Bistum

Erste Synodalversammlung in Frankfurt eröffnet

Pressemeldung am 31.01.2020

Frankfurt 4729321 Stavros Kallis auf Pixabay

Mit einem feierlichen Gottesdienst ist die erste Synodalversammlung des Synodalen Weges der Kirche in Deutschland am 30. Januar 2020 im Frankfurter St. Bartholomäus-Dom eröffnet worden. 230 Synodale und rund 20 Beobachter aus dem benachbarten Ausland und der Ökumene zogen gemeinsam in den Dom ein.

Vie­le Gläu­bi­ge aus Frank­furt am Main nah­men an dem Got­tes­dienst teil. Der Vor­sit­zen­de der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz, Kar­di­nal Rein­hard Marx, rief in sei­ner Pre­digt dazu auf, den Syn­oda­len Weg als geist­li­chen Weg der Umkehr zu ver­ste­hen. Ich emp­fin­de den Syn­oda­len Weg als eine Ein­la­dung an uns, einen Per­spek­tiv­wech­sel vor­zu­neh­men und zu ler­nen. Es gibt kei­nen geist­li­chen Weg der Umkehr ohne Ein­sicht, ohne die Erkennt­nis eige­ner Irr­tü­mer, Kata­stro­phen, Kri­sen oder Wun­den, die einem zuge­fügt wur­den. Es gibt kei­nen Auf­bruch, kei­nen Neu­an­fang, kei­ne Neue­van­ge­li­sie­rung ohne eine sol­che Umkehr“, so Kar­di­nal Marx. Er füg­te hin­zu: Wir ver­trau­en auf das Erbar­men und die Treue Got­tes.“ Die­se Auf­fas­sung soll­te auch am Anfang des Syn­oda­len Weges ste­hen, eines jeden Lebens­we­ges: Wenn wir einen neu­en Weg gehen, brau­chen wir Mut! Und die­sen Mut spricht Gott uns zu! Gott ist grö­ßer als alles ande­re — in sei­ner Barm­her­zig­keit, in sei­ner Lie­be. Das gibt uns den Schwung und die Kraft, in schwie­ri­gen Situa­tio­nen und Her­aus­for­de­run­gen an die Treue Got­tes zu glau­ben, Mut zu fas­sen und neue Wege zu gehen.“

Ich emp­fin­de den Syn­oda­len Weg als eine Ein­la­dung an uns, einen Per­spek­tiv­wech­sel vor­zu­neh­men und zu lernen.”

Kardinal Reinhard Marx

Aus­drück­lich ging Kar­di­nal Marx auf den Miss­brauchs­skan­dal ein, der die gan­ze Kir­che zutiefst erschüt­tert habe. Nie­mand hät­te gedacht, dass es sol­che Abgrün­de in der Kir­che geben kön­ne. Die­ser Skan­dal muss uns in Gang brin­gen, aus den Erkennt­nis­sen der Ver­gan­gen­heit, auch durch die wis­sen­schaft­li­che Auf­ar­bei­tung des The­mas, zu ler­nen, nach vor­ne zu schau­en. Wir müs­sen zur Erkennt­nis der Sün­de und der Feh­ler der Ver­gan­gen­heit ste­hen. Ohne ein Hin­schau­en wer­den wir den geist­li­chen Weg der Zukunft nicht gehen kön­nen“, so Kar­di­nal Marx. Dazu gehö­re auch eine kri­ti­sche Betrach­tung der Macht, die Dienst sein soll. Es wäre ein star­kes öffent­li­ches Signal, ein Per­spek­tiv­wech­sel, wenn wir dar­stel­len könn­ten, was Macht und Dienst bedeu­ten, näm­lich nicht über ande­re zu herr­schen, son­dern das Mit­ein­an­der in der Kir­che zu zei­gen.“ Es lie­ge an uns, so Kar­di­nal Marx: Wir haben in der Ver­gan­gen­heit das Licht viel­leicht unter den Schef­fel gestellt. Fra­gen wir uns in die­ser Stun­de: Wie kön­nen wir es wie­der nach oben set­zen, damit es allen leuch­tet? Der Syn­oda­le Weg soll hel­fen, dass das Licht des Evan­ge­li­ums jedem leuch­tet, sicht­bar wird und Rich­tung gibt. Er ist ein Weg des Auf­bruchs, der Ermu­ti­gung, aber nie ohne inne­re Umkehr.“

Nach der Eucha­ris­tie­fei­er rief der Prä­si­dent des Zen­tral­ko­mi­tees der deut­schen Katho­li­ken (ZdK), Prof. Dr. Tho­mas Stern­berg, die Syn­oda­len dazu auf, eine Gesprächs­kul­tur in geschwis­ter­li­chem Geist zu ver­wirk­li­chen. Dazu braucht man Spiel­re­geln im Dia­log, der, wie Papst Fran­zis­kus betont, frei­mü­tig‘ geführt wer­den soll. Wir wol­len dis­ku­tie­ren, uns aus­tau­schen, debat­tie­ren. Dabei soll­ten wir ein­an­der nicht die Fröm­mig­keit abspre­chen“, so Stern­berg. Er appel­lier­te zu Respekt für die je ande­re Mei­nung und die Über­win­dung von Vor­ur­tei­len. Wir ver­mi­schen nicht die Wahr­heit des Glau­bens mit Fra­gen nach der Sozi­al­ge­stalt der Kir­che. Wir wol­len das Got­tes­volk in sei­ner Plu­ra­li­tät wahr­neh­men und zu Wort kom­men las­sen“, so der ZdK-Prä­si­dent bei der Eröff­nungs­ver­an­stal­tung im Frank­fur­ter Dom.

Prof. Stern­berg erin­ner­te dar­an, dass die Auf­de­ckung von sexu­el­lem Miss­brauch durch Geist­li­che und deren Ver­tu­schung in Deutsch­land vor genau zehn Jah­ren zu Erschüt­te­run­gen geführt hat, die den Syn­oda­len Weg erst ermög­lich­ten. Die­ser Skan­dal war Aus­lö­ser von Unru­he, Unzu­frie­den­heit und Ver­är­ge­rung, die bis in unse­re Kern­ge­mein­den hin­ein rei­chen“, hob Stern­berg her­vor. Treue Glie­der der Kir­che sind auf­ge­bracht, erwä­gen, der Kir­che den Rücken zu keh­ren. Es war wohl der Trop­fen, der ein Fass zum Über­lau­fen brach­te.“ Gleich­zei­tig ver­wies er auf den Ärger und die Ent­täu­schung dar­über, dass seit dem Ende der Sieb­zi­ger­jah­re maß­geb­li­che Refor­men lie­gen geblie­ben sind. Als Bei­spiel ver­wies er auf das The­ma der Par­ti­zi­pa­ti­on von Frau­en: Die inzwi­schen selbst­ver­ständ­li­che Teil­ha­be der Frau­en in Gesell­schaft, Wirt­schaft und Poli­tik muss in der Kir­che zu wirk­li­chen Refor­men füh­ren, deren Erör­te­rung nicht igno­riert und schon gar nicht ver­bo­ten wer­den kann.“

Die Erwar­tun­gen an den Syn­oda­len Weg, den wir nun ein­ge­schla­gen haben, sind trotz der eben­so ver­brei­te­ten Skep­sis sehr hoch! Wer­den wir ihnen gerecht! Bewei­sen wir die Kraft zum gemein­sa­men Han­deln!“, rief Stern­berg den Syn­oda­len zu. Die­se Ver­samm­lung ver­eint ganz unter­schied­li­che Men­schen: Kle­ri­ker im Bischofs‑, Pries­ter- oder Dia­ko­nen­rang, Ordens­leu­te, Diens­te der Kir­che und die vie­len aus Ver­ei­nen und Ver­bän­den, Diö­ze­san­rä­ten oder Wis­sen­schaft; Jun­ge und Alte, Haupt- und Ehren­amt­li­che, Frau­en und Män­ner, wir alle ver­tre­ten die Kir­che in Deutsch­land. Wir wol­len einen gemein­sa­men Pro­zess durch­füh­ren, der nicht von Stan­des- oder Frak­ti­ons­den­ken bestimmt wird. Alle, die hier ver­sam­melt sind, ver­bin­det die Sor­ge um unse­ren Glau­ben, um unse­re Kir­che.“ Letzt­end­lich gehe es uns nicht um die Kir­che, unter­strich Stern­berg: Sie hat die­nen­de Funk­ti­on. Es geht um den Glau­ben und sei­ne Wei­ter­ga­be. Dafür müs­sen wir aber unser eige­nes Haus renovieren.“ 

Der Syn­oda­le Weg, der von der Deut­schen Bischofs­kon­fe­renz und dem ZdK getra­gen wird, begann bereits am ers­ten Advent des ver­gan­ge­nen Jah­res. Die ers­te Syn­odal­ver­samm­lung dau­ert bis Sams­tag und fin­det im Domi­ni­ka­ner­klos­ter in Frank­furt statt.

Text: DBK / Syn­oda­ler Weg

Hier das persönliche Zeugnis von Bischof Dr. Stefan Oster SDB im Video - zur Verfügung gestellt von DOMRADIO.DE:

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