu folgen – besonders durch die Teilnahme an Exerzitien“.
Auf Nationalebene gibt es einen Kirchlichen Assistenten (derzeit der Bischof von Augsburg) und einen Stellvertretenden Kirchlichen Assistenten (normalerweise ein Jesuit). Der Kirchliche Assistent hält Kontakt zur Deutschen Bischofskonferenz. Der Stellvertretende Kirchliche Assistent sorgt vor allem für den Kontakt und für den Austausch der diözesanen/regionalen Kirchlichen Assistenten im Hinblick auf das geistliche Wachstum der GCL.
Welttag
Überall auf der Welt treffen sich GCL-Gruppen (möglichst) am Fest „Verkündigung des Herrn“ (25. März), um sich zu begegnen, sich über ein Thema auszutauschen, zu beten und Gottesdienst zu feiern. Am „Welttag“ wird so spürbar, dass die vielen GCL-Gruppen, wo auch immer sie zuhause sind, zusammengehören. Wie die Kirche aus und in den Ortskirchen besteht, so ähnlich lebt die gesamte GCL aus und in den Gruppen vor Ort. Und umgekehrt genügen die lokalen und regionalen GCL-Gruppen nicht selbst, sondern sind offen für das Ganze, sind Teil des Ganzen. Eine Kollekte für ein von der Welt-GCL ausgesuchtes Projekt zeigt, dass alle GCLer, Mitglieder und Freunde, füreinander einstehen.
Neugierig geworden? Hier einige Links, die dabei helfen, mehr über die „Gemeinschaft Christlichen Lebens“ und die Dinge, die ihr wichtig sind, zu erfahren.
Dipl. Religionspädagogin (FH)