Als erstes haben sie schon mal den alten Ochsen aus dem Stall entfernt, weil seine sehr leibhafte Gegenwart doch sicher eine Zumutung für einen Messias wäre. Dann musste ausgemistet werden. Und was da nicht alles zutage kam! Mist der letzten Jahre. Frischer Mist. Eingetrockneter Mist. Mister, der Teil des Stallbodens geworden war. Und dann erst der viele Staub, die Hinterlassenschaften der verschiedenen Stallbewohner aus den letzten Jahren und ein Geruch, der erst am späten Nachmittag erträglich wurde. Als die Sonne untergegangen war, standen der Herbergswirt und seine Frau stolz vor ihrem Stall. Jetzt konnte dort der Messias geboren werden. Sorgsam verriegelten sie das Gebäude und gingen schlafen.
Als beide am nächsten Tag die Stalltür öffneten, hätte sie bald der Schlag getroffen. Eine beißende Duftnote begrüßte sie und als sich ihre Augen an die Düsterkeit gewohnt hatten, sahen sie ein Chaos, das noch schlimmer aussah als gestern. Nach einem Tag weiterer mühevoller Arbeit wird der Stall verriegelt. Doch am nächsten Morgen herrschte dort wieder pures Chaos.
Endlich kam der Tag, den der Engel den der Engel den beiden prophezeit hatte. Doch wieder standen sie trotz aller Mühe vor einem entsetzlichen Durcheinander. War es der Wirt oder doch etwa seine Frau, jedenfalls schallte es plötzlich „Der Ochse!“ durch den Stall. Den Ochsen, ja, den hatten sie doch vor ein paar Tagen in einen Verschlag gesperrt. Als er wieder an seinem angestammten Platz im Stall stand und genüsslich das Heu aus der Futterkrippe verschlang, da erschien ein armseliges Paar an der Stalltür mit Namen Maria und Josef, die um eine Unterkunft baten…
Weihnachten ist weniger ein perfektes MACHEN, sondern vielmehr ein SEHEN, WAHRNEHMEN und WERT-SCHÄTZEN in einem anderen, einem besonderen, in einem neuen Licht.
Text: Andreas Kindermann