Für Familie und Betrieb

Tamina Friedl am 07.09.2021

Gruppenfoto LFB Foto: Helga Grömer
Das Team der Ländlichen Familienberatung im Bistum Passau: (v.l.) Brunhilde Brunlehner, Alfred Hainthaler, Monika Hopper, Margret Döberl, Helga Grömer, Alois Penninger, Sonja Jakubus und Ulrike Sauer

„Es ist so gut, dass Sie da sind. Sie helfen uns, das alles zu sortieren.“ In Rückmeldungen wie dieser findet Helga Grömer, hauptamtliche Leiterin der Ländlichen Familienberatung (LFB) im Bistum Passau, eine der wichtigsten Funktionen der LFB wieder: ordnen und Überblick schaffen. Seit mittlerweile 30 Jahren unterstützt die Beratungsstelle Familien und Einzelpersonen in der Landwirtschaft dabei, mit ihren ganz persönlichen Schwierigkeiten umzugehen und einen gemeinsamen Weg für die Zukunft zu finden.

Das Beson­de­re an der länd­li­chen Fami­li­en­be­ra­tung ist, dass es immer dar­um geht, Fami­lie und Betrieb irgend­wie mit­ein­an­der in Ein­klang zu bekom­men, weil man das in einem Fami­li­en­be­trieb nicht tren­nen kann.”

Helga Grömer, Leiterin der LFB

An die Länd­li­che Fami­li­en­be­ra­tung wen­den sich Men­schen, die haupt- oder neben­er­werb­lich in der Land­wirt­schaft tätig sind und in ihrem All­tag auf wirt­schaft­li­che oder fami­liä­re Pro­ble­me sto­ßen. Die The­men, mit denen sie an die Bera­tungs­stel­le her­an­tre­ten, sind dabei indi­vi­du­ell, bestimm­te Ten­den­zen las­sen sich jedoch fest­stel­len. In der Regel neh­me ich wahr, dass sich Kon­flik­te meist um Kom­mu­ni­ka­ti­on dre­hen“, erklärt Grö­mer. So beschäf­ti­gen gera­de Gene­ra­tio­nen­kon­flik­te, die Kom­mu­ni­ka­ti­on zwi­schen jung und alt, vie­le land­wirt­schaft­li­che Fami­li­en. Egal, ob per­sön­li­che Unge­reimt­hei­ten zwi­schen Vater und Sohn, Unstim­mig­kei­ten bei der Hof­über­ga­be oder ver­schie­de­ne Vor­stel­lun­gen von der Zukunft des Betriebs, gemein­sam ist den Kon­flik­ten meist der feh­len­de Über­blick der Betei­lig­ten: Das sind schwie­ri­ge Situa­tio­nen, in denen man manch­mal, wenn man mit­ten­drin steckt, über­haupt kei­ne Idee oder Per­spek­ti­ve hat: Wie und wo könn­te es denn wei­ter­ge­hen?“ An die­ser Stel­le set­ze die Länd­li­che Fami­li­en­be­ra­tung an, so erklärt Hel­ga Grö­mer. Ein Drit­ter, der die Situa­ti­on von außen betrach­tet, Fra­gen stellt und Rück­mel­dun­gen gibt, kön­ne neue Per­spek­ti­ven öffnen.

Ich kann nur allen Fami­li­en raten und wün­schen, die­ses Ange­bot zu nut­zen. Es ist eine Chan­ce, da macht man nichts verkehrt.”

Helga Grömer, Leiterin der LFB

Neben Hel­ga Grö­mer küm­mern sich sie­ben wei­te­re aus­ge­bil­de­te, ehren­amt­li­che Bera­te­rin­nen und Bera­ter um die Fami­li­en. Dabei sei es wich­tig, dass die Ehren­amt­li­chen selbst einen land­wirt­schaft­li­chen Hin­ter­grund haben und ver­mit­teln kön­nen: Ich ken­ne die­se Welt.“ Nach einer ers­ten Anmel­dung neh­men die meis­ten Fami­li­en oder Ein­zel­per­so­nen das Ange­bot in Anspruch, die Bera­tung direkt am eige­nen Hof durch­zu­füh­ren. Für Hel­ga Grö­mer sei es anfangs zunächst etwas befremd­lich gewe­sen, dort die Bera­tung durch­zu­füh­ren, wo die zu bera­ten­de Fami­lie sonst im All­tag arbei­tet. Ich mer­ke aber jetzt im Lauf der Jah­re, dass es einen hohen Wert hat, zu erle­ben, wel­cher Betrieb zu den Men­schen gehört, weil die Umge­bung ein­fach auch prägt und eine Men­ge aus­sagt. Zei­ge mir dei­nen Hof und ich sage dir, wie du lebst und arbei­test“, gibt sie heu­te zu den­ken. In der Regel emp­fiehlt Grö­mer min­des­tens drei Bera­tungs­sit­zun­gen, die meis­ten Bera­tun­gen erstre­cken sich jedoch über ein Jahr oder län­ger. Wich­tig sei es in jedem Fall, gleich zu Anfang mit allen Betei­lig­ten ein Bera­tungs­ziel festzulegen.

Im Sep­tem­ber fei­ert die Bera­tungs­stel­le nun ihr 30-jäh­ri­ges Bestehen im Bis­tum Pas­sau. In den ver­gan­ge­nen Jah­ren hat sich eini­ges ver­än­dert. Anfangs noch Schuld­ner­be­ra­tung und damit Anlauf­stel­le für von finan­zi­el­len Pro­ble­men gebeu­tel­te und unter Druck gesetz­te land­wirt­schaft­li­che Fami­li­en, lie­ge der Schwer­punkt laut Hel­ga Grö­mer heu­te ins­be­son­de­re auf dem Psy­cho­so­zia­len und der Kom­mu­ni­ka­ti­on untereinander.

Die Schul­den und das Finan­zi­el­le, das ist das eine, aber dahin­ter ste­hen eigent­lich immer fami­liä­re Tra­gö­di­en oder Pro­ble­me und Schwie­rig­kei­ten. Die­se Ver­zah­nung von Fami­lie und Betrieb war von Anfang an da.”

Helga Grömer, Leiterin der LFB

Wenn auch in den letz­ten drei Jahr­zehn­ten ähn­li­che The­men die Land­wir­te beschäf­tigt haben, so hat sich ihr Zugang dazu ver­än­dert: Was sich tat­säch­lich ver­än­dert hat, ist, dass sich land­wirt­schaft­li­che Fami­li­en viel selbst­ver­ständ­li­cher trau­en, zu sagen: Da ruf ich jetzt an, da las­sen wir uns hel­fen.‘“ Für die Zukunft erhofft sich Hel­ga Grö­mer genau das wei­ter­hin: einen offe­nen Umgang mit Schwie­rig­kei­ten in der Fami­lie und dem Betrieb und den Mut, um Hil­fe zu bit­ten. Vor allem aber wünscht sie sich eines: Glück­li­che Fami­li­en auf Betrie­ben, die gut laufen.“

Weitere Informationen finden Sie hier:

Ländliche Familienberatung

Auf dem landwirtschaftlichen Familienbetrieb prägt die Wechselwirkung von Familie und Betrieb den Alltag. Belastende Lebensumstände und Unklarheiten tragen dazu bei, dass Zufriedenheit und Erfolg auf der Strecke bleiben.

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