Eingangs seiner Predigt stellte Hauptzelebrant Guardian P. Norbert Schlenker fest, der Tag der Heiligsprechung von Bruder Konrad passe „vom Datum her sehr gut in diese Tage im Monat Mai, an denen wir in der franziskanischen Familie verschiedene Heilige feiern, vor allem einfache Kapuzinerbrüder“.
Womit der Bogen geschlagen wäre zum einfachen Klosterpförtner Konrad von Parzham. Dessen Heiligsprechung am 20. Mai 1934 – damals war es der Pfingstsonntag – sei „mit Blick auf den Machtwechsel in Deutschland nicht nur als höchste Anerkennung eines modellhaften Lebens, sondern auch als politische Provokation und als deutliche Kritik am Machtwahn des Nationalsozialismus zu verstehen“, schilderte P. Norbert.
Dem elitären Rassenwahn der Nationalsozialisten werde die Geschwisterlichkeit eines schlichten Kapuziners entgegengestellt, ihrem Machthunger die dienstfertige Mitmenschlichkeit des Bruders, der Ideologie der arischen Selbstverherrlichung die christliche Ehrfurcht vor Gott und jedem Menschen.
Die Feier eines franziskanischen Bruders, eines schlichten Gottesmannes und Menschenfreundes, habe aber auch zur Folge gehabt, dass das Nazi-Regime seine Maske gänzlich verlor und seine Repressionen offen gegen das Volk richtete. Jedoch, so P. Norbert: „Der neue Heilige aber wirkte weiter von Altötting aus, wo er begraben ist und noch mehr vom Himmel her, als mächtiger Fürsprecher für unseren Gnadenort und darüber hinaus.“
P. Norbert schloss seine Predigt mit den Worten: „Wir Kapuziner sind dankbar, ein so großartiges Vorbild und einen so mächtigen Fürsprecher im Himmel zu haben und auch unsere Wallfahrtsstadt Altötting darf dankbar sein für ihren Stadtheiligen und die Wallfahrer und Pilger sind dankbar, neben der Gnadenmutter eine weitere Anlaufstelle an diesem unseren Gnadenort zu haben, einen Heiligen, der die Menschen versteht und dessen brüderlich-franziskanisch-menschliche Zugewandtheit auch heute noch erfahrbar ist.“
Autor: Wolfgang Terhörst / Altöttinger Liebfrauenbote