Helmut A. Höfl hat die Ehe-, Familien- und Lebensberatung (EFL) im Bistum Passau als Gesamtleiter und Diözesanfachreferent 16 Jahre lang entscheidend mitgeprägt. Als versierter Fachmann war er in ganz Deutschland als Ansprechpartner gefragt. Bei seiner Verabschiedung in den Ruhestand wurde einmal mehr deutlich, wie wichtig dieser Beratungsdienst für die Kirche ist.
„Die EFL dockt unmittelbar an das Leben der Menschen an, die EFL-Berater geben Kirche ein Gesicht“, fasste Dr. Stefanie Kainzbauer in ihrem Festvortrag im Valentinssaal zusammen. Eindringlich machte die Abteilungsleiterin beim Diözesancaritasverband Würzburg deutlich, dass EFL Seelsorge im besten Sinne des Wortes sei. Die Kirche sei damit an Orten präsent, wo nicht die fertigen Antworten gefragt seien, wo es vielmehr darum gehe, Würde im Bruch menschlicher Beziehungen aufscheinen zu lassen. „Kirche eröffnet damit einen Raum für Ohnmacht“, so Kainzbauer, „Kirche ist in der Schwäche, in den Brüchen der Menschen da“. Die Berater würden den Menschen helfen, damit das Chaos nicht das letzte Wort habe, damit sie wieder in die Kraft kommen und Veränderung spürbar werde. „EFL ist Kernarbeit am Evangelium, das ist Kirche mit Bodenkontakt, da gibt es kein Ausweichen“, fasste die gebürtige Niederbayerin zusammen.
Seelsorgeamtsleiter Domdekan Dr. Hans Bauernfeind und die stellvertretende Seelsorgeamtsleiterin Helene Uhrmann-Pauli würdigten anschließend die Arbeit von Helmut Höfl. Es sei ein Glück für die Diözese Passau, dass Helmut Höfl mit seiner „menschlichen, theologischen, beraterischen und organisationsentwicklerischen Qualität unendlich viel gewirkt und erreicht“ habe, so Bauernfeind. Kurz ging der Seelsorgeamtsleiter auch auf Höfls Zeit als Pastoralreferent in der Pfarrei, im Seelsorgeamt und in der Gemeindeberatung ein und wies auf dessen führende Rolle bei der Entwicklung des PEP (Pastorale Entwicklung im Bistum Passau) hin.
Im Zentrum der Würdigung stand die EFL. Bauernfeind und Uhrmann-Pauli nannten als Wegmarken die Strukturreform von 2016, die Überführung der Honorarkräfte in Festanstellungen, die Einführung spezieller Beratungsangebote wie das sogenannte Blended Counseling, die Implementierung der Emotionsfokussierten Therapie (EFT) oder die Entwicklung des Ausbildungskonzeptes FamShip in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Schulwerk der Maria-Ward-Schulen. Helene Uhrmann-Pauli machte deutlich, wie sehr die Kurse der EFL ins Bistum hinein gewirkt hätten. „Diese Angebote trafen den Nerv der Zeit und der Menschen.“ Ausdrücklich dankte sie Höfl auch dafür, dass er seinen Nachfolger Diakon Christoph Kochmann über eine längere Zeit hin in seine neuen Aufgaben hinein begleitet habe. Bauernfeind ergänzte Höfls „unersetzliche Expertise“ bei der Begleitung von Betroffenen von sexuellem Missbrauch. Standards gesetzt habe Höfl auch im Umgang mit Betroffenen von geistlichem Missbrauch. Bauernfeinds Zusammenfassung: „Du bist ein biblisch-fundierter, spiritueller, gläubig-aufgeklärter Mensch, eloquent und zu starken Sprachbildern fähig, du vermagst komplexe Themen verständlich darzulegen, wirktest auf der Höhe der Zeit und warst und bist von beruflich-pastoralem Ethos beseelt.“
Zum Abschluss würdigte auch Generalvikar Josef Ederer den scheidenden Mitarbeiter:
„Ich danke dir für dein gesamtes Wirken, das von hoher Loyalität und Kompetenz geprägt war.”
Er freue sich, dass Höfl auch im Ruhestand Ansprechpartner beim Thema Geistlicher Missbrauch bleibe. Rainer Weißl und Petra Schmidt sagten im Namen des EFL-Teams Vergelt’s Gott und überraschten Helmut Höfl und seine Gattin Silvia mit Opernkarten und einem schönen Rosenstock.
In seinen Schlussworten bedankte sich Helmut Höfl für die gelungene Verabschiedung. Er ließ dabei aber auch Kritik an Erscheinugnsformen von Kirche anklingen. „Der Missbrauch von Macht steckt in der DNA der Kirche“, zitierte er seinen Studienfreund und jetzigen Bischof von Hildesheim, Heiner Wilmer. In der Arbeit mit Betroffenen des sexuellen und geistlichen Missbrauchs werde dies deutlich. Auch sprieße der „Ungeist des Klerikalismus“ nach wie vor. Und doch habe er auch eine ganz andere Seite von Kirche erlebt. Ihm seien Hierarchen mit viel „ehrlicher Selbstrelativierung“ begegnet und er habe viel Wertschätzung, Freundschaft und Zuwendung erfahren. Die EFL sei für ihn zum „heilenden Raum der Barmherzigkeit“ geworden. Hier habe er erfahren dürfen, dass Scheitern, Zerbrechen, Kapitulieren keine Katastrophe sei, sondern „dass im Aushalten und Mit-Tragen des Kreuzes das Licht kommt.“ Viel Wohlwollen gab er seinem Nachfolger Diakon Christoph Kochmann mit auf den Weg: „Ihr werdet den Christoph schätzen“, prophezeite er den Zuhörerinnen und Zuhörern.
Als passionierter Musiker hat Helmut Höfl nun mehr Zeit für seine Arbeit im Tonstudio in seinem Haus. Und er hatte bestimmt auch seine Freude am musikalischen Rahmen seiner stimmigen Verabschiedung. In der Kirche beeindruckten Heike Schlierf (Flöte), Johanna Petraschka (Kantorin) und Martin Bender (Kantor und Orgel), im Festsaal ließen die Gäste die Leo-Bigband unter Leitung von Michael Beck nicht ohne Zugaben und stehende Ovationen gehen. Die fleißigen Helferinnen und Helfer der K‑Schule Grubweg kümmerten sich schließlich um das leibliche Wohl der Gäste.
Text+Fotos: Wolfgang Krinninger/PBB