Im Rahmen der Herbstvollversammlung des Diözesanrats des Bistums Passau am 16./17. Oktober in Spectrum Kirche Passau-Mariahilf wurden die neuen Leitlinien für Ökologie und Ökonomie vorgestellt. Einen Einblick in Inhalt und konkrete Umsetzung haben Generalvikar Josef Ederer, Diözesanratsvorsitzender Markus Biber und Umweltreferent Josef Holzbauer gegeben.
„Freude und Hoffnung, Trauer und Angst der Menschen heute — als pilgerndes Volk unterwegs“. Unter diesem Motto stand die Herbst-Diözesanratsvollversammlung am 16./17. Oktober 2020 in Spectrum Kirche Passau-Mariahilf. Dieses Mal trafen sich die Mitglieder des höchsten Laiengremiums im Bistum Passau unter Corona-Bedingungen in besonderer Form, anders als gewohnt und in kleinerem Kreis. Corona prägte die Versammlung, auch inhaltlich. So diskutierten die Ratsmitglieder am ersten Versammlungstag die Auswirkungen der Pandemie auf Pfarreien und Seelsorge im Bistum Passau.
Neue Leitlinien
Zentral am zweiten Versammlungstag war die Präsentation der „Leitlinien für Ökologie, Gemeinwohlökonomie und weltweite Entwicklungszusammenhänge im Bistum Passau“ durch Generalvikar Josef Ederer und Diözesanratsvorsitzenden Markus Biber. Damit wurde das Werk der Arbeitsgruppe „Laudato si“ der Öffentlichkeit präsentiert. Sie hatte seit 2017 ein Gesamtkonzept mit Impulsen für Klimaschutz, faires und nachhaltiges Wirtschaften sowie weltweite Entwicklungsverantwortung im Bistum entwickelt. Dieses Gesamtkonzept in Form der neuen Leitlinien sind ganz im Sinne der Papst-Enzyklika „Laudato si“ von 2015 und der aktuellen Enzyklika von Franziskus mit dem Titel „Fratelli tutti“. Sichtlich erfreut über das Resultat zeigt sich Generalvikar Josef Ederer: „Was mir am besten daran gefällt, ist schon einmal der Titel: Alles ist mit allem verbunden. Er umschreibt so passend, was uns derzeit zum Nachdenken und Umdenken anregt“, so Ederer. Klimaschutz weltweit und Schöpfungsverantwortung seien ein großes gesellschaftliches Thema. Genau hier setzten die Leitlinien an. Sie enthielten viele verschiedene Maßnahmen, große wie kleine, wie Klima- und Umweltschutz und die Gemeinwohlökonomie im Bistum Passau vorangetrieben werden könnten. „Ich denke, es braucht neben dem Papier und den guten Worten, die immer wieder gesagt werden, jetzt ganz konkrete Schritte des Tuns“, betonte der Generalvikar. Und weiter: „Je konkreter diese Schritte sind, desto schneller und besser können wir auch das ein oder andere auch umsetzen.“ Hinsichtlich der erfolgreichen Umsetzung in den Pfarreien stimmte er sich sehr zuversichtlich. Viele seien bereits sehr aktiv unterwegs und engagierten sich im Klimaschutz. „Vielleicht ist das auch eine Anregung, best-practice-Beispiele für andere Pfarreien. Ich bin überzeugt, dass es Nachahmer in verschiedensten Bereichen geben wird.“
Dass die Leitlinien ein Herzensanliegen des Diözesanrats sind, betonte der Vorsitzende Markus Biber. Schöpfungsbewahrung und Menschenwürde sei schließlich eine Grundhaltung des Christ-Seins. „So ist es nur eine logische Konsequenz, dass wir das hier in der Diözese und insbesondere auch im Diözesanrat, aber auch in den Pfarreien, jeweils aufgreifen. Deswegen sind uns die Leitlinien auch ein solch großes Anliegen.“ Unbedingt brauche es hierbei das Engagement der Pfarrgemeinderäte und Kirchenverwaltungen, die konkrete Maßnahmen in ihren Pfarreien vor Ort initiierten.
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Neue Leitlinien - Konkrete Umsetzung
Einen Einblick in Teilbereiche und Inhalte der Leitlinien gab der Umweltreferent der Diözese, Josef Holzbauer, im Anschluss an die Präsentation. Bildung und Globales Lernen; Bauen, Energie und Ressourcen; nachhaltiges Wirtschaften und Einkaufen; Grund und Boden; Büro und Beschaffung; Verkehr und Mobilität; globale Verantwortung und Weltkirche sind die übergeordneten Bereiche im Einzelnen. Der Titel der Leitlinien „Alles ist mit allem verbunden“ stünde dafür, dass für Ökologie und Ökonomie unbedingt ein globales Denken mit Blick auf die eine Weltkirche notwendig sei und auf lokaler Ebene beginne, so Holzbauer. Die Leitlinien bildeten einen Rahmen für gelingenden Klima- und Umweltschutz im Bistum und dazu gehörten neben den großen Maßnahmen, wie beispielsweise die Umstellung auf regenerative Energien auch Maßnahmen im Kleinen, wie fair gehandelter Kaffee und die Verwendung von Recycling-Papier. „Da gibt es viele, viele Entwicklungsschritte, beispielsweise Klimaneutralität im Bistum zu erreichen. Aber solche Ziele brauchen wir“, so der Umweltreferent. Er appellierte an die Ratsmitglieder: „Bitte drängen Sie darauf, dass sich Ihre Pfarreien bewusst für einzelne Maßnahmen wie beispielsweise regenerative Energien entscheiden.“ Die Leitlinien ließen viel Raum für Kreativität. Die sei bei der konkreten Umsetzung der Maßnahmen auch unbedingt gefragt. Er ermutigte die Dekanats- und VerbandsvertreterInnen, viele eigene Ideen in den Pfarreien vor Ort zu entwickeln.
Gemeinwohlökonomie
Die neuen Leitlinien gehen weit über Klima- und Umweltschutz hinaus. Der Begriff „Gemeinwohlökonomie“ steht aus gutem Grund im Titel. Sie ist ein ganz zentraler Aspekt der Leitlinien. „Bei der Gemeinwohlökonomie geht es ganz stark um Menschenwürde, beispielsweise um Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit in den Lieferketten“, erklärt Josef Holzbauer. Auf gerechte Löhne und Preise müsste bei jedem Einkauf geachtet werden. „Deshalb sind unsere Leitlinien nicht nur ökologische Leitlinien. Sie sind Leitplanken für soziale, gemeinwohlorientierte Entwicklung. Dafür wollen wir im Bistum stehen.“
Die neuen Leitlinien zum Download
Rund um das Thema „Laudato si“ im Bistum Passau
Entwicklungen im Bistum
Generalvikar Josef Ederer informierte schließlich über Entwicklungen zum synodalen Weg, Strategiepapier, Erneuerungsprozess und Visitation. Hinsichtlich des Erneuerungsprozesses zeigte sich Ederer zufrieden: „Da sind wir gut unterwegs“. Diesbezüglich betonte er auch, dass es künftig immer wichtiger werden würde, Kräfte zu bündeln und Ressourcen zu schonen. „Es geht darum, genau zu schauen, was uns als Kirche von Passau in Zukunft wichtig ist und was es braucht“, so der Generalvikar. Zu den Visitationen in den Dekanaten merkte er an, dass diese fortgeführt würden, sobald es Corona wieder zuließe. Aktuell müsste hier leider pausiert werden.
Ausblick
Einen Ausblick auf die Frühjahrsvollversammlung 2021 gab der Vorsitzende Markus Biber. Politische Themen, gerade auch vor dem Hintergrund der Bundestagswahlen, und sozialpolitische Themen hinsichtlich der neuen Papst-Enzyklika „Fratelli tutti“ werden Impulsgeber für die konkrete Themenwahl sein.