
Seit 2000 Jahren geht sie um die Welt — die Botschaft von Jesu Auferstehung. Doch wie bei Dr. Faustus bleibt oft die Frage: „Die Botschaft hör ich wohl – allein mir fehlt der Glaube.“ Auch Thomas musste Jesus selbst begegnen, um glauben zu können. Worte bereiten vor – Glaube wächst in der Begegnung. Mehr dazu von Dompropst emeritus, Hans Striedl in seinem Impuls zum Sonntag.
Die Ostertage sind vorbei. Wir sind längst wieder in den Alltag zurückgekehrt. Im Evangelium an diesem Sonntag erleben wir die Jünger Jesu am See Tiberias:
Sie gehen ihrer Arbeit nach – wie früher – als Fischer. Mitten in ihrer Arbeit begegnen sie Jesus, dem Auferstandenen: Auf sein Wort hin, haben sie ihre Netze nach erfolgloser Nacht nochmals ausgeworfen – und jetzt hatten sie Erfolg und jetzt erkannten sie Jesus: Es ist der Herr!
Ihnen entgeht ein toller Beitrag!
Er, der den Tod überwunden hat, er überwindet hier auch die Resignation und die Mutlosigkeit der Jünger. Der Totgeglaubte schenkt ihnen neue Hoffnung. Am Ostermontag waren es die Emmausjünger, die den Auferstandenen erlebt haben, am vergangenen Sonntag war es Thomas, der zum Bekenntnis kam: Mein Herr und mein Gott! Heute begegnen weitere Jünger – mitten in der Arbeit – ihrem Jesus. Jetzt können auch sie mit-einstimmen in das Bekenntnis: Der Herr ist wahrhaft auferstanden! 2000 Jahre schon geht diese Botschaft um die Welt – doch immer auch der Kommentar des Dr. Faustus: „Die Botschaft hör ich wohl – allein mir fehlt der Glaube!“ Schauen Sie: Andere haben dem Thomas die Botschaft überbracht: Jesus lebt!
Aber diese Information hat ihn nicht überzeugt: Er mußte dem Auferstandenen selbst begegnen. d.h. Worte können den Glauben nur vorbereiten! Erst die Erfahrung des eigenen Lebens kann die Botschaft lebendig machen und zum Bekenntnis führen. Wie käme es sonst, dass junge Menschen in tausend Religions – stunden – über Gott und sein Werk unterrichtet – vielfach nicht zum Bekenntnis des Thomas durchstoßen: Mein Herr und mein Gott! d.h. Religiöse Unterweisung und christliche Verkündigung können nur die Zugänge eröffnen für die Berührungen mit dem lebendigen Christus in der Erfahrung des eigenen Lebens und in der Gemeinschaft der Glaubenden.
Die einfache Ordensfrau aus Indien – Mutter Teresa — hat es den Eltern von Erstkommunionkindern so erklärt: Ihr seid die einzige Bibel, die von euren Kindern heute noch gelesen wird — die leibhaftige Bibel! … d.h. die Kinder schauen sich unser Glaubensleben an und machen sich einen Reim darauf und sagen: „So wie meine Mama, wie mein Papa, so möchte ich auch einmal als Christ leben!“
Ein schöner Auftrag an uns alle!
Text: Dompropst em. Hans Striedl